Energetisch Bauen – was ist sinnvoll?

(Bildquelle: Pixabay / Capri23auto)

Die eigenen vier Wände sind noch immer ein Traum vieler Deutscher. Dabei sind die Ansprüche an das Eigenheim im Lauf der Jahre deutlich gestiegen. Neben einer individuellen Ausstattung steht auch das Thema Energieeffizienz ganz oben auf der Agenda vieler Bauherren. Doch nicht nur gesetzliche Vorgaben machen Energetisches Bauen notwendig. Die Möglichkeit die immer teurer werdende Energie einzusparen machen es damit auch sinnvoll.

Bauen ist bekanntlich mit zahllosen Vorschriften und gesetzlichen Vorgaben verbunden. Als Bauherr wundert man sich, wie detailliert manche Bereiche tatsächlich geregelt sind. Das gilt nicht nur für das äußere Erscheinungsbild eines Eigenheims, sondern auch für das Innenleben. Während Traufhöhen, Zahl der Fenster, Dachformen oder andere Details je nach Ort und Bebauungsplan stark variieren, ist das Thema Energieeffizienz bundesweit geregelt.

Regeln über Regeln
Derzeit muss ein Bauherr auf die Regelungen dreier Gesetze achten. Neben dem Energieeinsparungsgesetz (EnEG) sind dies das Erneuerbare-Energien-Wärmegesetz (EE-WärmeG) und die immer wieder aktualisierte Energieeinsparverordnung (EnEV) – derzeit in der Fassung von 2016. Eine Zusammenführung des Energieeinsparrechts zu einem Gebäudeenergiegesetz (GEG) ist noch im Gesetzgebungsprozess. Eigentlich sollte es 2018 bereits gelten. Wann eine einheitliche Regelung kommt, bleibt abzuwarten. Bis dahin geben die drei genannten Regelwerke genügend Stoff zum Handeln.

Während das EnEG grundsätzlich die Energieverschwendung in Gebäuden verhindern soll, widmet sich das EE-WärmeG der Nutzung erneuerbaren Energien in Neubauten. Die EnEV wiederum ist die Konkretisierung des EnEG. Egal ob es um Wärmedämmung, effiziente Heiztechnik oder Warmwasserbereitung geht: Die EnEV setzt die Rahmenbedingungen.

Ansatzpunkt für die EnEV ist die sogenannte Primärenergiebilanz. Die komplexe Bewertung eines Gebäudes setzt dabei nicht nur am reinen Energieverbrauch, sondern auch an den Energieträgern selbst an. Erneuerbare Energien sind dabei ebenso im Vorteil wie sparsame Technik bei der Heiz- und Wärmebereitung. Um das Ausmaß der EnEV zu verstehen, lohnt sich ein Blick auf einige Zahlen. Durch die EnEV von 2016 muss ein neues Gebäude ein Viertel weniger Primärenergie verbrauchen als ein Gebäude, das vor dem 1.1.2016 errichtet wurde. Hinzu kommt, dass der Wärmebedarf durch Dämmung um ein Fünftel gesenkt werden muss.

Wenn schon, denn schon…
Davon abgesehen gibt es zahlreiche Möglichkeiten, die jedem Bauherrn zumindest etwas Spielraum lassen. So kann etwa auf Sonnenkollektoren auf dem Dach verzichtet werden, wenn eine um 15 Prozent bessere Dämmung verbaut wird.

Nun liegt es mit Blick auf die Kosten für viele Bauherren nahe, nur das gesetzlich unbedingt notwendige bautechnisch umzusetzen. Doch davon abgesehen, dass ein Neubau ja für viele Jahre energetisch fit sein muss, spielen auch die Zukunftskosten eine Rolle. Sprich, wer heute in eine bessere Dämmung investiert, spart in den nächsten Jahrzehnten Jahr für Jahr bares Geld für Energie. Vergessen darf man dabei nicht, dass nachträgliche energetische Aufrüstungen mit hohen Einmalkosten etwa für ein Gerüst oder Baugeräte verbunden sind. Wenn diese Maßnahmen gleich in der Bauphase umgesetzt werden, entfallen diese „sowieso“-Kosten – das Gerüst steht schließlich auch für den normalen Hausputz.

Finanzierungshilfe
Da der Staat nun mal gewaltige Anforderungen an die Energieeffizienz von Gebäuden stellt, unterstützt er die Durchführung entsprechender Maßnahmen durch zahlreiche Finanzierungshilfen. Die staatliche Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) bietet jede Menge Förderprogramme für die unterschiedlichsten Anforderungen an. Dabei werden nicht nur Neubauten, sondern auch Renovierungen und Umbauten bestehender Gebäude gefördert. Die Flut an Programmen ist jedoch so groß, dass man sich unbedingt einen professionellen Energieberater an die Seite holen sollte – sonst verschenkt man bares Geld. Neben zinsgünstigen Krediten (selbst in der aktuellen Niedrigzinsphase) werden auch konkrete Zuschüsse für einzelne Maßnahmen angeboten.

