Warum langfristiger Vermögensaufbau nichts mit Casino zu tun hat

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Vom langfristigen Vermögensaufbau bis hin zur Spekulation: Die (Anlage-)Ziele jedes Einzelnen sind unterschiedlich. Nicht jeder ist ein Value-Investor und bereit, Papiere längerfristig zu halten (was sinnvoll wäre). Kurze Trades über die Bühne bringen, einen aussichtsreichen Hot-Stock kaufen: die Aussicht, schnelles Geld machen zu können, lockt vermutlich Publikum an. Was wäre auch die Welt ohne Visionäre, Protagonisten und Glücksritter?

Ein Spielchen wagen im Spielcasino – oder lieber heimische Bildschirmarbeit leisten und mitmischen an der Wertpapierbörse? Hierzu einige Gedanken:

Börse als Casino: Geld und Spiele für das Volk
Geschäfte mit der Überschrift „Casino“ sind mittlerweile kaum aus einem Stadtbild wegzudenken und im Internet sind ganze Online-Spielbanken zu finden. Die ortsansässigen deutschen Spielbanken umfassen die Bereiche Automatenspiel und Klassisches Spiel.

Spielbanken in Deutschland unterliegen staatlicher Aufsicht und werden von (meist staatlichen) Unternehmen geführt, die eine Konzession erhalten haben. Die Konzessionsgeber dürften in jedem Fall kräftig mitprofitieren. Finanzbeamte sind vor Ort im Saal anwesend und es finden Überwachungen statt beispielsweise bei den Abrechnungen. Es gibt in Deutschland 53 Spielbanken, die auf alle Bundesländer verteilt sind. Siehe beispielsweise hier.

Im Bereich Automatenspiel sind oftmals eine ganze Menge Spielautomaten vorzufinden, die ständig mit Geld gefüttert werden wollen. Beim Besuch im großen Spiel eines Spielcasinos ist die Kleiderordnung zu beachten. Die Legitimation erfolgt am Eingang, indem ein gültiger Lichtbildausweis vorgelegt wird. Jetons erhält man an der Kasse.

Klassiker: Roulette und Black Jack. Kurz und bündig. Die einzelnen Spiele laufen zügig und schnell steht fest, ob das eingesetzte Geld des Spielers weg ist oder vermehrt wurde. Ein guter Lauf, eine schöne Serie, dann könnte das was werden mit dem Geldzuwachs. Bei einem verlorenen Spiel wird frisches Geld benötigt um weiterzuspielen. Es wird wohl so sein, dass Spieler im Laufe der Zeit kommen und gehen. Ein Gewinner auf lange Sicht: die Bank?

Während ein Besuch im großen Spiel eines Spielcasinos mit Vorbereitungen und einem entsprechenden (zeitlichen) Aufwand verbunden ist, können Wertpapiere gemütlich zu Hause im „Wohlfühl-Dresscode“ gehandelt werden.

Börse als Casino: vermutlich nicht nachhaltig
Traden an der Börse: Glück oder Können? Eine gute Frage. Wahrscheinlich muss auch unterschieden werden zwischen professionellen (Day)Tradern, die damit einen Vollzeit-Job ausüben und vermutlich mit höheren Geldbeträgen agieren (Eigenmittel oder ggf. Kundengelder) und Tradern, die das etwas nebenher in ihrer Freizeit betreiben.

Nehmen wir ein für Privatanleger geläufiges Hebelprodukt mit Knock-Out, das es mit allen möglichen Kriterien zu kaufen gibt. Hier gibt es einen Spielraum bis zur Knock-Out-Schwelle und die Möglichkeit während der Handelszeit zum aktuellen Preis verkaufen zu können. Zwischen Kaufkurs und Knock-Out-Schwelle existiert eine Spanne. Läuft der sich zugrunde liegende Wert in die andere Richtung als angedacht, dann läuft das Produkt ins Minus. Das Blatt kann sich allerdings noch wenden: falls die Richtung wieder dreht, dann besteht noch die Chance ans Ziel zu kommen bzw. den persönlich anvisierten Verkaufskurs zu erreichen. Jeder Auftrag zum Kauf oder Verkauf eines Wertpapieres kostet Geld. Es fallen Gebühren an, die zu bezahlen sind, unabhängig ob mit dem Produkt letztendlich Geld gewonnen oder verloren wird. Einen Gewinner gibt es wohl auch hier: die Bank?

