Wie KI, Cashflows und Strukturwandel die Märkte prägen

Tech-Rally, KI-Boom, Cashflow-Könige: Ist das das Comeback der 1990er? Oder erleben wir gerade den Beginn von etwas ganz anderem?

(Bildquelle: NVIDIA Presse)

Liebe Leserinnen und Leser,

kennen Sie das Gefühl, wenn man im Supermarkt vor dem Regal steht, die Verpackungen schreien “Neu! Besser!“ und doch denkt man: Irgendwie habe ich das alles schon mal gesehen? Willkommen an der New Yorker Wall Street im Oktober 2025.

US-Aktien befinden sich nun im vierten Jahr eines beeindruckenden Bullenmarktes. Seit den Tiefstständen im Oktober 2022 hat der S&P 500 rund 80 Prozent zugelegt, wie Marcus Weyerer von Franklin Templeton in einem aktuellen Kommentar schreibt.

Wer jetzt denkt: “Das ist doch wie zur Dotcom-Zeit!”, liegt daneben – zumindest, wenn man den Analysten glauben mag. Die Geschichte wiederholt sich nicht, sie reimt sich nur. Und momentan klingt der Reim ziemlich technologisch: KI statt Klingelton.

Rekorde ohne Rausch?

Anders als zur Jahrtausendwende erleben wir derzeit keinen euphorischen Hype, sondern eine Aufschwungphase, die fast schon unheimlich diszipliniert wirkt. Gewinne wachsen, Bilanzen sind solide, die Fed schäumt nicht über. Statt “Buy the dip” herrscht (zumindest unter professionellen Investoren) “Buy the Balance Sheet”.

Laut aktuellen Daten haben rund 70 Prozent der US-Unternehmen im letzten Quartal die Gewinnerwartungen übertroffen. Die Schätzung fürs Gewinnwachstum 2025 liegt bei satten 11,9 Prozent, für 2026 sogar bei 13,2 Prozent.

Und ja, die Mega-Caps spielen wieder die erste Geige. Microsoft, Alphabet (WKN: A14Y6H / ISIN: US02079K1079), Amazon & Co. sind keine Einhörner mehr, sondern Kapitalmaschinen. Ihre Investitionen in KI und Infrastruktur treiben das Wachstum, stützen die Börsenstimmung und lassen sogar den Vergleich mit Flugzeugträgern hinken. Denn heute dominieren nicht mehr Waffen, sondern Rechenzentren.

Disziplin statt Dotcom

Was die aktuelle Marktphase so bemerkenswert macht: Sie ist alles andere als euphorisch. Benjamin Bente von Vates Invest bringt es auf den Punkt. Angst hat Gier ersetzt und genau darin liegt die Chance. Während in der Dotcom-Zeit Ideen finanziert wurden, die noch keinen Cent verdient hatten, stemmen heute Tech-Konzerne Milliardenprojekte aus eigener Kraft. Keine Schuldenexzesse, keine heißluftgefüllten Businesspläne, sondern ganz altmodisch: Substanz.

Hinzu kommt ein spannender Strukturwandel: Erstmals seit dem Zweiten Weltkrieg basiert das US-Wachstum nicht mehr vorrangig auf Konsum, sondern auf produktiven Investitionen. In der ersten Jahreshälfte 2025 trugen KI-Investitionen mehr zum realen BIP-Wachstum bei als der private Konsum. Das ist keine Modeerscheinung, sondern ein Paradigmenwechsel.

Wie lange geht das gut?

Diese Frage stellt sich natürlich jeder. Der aktuelle Aufschwung ist zwar fundamental unterlegt, aber natürlich nicht frei von Risiken. Geopolitische Spannungen, Handelszölle, Inflation oder eine unfreundliche Fed könnten jederzeit für Unruhe sorgen. Aber: Historisch betrachtet enden Bullenmärkte selten an Altersschwäche. Meist braucht es einen externen Schock und davon ist derzeit (noch) keiner in Sicht.

Was bleibt also? Eine Börse, die funktioniert, aber keine Einbahnstraße ist. Eine Rally, die getragen wird von Unternehmen mit echtem Rückenwind und Anlegern mit kühlem Kopf. Wer jetzt erwartet, dass die Kurse einfach durch die Decke gehen, wird vermutlich enttäuscht. Aber wer auf Qualität, Technologieführer und finanzielle Solidität setzt, dürfte weiter belohnt werden.

Das marktEINBLICKE-Fazit

Die aktuelle Phase an den US-Märkten mag spektakulär erscheinen, ist aber erstaunlich bodenständig. Gerade deshalb eignet sie sich hervorragend für den langfristigen Vermögensaufbau. Wer da in Baustein-Aktien investiert – also solide, bewertbare, innovationsstarke Unternehmen mit robustem Cashflow – baut sich Stück für Stück ein Depot, das nicht auf Stimmungen, sondern auf Substanz basiert. Das ist in Zeiten wie diesen, Gold wert.

In diesem Sinne,

Ihre marktEINBLICKE-Herausgeber
Christoph A. Scherbaum & Marc. O. Schmidt

P.S. Alle Daten der Daten der kommenden Handelswoche und Prognosen finden Sie in unserem Wirtschaftskalender.