Am Ende muss das Gesamtkonzept aus Energetischen Maßnahmen und entsprechender Förderung stimmen. Lösungen von der Stange dürften nur in Ausnahmefällen den Anforderungen und Ansprüchen eines Bauherrn genügen.

Konkrete Maßnahmen
Hinter dem Schlagwort „Energetisch Bauen“ verbergen sich unzählige Maßnahmen. Alle dürften für die wenigsten Bauherren gleichermaßen sinnvoll sein. Je nach Umgebung und lokalen Gegebenheiten ergeben sich viele Möglichkeiten.

  1. Fassadendämmung

Die gesetzlichen Regelungen im Rahmen der EnEV sind für die Dämmung von Fassaden sehr umfassend. Dennoch gibt es auch innerhalb dieser Vorgaben viele individuelle Möglichkeiten. Das beginnt bei der Stärke der Dämmung und reicht bis zu den zahllosen Materialvarianten. Neben klassischen, kostengünstigen Wärmedämmverbundsystemen, vor allem aus Polystyrol, stehen auch natürliche Dämmstoffe wie Hanf, Kork, Schilf, Flachs oder Holzfaser zur Verfügung. Innovationen wie die Vakuum-Dämmung sind kostenintensiv. Gleichzeitig sind bei hochwertigen Mauerziegeln unter Umständen überhaupt keine zusätzlichen Dämmmaßnahmen notwendig.

  1. Dachdämmung

Je nach Nutzung der Immobilien ist die Dachdämmung entweder direkt an den Dachsparren oder der Decke des obersten Stockwerks möglich. Die gesetzliche Regelung ist hier ebenfalls sehr umfassend. Dennoch bieten auch hier die Materialien der Fassadendämmung Spielraum für Individualität.

  1. Warmwasserbereitstellung & Beheizung

Egal wie energetisch eine Immobilie gebaut wurde, ganz ohne Beheizung geht es in unseren Breiten nicht. Dabei spielt auch eine geeignete Belüftung bei der Planung des Systems eine Rolle. Hochenergetische Systeme verfügen über spezielle Belüftungssysteme, so dass das klassische Lüften mit offenem Fenster nur in Ausnahmefällen erfolgen muss.
Bei den Energiearten gibt es aus energetischer Sicht vier Alternativen, die jedoch nicht alle gleichermaßen realisierbar sind.
Wärmepumpen gibt es als Erd-, Grundwasser- und Luftwärmepumpen. Dabei wird thermische Energie aus tieferen Erdschichten entzogen und mittels einer Wärmepumpe auf ein verwertbares höheres Temperaturniveau angehoben. Der Antrieb der Wärmepumpe kann über Öl oder Gas erfolgen. Erdwärmepumpen in Verbindung mit Gasantrieb gelten als effizienteste Systeme.
Holz- bzw. Pelletheizungen sind aufgrund der Feinstaubproblematik umstritten, gelten gleichzeitig aufgrund der Verfeuerung nachwachsender Rohstoffe als ökologische Alternative zu konventionellen Heizungen. Grundsätzlich lässt sich damit ebenfalls ein komplettes Haus mit Warmwasser und Heizung versorgen.
Mini- und Micro-Blockheizkraftwerke produzieren aus Gas oder Biomasse Strom, wobei die dadurch entstehende Wärme für Warmwasser und zum Heizen der Räume genutzt wird. Sie haben einen Nutzungsgrad von 90 Prozent, sind jedoch für kleine Einfamilienhäuser überdimensioniert. Für Doppelhäuser oder Mehrfamilienhäuser lassen diese sich rentabel betreiben.
Durch eine Solarthermieanlage wird Wasser mit der Kraft der Sonne erwärmt. Eine leistungsfähige Anlage deckt bis zu 70 Prozent des Energiebedarfs ab. Es wird also noch ein Ergänzungssystem benötigt.

  1. Photovoltaikanlage

Alternativ zu einer Solarthermieanlage kann die Sonnenenergie auch direkt in Elektrizität umgewandelt werden. Die dadurch gewonnene Elektrizität kann dann entweder in das öffentliche Stromnetz eingespeist werden oder im Haus selbst verbraucht werden.

FAZIT
Die Möglichkeiten des energetischen Bauens sind vielfältig. Gleichzeitig sind die gesetzlichen Vorgaben aber sehr umfassend, weshalb entsprechende Maßnahmen immer mit einem Energieberater geplant werden müssen.

Informationen rund um energetisches Bauen gibt bei der KfW (www.kfw.de), der Deutschen Energie-Agentur (www.dena.de) sowie beim Bundeswirtschaftsministerium (www.deutschland-machts-effizient.de).

Bildquelle: Pixabay / Capri23auto