Der Sommer hat uns eine kleine Energiepause gegönnt – milde Temperaturen, geringe Heizkosten, entspannte Gemüter. Doch mit der kalten Jahreszeit rückt auch die Sorge zurück, die viele Besitzer älterer Immobilien kennen: „Wie lange macht unser alter Öl- oder Gaskessel noch mit?“ Ein Blick in den Technikraum reicht oft schon, um das flaue Gefühl zu bestätigen. Wer vorausschauend plant, denkt jetzt an einen Heizungstausch – nicht erst im Havariefall.
Einige Eigentümer haben bereits reagiert und die alte Öl- oder Gasheizung durch ein neues, fossiles Modell ersetzt. Doch aufgepasst: Nach dem Gebäudeenergiegesetz (GEG §71 Abs. 11) ist vor dem Einbau einer solchen Anlage eine Pflichtberatung durch eine qualifizierte Fachkraft erforderlich. Diese soll über die Auswirkungen der kommunalen Wärmeplanung und über mögliche finanzielle Risiken – insbesondere durch steigende CO₂-Preise – aufklären. In der Praxis wurde diese Beratung allerdings oft vernachlässigt. Mit potenziell teuren Folgen.
Denn eine „vorschnell“ eingebaute Heizung auf fossiler Basis kann langfristig zur Kostenfalle werden. Das zeigt ein Blick auf aktuelle Zahlen:
CO₂-Bilanz im Bestand – ein Rechenbeispiel
Ein Einfamilienhaus mit 156 m² und einem Jahresbedarf von 170 kWh/m² verursacht:
- mit einer Ölbrennwertheizung rund 9 Tonnen CO₂
- mit einer Gasbrennwertheizung rund 6,7 Tonnen CO₂
Schon ab 2026 schlagen diese Emissionen mit Zusatzkosten zu Buche – etwa 693 € pro Jahr bei Öl und 515 € bei Gas, Tendenz stark steigend. Mit Einführung des EU-Emissionshandels (ETS 2) ab 2027 könnten die Preise sogar noch schneller klettern, als bislang prognostiziert.
Technologieoffen – aber nicht effizient gleich effizient
Im Zuge der politischen Debatte rund um das GEG wurde viel über „Technologieoffenheit“ gesprochen – oft im Zusammenhang mit dem Hoffnungsträger Wasserstoff. Doch nicht jede theoretisch mögliche Energieform ist auch wirtschaftlich sinnvoll einsetzbar. Hier ein Vergleich:
Grüner Wasserstoff (aus erneuerbarem Strom):
- 1 kWh Strom ergibt durch Elektrolyse ca. 0,6 kWh nutzbare Wärmeenergie
Stromdirektheizung:
1 kWh Strom = 1 kWh Wärme
Luft-Wasser-Wärmepumpe:
1 kWh Strom liefert 2 bis 5 kWh Wärme
Fazit: Wärmepumpen nutzen elektrische Energie am effizientesten – sie vervielfachen die eingesetzte Energie je nach Effizienz und Gebäudestruktur.

Passt die Wärmepumpe zu jedem Haus?
Nicht jedes Bestandsgebäude ist automatisch für eine Wärmepumpe geeignet. Dämmstandard, Heizkörperdimensionierung und Standort spielen eine Rolle. Deshalb lautet der wichtigste Rat: Frühzeitig informieren!
Wenden Sie sich an:
- Heizungsfachfirmen mit herstellerunabhängigem Angebot
- Planungs- oder Ingenieurbüros für technische Gebäudeausrüstung (TGA)
- Energieberater aus der Energie-Effizienz-Expertenliste: energie-effizienz-experten.de
Unser Tipp: Nutzen Sie die Übergangszeit vor der Heizperiode, um sich Klarheit zu verschaffen. Wer jetzt plant, profitiert nicht nur von mehr Auswahl und Beratung – sondern auch von besseren Chancen auf staatliche Förderungen.
