Neue Jahrestiefs im DAX zum zweiten Advent

Bildquelle: Pressefoto Deutsche Börse AG

Mein DAX-Rückblick auf die letzte Wochenanalyse fällt eindeutig aus. Die dort skizzierte Range wurde mit einem großen GAP auf der Oberseite zum Wochenstart bereits verlassen:

 

DAX- Chartanalyse KW49 mit Vergleich zu Dow Jones
DAX- Chartanalyse KW49 mit Vergleich zu Dow Jones

 

Dabei sah alles zu Beginn so toll aus. Zur Eröffnung über 11.500 Punkten sah alles nach Ausbruch aus. Der DAX (ISIN DE0008469008 | WKN 846900) startete direkt am kleineren Abwärtstrends im Tageschart, den ich hier in rot erneut skizziere:

 

 

Einen Ausbruch schaffte er jedoch nicht. Im Hoch erreichten wir die Peaks aus November, wie auf meinen Kanälen zeitnah dargestellt:

 

Hier bot sich eine erste Short-Order in der Ermüdung des Ausbruchs an. Zur Nachvollziehbarkeit hatte ich dies einmal hier dokumentiert und lege den Trade auch kurz in dieser Wochenanalyse noch einmal anschaulich dar:

 

Der Stopp konnte bei Signal 2 dann entsprechend nachgezogen werden:

 

 

Mit dem Bruch der 11.460 war auch das Eröffnungsniveau vom Montag unterschritten und der Impuls als Bullenfalle enttarnt worden. Die Stimmung drehte somit komplett von Euphorie zum Wochenstart auf Abgabedruck im weiteren Verlauf. Der erste große Rutsch fand am Dienstag statt und lies das GAP komplett schließen:

 

 

Hintergrund des ersten Impulses war die erhoffte Einigung im Handelsstreit zwischen China und den USA beim G20-Treffen und deren Frist von 90 Tagen – eine Art “Waffenstillstand”. Doch bei genauerer Prüfung erschienen den Marktteilnehmern die 90 Tage für ein so komplexes Thema als zu kurz. Nicht förderlich war dabei der Tweet von US-Präsident Donald Trump im Nachgang, entweder einen guten Deal zu machen oder keinen. Hier stehen also beide Machthaber enorm unter Druck und damit auch die Aktienmärkte, welche direkte Belastungen durch die Zölle spüren dürften.

 

So näherte sich der DAX erneut seinem Jahrestief an. Als am Mittwoch an der Wall Street wegen der Beerdigung des Ex-Präsidenten Bush kein Handel stattfand, suchte Europa nach einer Orientierung. Mehr als eine kurzfristige Erholung war es jedoch nicht und bereits zum Ende des Handelstages war die Zwischenerholung aufgezehrt. Auch hieraus ergab sich eine spannende Trading-Situation:

 

 

Über Nacht gab es dann den zweiten großen Impuls der Handelswoche. Eine Meldung zur Festnahme der Huawei-Chefin verschlechterte laut n-tv das Sentiment in Richtung Zollstreit-Einigung erneut. Die Folge war diesmal ein GAP auf der Unterseite mit einem schnellen Test des DAX-Jahrestiefs. Im klassischen Trend unterschritt der Markt diesen Punkt ohne große Gegenwehr und visierte tiefere Regionen an. Dabei war die runde Marke von 11.000 Punkten aus Sicht der Charttechnik keine Unterstützung, wie man hier noch einmal sehen kann:

 

 

Die Marke wurde am Freitag nicht noch einmal erreicht. So setzte sich der Wochentrend entsprechend auch am Freitag fort und sorgte für einen XETRA-Schlusskurs auf Wochentief.

 

 

In Summe verlor der DAX 750 Punkte und verbucht damit im Dezember ein aktuelles Minus von mehr als 4 Prozent. Die Vola war auch im Dow Jones zu sehen, welcher ebenfalls starke Volatilität zeigte:

Wie mutet sich dies im großen Chartbild an?

