Sell the Rally!

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Sell the Rally! Wahrscheinlich wird uns dieses Thema bzw. diese Herangehensweise noch längere Zeit begleiten. Dies ist typisch für einen Bärenmarkt und gilt über fast alle Zeitebenen.

Sollte sich dieses Muster durchsetzen, wäre dies der Beleg für eine  Baisse. Ich halte übrigens nicht viel von Bärenmarkt-Definitionen über einen 20 %-Rückgang-Ansatz. Das Marktverhalten ist für mich entscheidend. Als der US-Markt im Oktober 1987 beispielsweise innerhalb von 2 Wochen um 35 % fiel, war das per allgemeine Definition ein Bärenmarkt. Doch in Wahrheit war es eine extreme Korrektur mit kurzem Crash. Zeitliches Ausmaß und  der Rücktest in die Nähe der Tiefs Ende November 1987 passten genau ins das Muster und Kursverhalten einer Korrektur. Und die nächste Hausse-Phase, die bis zum 1. Golfkrieg 1990 andauerte, schloss sich bald an (Quelle: S&P 500-Chart 1986 bis 1991). Ein Bärenmarkt-Ansatz im Trading (oder Investment) wäre schwierig geworden.

Wie ein „richtiger“ Bärenmarkt aussieht, sieht man im Verlauf 2000 bis 2003. Auch die vorherige Topbildung ist typisch: Erste Spitze – scharfe Korrektur mit Doppeltief – anscheinend Wiederaufnahme der Hausse – zweite Spitze – dann folgen Tiefs, die von Ausverkauf und dann schließlich auch Panik geprägt sind, denen sich aber stets größere Erholungsphasen anschließen (Quelle: S&P 500-Chart 1999 bis 2004). Das Ganze zieht sich länger hin, bis das Ende des Bärenmarkts unter fatalistischer Aufgabe-Stimmung erreicht wird.

Schauen wir uns das aktuelle Chartbild an: Da die Vergangenheit nur eine grobe Richtschnur sein kann, niemals aber eine exakte Blaupause, kann es nur darum gehen, Ähnlichkeiten und gewisse Parallelen herauszufiltern. Das Top von 2018 ähnelt jedenfalls dem von 2000. Dass damals weniger Zeit zwischen den Spitzen lag und im letzten Jahr ein knappes neues Allzeit-Hoch generiert wurde, ist zweitrangig. Sollten wir uns nun tatsächlich in einem Bärenmarkt befinden (in trockenen Tüchern ist das noch nicht, aber Liquiditätsentzug durch die Notenbanken bei hohen erreichten Bewertungen würden als Auslöser passen und ausreichen; eine etwaige Rezession käme noch oben drauf), dann stellt sich die Frage: An welchem Punkt befinden sich die Märkte?

Ich würde hier weniger auf die Anzahl der seit dem finalen Hoch gesehenen Panik-Tiefs achten, als eher die Zeitschiene und das Ausmaß der Abwärtsbewegung im Auge haben.  Denn die Dauer des Rückgangs und die erlittenen Verluste bestimmen maßgeblich die Emotionen der Marktteilnehmer. Und daraus folgen dann die Handlungen. Natürlich wird das Ganze noch von Ereignissen und Rahmenbedingungen wie Handelskonflikt, Notenbank-Aktionen, Konjunktur -Daten usw. bewegt, aber das Grundmuster sollte gleich bleiben.

Meine These: Falls wir uns in einem Bärenmarkt bewegen, befinden wir uns an Punkt X oder Y, die im Chart der 2000 bis 2003-Baisse eingezeichnet sind. Bei Punkt X wurde das endgültige Erholungs-Hoch schon gesetzt, bei Punkt Y folgen noch ein bis zwei Wochen Anstieg. Beide Möglichkeiten sollte man in die Entscheidungen des Tradings und Investierens einbeziehen.

Generell gilt aber für mich: „Sell the Rally“ ist momentan wohl der Schlüssel zum Erfolg. Die größte Gefahr in einer Baisse besteht darin, sich von kräftigen Erholungen oder extrem starken Tagen in die Irre locken zu lassen. So entstanden zum Beispiel die 10 größten Tagesgewinne der letzten 100 Jahre im Dow Jones, alle während Bärenmärkten – übrigens auch die 10 schwächsten Tage (Quelle. www.marketwatch.com)!

Fazit: Bewerten Sie den Anstieg nicht zu hoch, er passt perfekt zu einem Bärenmarkt. Abbau von Positionen und defensiv abwarten halte ich für die richtige Maßnahme.

HaackEin Gastkommentar von Hans-Jürgen Haack

Er ist studierter Wirtschaftswissenschaftler und verfügt über 30 Jahre Börsenerfahrung. Er war von 1989 bis inkl. 2010 bei der Firma Bernecker als Derivatespezialist angestellt und dort u.a. für die Derivate-Briefe „AB-Tradings“ und „Die Termin-Börse“ verantwortlich.

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