Neue Rekorde an der Börse: Notenbanken beflügeln DAX, DOW, Gold und Euro

Bildquelle: Pressefoto Deutsche Börse AG

Nach einigen Wochen der Orientierung konnten die großen Indizes neue Verlaufshochs erklimmen. Dabei stand im DAX (ISIN DE0008469008 | WKN 846900) das Jahreshoch auf der Agenda und im Dow Jones wurde sogar das Allzeithoch angepeilt. Die Zurückhaltung aus der Vorwochenanalyse ist entwichen. Während die Märkte am Montag noch zögerlich in die Handelswoche starteten, griffen am Dienstag bereits die Bullen an. Sie überschritten das Vorwochenhoch und damit das erste bullishe Ziel und stoppten am zweiten bullishen Ziel um 12.330 Punkte. Dies war in der Vorwoche hier entsprechend markiert worden (Chartbild Vorwoche):

Woher kam diese Dynamik? Fast schon “aus dem Nichts”, wenn man die kurzfristigen Chartbilder bemühte. Denn am Dienstag sah es zuerst sehr bärish aus. Im Abwärtstrend des Vortages ergab sich der DAX quasi unter dem Verkaufsdruck und notierte bereits kurz nach Handelseröffnung unter 12.000 Punkten. Doch dies änderte sich recht plötzlich. Mario Draghi stellte als EZB-Chef eine weitere Lockerung der Geldpolitik in Aussicht und leitete damit eine Kehrtwende am Aktienmarkt ein.

Diese Bewegung verlief rund 350 Punkte vom Tief aus betrachtet und stoppte dabei viele der Marktteilnehmer aus, welche sich auf fallende Kurse eingerichtet hatten. Weiteren “positiven Zündstoff” gab US-Präsident Trump in die Märkte, indem er das Verhalten von Mario Draghi kritisierte und einen Hinweis auf das anstehende G20-Treffen gab. Dort sollen womöglich weitere Einigungen im Handelsstreit erfolgen, insbesondere mit China.

Mittwoch war es dann an der Zeit, dass sich auch die US-Notenbank FED zu Wort melden konnte. An den Zinsen wurde nichts geändert, doch der Ton blieb ähnlich locker wie von Mario Draghi aus Europa bereits angeschlagen. Es ist sogar wieder mit einem Ende der Zinsanhebung und einer eventuellen Senkung zu rechnen. Solche Worte hörten die Märkte gerne und stiegen weiter. Unser DAX am Tag nach der FED-Sitzung bis direkt zum Jahreshoch – was für mich als Trader ein willkommenes Short-Level intraday war:

Zudem lockte hier eine GAP-Unterkante, welche dann am Abend in der Tat noch recht genau mit 12.320 Punkten erreicht wurde. Auch am Freitag war der Anlauf auf das Jahreshoch erneut Thema Nummer 1 an der Frankfurter Börse. Mit 12.425 Punkten drehte der Markt knapp davor erneut ab und ließ das Trading-Setup “Widerstand verkaufen” erneut seine Wirkung entfalten.

Beide geschilderten Bewegungen – den Draghi-Effekt am Dienstag und den Widerstand vom Jahreshoch – habe ich im Chartbild eines Endlos-CFDs von JFD noch einmal entsprechend markiert:

Die beiden horizontalen roten Linien waren und sind meine Trading-Orientierung im übergeordneten Zeitrahmen.

Trotz Abprall auf der Oberseite ging der DAX mit einem Wochenplus von 2 Prozent aus dem Handel und kann damit seine Juni-Gewinne weiter ausbauen. Der Monat könnte sogar noch zum besten Monat des Jahres avancieren!

Im laufenden Jahr summieren sich die DAX-Gewinne nun bereits auf 17 Prozent, was dem doppelten statistischen Durchschnitt einer Jahresentwicklung im DAX entspricht.