 

Die Tendenz im Tageschart des DAX bleibt eindeutig, wie folgende Trendlinien aufzeigen:

 

 

Das neue Jahrestief notiert auf dem ersten Zielniveau, was immer wieder in meinen Analysen des großen Bildes benannt wurde:

 

Ein schneller Fall auf 10.800 Punkte als obere Begrenzung eines Handelsbereichs, den wir im Jahr 2016 ausgeprägt hatten, wäre dabei für mich das erste Ziel.

 

(Altes Chartbild):

 

 

Als Update im Wochenchart ist diese alte Range nun gut zu sehen und nachbörslich mit der Indikation von XTB nahe 10.700 Punkten auch als “erreicht” markiert:

 

 

Da hier wohl keine Schieflagen oder alte Positionierungen aus dem Terminmarkt existieren dürften, können wir zwar diese Bandbreite bis hinab zu 10.380 Punkten im Hinterkopf behalten – eine prägnante Orientierung ist es jedoch für den kurzfristigen Handel nicht.

 

Hierzu suche ich vielmehr im kurzfristigen Chartbild nach entsprechenden Signalen. Dabei ist der dominante Trend wie beschrieben noch immer Short. Er zog sich über die gesamte Handelswoche hinweg:

 

 

Ein positiver Impuls könnte hierbei zwar bis an die 10.900 Punkte im ersten Schritt und damit bis zu dieser fortgeführten Trendlinie führen, würde aber das Gesamtbild nicht ändern. Erst ein Sprung über diese Linie gilt unter Charttechnikern als Kaufsignal:

 

 

Aufgezoomt wird der Bereich noch deutlicher sichtbar. Konkret endet er erst über 10.940 Punkten und unterstreicht noch einmal, dass solche Marken relevanter sind, als optisch runde Marken wie die 11.000er.

 

 

Es dürfte auf jeden Fall auch in der kommenden Wochen wieder volatil werden bzw. volatil bleiben. Enttäuschte Hoffnungen der Anleger auf eine Jahresendrallye treffen hier auf Zinsängste und besorgte Blicke seitens der Anleihenmärkte in den USA. Dies dürfte uns wohl nicht nur zum Jahresende, sondern weit darüber hinaus beschäftigen.

 

Behalten Sie zudem in der neuen Handelswoche die EZB-Sitzung und die Abstimmung zum Brexit im Britischen Parlament im Auge.

 

Viel Erfolg wünscht Ihnen Andreas Mueller (Bernecker1977)

 

Risikohinweis: Der Handel mit Finanzprodukten ist risikoreich. Sie können Ihr eingesetztes Kapital verlieren. Diese Analyse ist keine Handelsempfehlung und enthält lediglich unverbindliche Analysen und Prognosen zu den gegenwärtigen und zukünftigen Marktverhältnissen. Sämtliche in dieser Publikation getroffenen Angaben dienen der Information. Sie dürfen nicht als Angebot oder Empfehlung für Anlageentscheidungen verstanden werden.

 

 

andreasmuellerAndreas Mueller ist unter dem Pseudonym „Bernecker1977“ als Trader, Referent und Coach seit 2001 aktiv. Er handelt seit rund 20 Jahren Indizes, Devisen und Rohstoffe an der Börse mit Futures, Derivaten und CFDs. Dabei basiert sein Trading auf Sentimentdaten und Charttechnik. Als studierter Diplom-Kaufmann streut Andreas Mueller seine Erfahrungen u.a. auf wallstreet-online seit dem Jahr 2005 in den „Tages-Trading-Chancen“ ein und ist dort Ansprechpartner für alle börsenrelevanten Fragen. Auf markteinblicke.de analysiert er den DAX mit Hilfe der Charttechnik. Weitere Informationen erhalten Sie in seinem Facebook-Kanal und auf seinem Blog www.bernecker1977.de

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Bildquellen: Andreas Mueller / Pressefoto Deutsche Börse AG