Es kann sich die Frage stellen: gibt der Mensch reale Werte wie Banknoten und Münzen, die cash in der Hand gehalten werden können, genauso locker aus, wie er mit Spielchips aus Plastik oder virtuellem Geld umgeht? Traden, Spielen, Lotterie, Sportwetten: was bringt kurz- oder langfristig einen Mehrwert oder auch nicht? Bei Glücksspielen kann man übrigens immer irgendwo in Kleinschrift einen Hinweis lesen, der in etwa lautet: Spielen kann süchtig machen.

In dem Zusammenhang ein kurzer Blick auf den Chart der bet-at-home.com-Aktie (WKN: A0DNAY / ISIN: DE000A0DNAY5) – ein Papier was Spielen und Börse verbindet:

Sieht so der Chart eines erfolgreichen Unternehmens aus?

Besonders (Day)trading scheint beliebt zu sein – aber wie ist die Erfolgsquote?
Alleine schon wenn man Websites bekannter Anbieter im Bereich CFD-Handel besucht, so springen einem Hinweise auf den Bildschirm wie etwa: „….80 Prozent der Kleinanlegerkonten verlieren Geld beim CFD-Handel mit diesem Anbieter…“

Na, das sind doch tolle Aussichten! Ungefähr 80 Prozent der „normalen“ Kundschaft verliert demnach damit Geld. Ja, man liest ganz richtig: verliert Geld – da steht nicht: gewinnt Geld.

Auf der Spielbank beim Roulette, wenn beispielsweise Farbe gespielt wird, liegt die einfache Chance bei 50:50: Rot oder Schwarz, eine Farbe gewinnt, ohne Berücksichtigung der Zero. Ein Gewinn wird sofort ausbezahlt am Tisch, unversteuert, und der Spieler bleibt weitgehend anonym. Anderenfalls zum Trost: Kapital zwar verloren – aber vielleicht wenigstens einen schönen Abend gehabt, in ansprechender Atmosphäre.

Größere Summen Geld ansparen durch Ausübung ehrlicher Arbeit, dies dauert meistens seine Zeit. Geld „spielerisch“ vermehren zu wollen kann eine Motivation sein und auch ein wenig Nervenkitzel in den Alltag bringen. Es kann gut ausgehen: der Tenbagger kommt bei einer Hot-Stock-Aktie oder eine Glücksträhne besiegelt den Erfolg beim Trading. Allerdings: das Rad der Börse dreht sich ständig und auch das Blatt wendet sich. Das mit dem Glück ist so eine Sache, und „Gier frisst Hirn“ ebenfalls. Sofern nach Eintritt des Geldregens nicht schnell das Weite gesucht wird von der Börse oder der Investmentstil geändert wird, könnten vorhandene Gewinne wieder schrumpfen und im worst-case endet das Projekt „Geld verdienen“ womöglich… in Schulden.

Abgesehen vom Spaßfaktor: Für was man sich auch entscheidet um spielerisch oder traderisch die Kasse aufzubessern zu wollen oder das Ziel „reich werden“ im Fokus steht: ohne Einsatz geht nichts. Geld muss investiert werden um etwas zu gewinnen und Freude sollte das ganze obendrein auch noch machen. Sowohl an der Börse als auch beim Glücksspiel kann leider gewonnenes Geld auch wieder abgenommen werden. Die persönlichen Erfahrungen dürfen immerhin kostenfrei behalten werden. Bilden Sie doch am besten selbst eine Meinung, wie für Sie Börse und Casino zu verstehen sind.

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