Ihr Fahrplan zur neuen Heizung:
In 10 Schritten zur zukunftsfähigen Wärmeerzeugung
Wer seine alte Heizung ersetzen will, steht vor vielen Fragen. Damit Sie gut informiert und sicher durch den Entscheidungsprozess kommen, haben wir für Sie einen übersichtlichen 10-Punkte-Plan zusammengestellt – von der ersten Beratung bis zur finalen Inbetriebnahme.
- Kompetente Beratung sichern
Beauftragen Sie einen erfahrenen TGA-Fachplaner oder einen zertifizierten Energie-Effizienz-Experten. Diese Profis begleiten Sie durch den gesamten Prozess – fachlich fundiert und unabhängig.
- Vor-Ort-Termin mit Bestandsaufnahme
Beim ersten Besuch analysiert der Experte Ihr Gebäude: Welche Bauweise liegt vor? Welche Heiztechnik ist installiert? Wie sind die räumlichen Bedingungen? Alles fließt in die weitere Planung ein.
- Heizbedarf exakt ermitteln
Jetzt wird’s technisch: Mithilfe einer sogenannten raumweisen Heizlastberechnung nach DIN/TS 12831 wird der individuelle Wärmebedarf jedes Raumes berechnet – die Grundlage für eine passgenaue Lösung.

- Die passende Technik finden
Welche Heizsysteme sind möglich – und welche sinnvoll? Der Berater prüft, welche Technologien für Ihr Haus in Frage kommen. Dabei werden auch Fördermöglichkeiten, Effizienz, Umweltverträglichkeit und künftige Betriebskosten berücksichtigt. Auch der sogenannte hydraulische Abgleich des Rohrnetzes wird berechnet.
- Planung Ihrer neuen Heizungsanlage
Die Wärmeerzeugung wird genau auf Ihr Gebäude abgestimmt – inklusive Aufstellungsort, technischer Vorgaben und ggf. Schallschutzberechnungen bei dichter Bebauung.
- Stromanschluss und Smart Meter bei Wärmepumpe
Wenn eine Wärmepumpe zum Einsatz kommt, wird die Anschlussmöglichkeit mit dem Stromversorger geklärt – inklusive Planung für einen separaten Stromzähler (Smart Meter) zur genauen Verbrauchserfassung.
- Handwerksangebote einholen & Auftrag vergeben
Jetzt wird es konkret: Holen Sie Angebote ein und wählen Sie eine Heizungsfirma aus. Der Vertrag sollte eine Klausel enthalten, dass der Auftrag abhängig von einer Förderzusage vergeben wird.
- Förderung beantragen – Zuschüsse sichern
Der Energie-Effizienz-Experte unterstützt Sie beim Antrag auf Fördermittel, z. B. über das KfW-Programm 458 für den Heizungstausch. Er erstellt die notwendige „Bestätigung zum Antrag“ (BzA) – Grundlage für Zuschüsse von bis zu mehreren tausend Euro.
- Umsetzung & Abschlussdokumentation
Während der Bauphase begleitet der Experte die Arbeiten, kontrolliert die Umsetzung und erstellt nach Fertigstellung die „Bestätigung nach Durchführung“ (BnD) – Voraussetzung für die Auszahlung der Förderung.
- Fertig! Freuen Sie sich über Ihre neue Heizung
Sie haben es geschafft: Ihre neue Wärmeerzeugungsanlage ist betriebsbereit – effizient, umweltfreundlich und fit für die Zukunft.
Gut zu wissen:
Jedes Gebäude ist anders. Deshalb gilt: Kein Heizungstausch „von der Stange“. Eine individuelle Beratung ist unverzichtbar, um die optimale Lösung für Ihre Immobilie zu finden – technisch, wirtschaftlich und förderrechtlich.
Ein Beitrag von Harald Hetwer
Er ist seit über 30 Jahren als Fachplaner für technische Gebäudeausrüstung TGA tätig. Hetwer arbeitet als Gebäudeenergieberater und Energie-Effizienz-Experte sowie VDI gepr. Wärmepumpenexperte nach VDI4645 (PE – Planer und Errichter) im schwäbischen Murr.
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