Dies konnte der Dow Jones zumindest auf Monatssicht noch einmal toppen. Wie eingangs angedeutet, hatte der US-Leitindex nicht nur die Jahres-, sondern sogar seine Allzeithochs im Visier. Im Zuge der US-Notenbanksitzung am Mittwoch stand er noch rund 300 Punkte davon entfernt, doch erreichte es dann zum Wochenausklang kurz nach dem S&P500. Diese Rallye hatte es in der vergangenen Woche mit rund 900 Punkten in sich und muss hier als Chartbild festgehalten werden:

Im 3-Jahres-Chart von wallstreet-online sieht man bereits, dass es sich in dieser Region um eine über mehrere Epochen gebildete Widerstandszone handelt:

Aufgrund dieser Relevanz ist eine genaue Beobachtung und Prognose notwendig. Gerade im Dow Jones ist der Bereich über 26.700 Punkten ein harter Widerstand. Sind wir doch dort Anfang 2018 und in der 38. Kalenderwoche vergangenen Jahres massiv abgeprallt. Die Aussichten auf eine Konsolidierung stehen sehr hoch, da hier erst einmal wieder ein Umdenken bei vielen Markteilnehmern stattfinden muss.

Für Trader eine ideale Grundlage, um von kurzfristigen Schwankungen zu profitieren. Bei allem Respekt vor der Dynamik am Aktienmarkt wäre eine Konsolidierung vor dem Überspringen der nächsten 1.000er-Marke im Dow Jones durchaus gesund. Hierzu bietet sich die Range vom Mittwoch zur FED-Sitzung an, welche ich im Webinar entsprechend gehandelt hatte:

Der Peak vom Donnerstag, welcher letztlich ein GAP-close darstellte, berührte diese Zone punktgenau. Aus diesem Grund halte ich sie für die kommende Handelswoche für noch einmal relevant.

Für den DAX stellt sich dies ähnlich dar. Im großen Chartbild des Tagescharts hat sich die 12.435 als Widerstand etabliert und löste bereits zum Freitagabend hin, sicher auch noch als Nebenwirkung des Verfallstages, eine tiefere Konsolidierung aus. Seit September 2018 standen wir nicht mehr über dieser Marke, wie der XETRA-Tageschart hier verdeutlicht:

Es stellt sich kurzfristig die Frage, ob im Stundenchart nun die 12.225 bis 12.260 eine ausreichende Unterstützung sein wird:

 

Dies entspräche der “alten” Linie aus dem ersten Chartbild dieser Analyse:

 

 

Darunter ist dann die zweite Linie als Unterstützung ebenfalls wieder vertreten und noch tiefer erst wieder das Wochentief, welches auf gleicher Höhe wie mehrfach im Mai knapp unter 12.000 Punkten eingezogen werden kann:

 

 

An diesen Unterstützungen werde ich mich orientieren und halte sie für relevanter, als das Jahreshoch. Denn gerade wenn man die Bewegung am Freitag von DAX und Dow Jones vergleicht, war der DAX hier deutlich schwächer und hat damit, insofern der Dow Jones in eine Konsolidierung übergeht, besteht am Deutschen Aktienmarkt dynamischeres Abwärtspotenzial. Zwei andere Assets sind dafür verantwortlich.

Die Ankündigung eines noch “weicheren Euros” durch Mario Draghi hat dem Dollar klar zugespielt. Bis zum Wochenausklang stieg das Währungspaar EUR/USD massiv an und markierte neue Quartalshochs:

Noch stärker performte nur der Goldpreis. Er konnte im Zuge der US-Notenbanksitzung und der somit in Aussicht gestellten Liquidität seine mehrjährigen Widerstände um 1.360 US-Dollar überwinden und sich sehr dynamisch bis 1.400 US-Dollar aufschwingen. Diese Dynamik ist nun im Tageschart der Einheit 1 Jahr sehr deutlich zu bewundern:

Beide Assetklassen gelten eher als Pendant zum Aktienmarkt. Auch wenn diese “Regel” in den vergangenen Jahren der Bullenmärkte und Liquidität als stark aufgeweicht gilt, so schauen doch sehr viele Marktteilnehmer auf diese Korrelation. Übertragen auf das Trading bedeutet dies Vorsicht im DAX walten zu lassen, wenn der Goldpreis und der Euro zeitgleich und stark ansteigen.

Diese Randnotiz wollte ich hier mit einbringen und werde sie ggf. noch mit entsprechenden Charts und Trades in den kommenden Tagen vertiefen.

Für direkte Impulse am Aktienmarkt sollten jedoch nicht nur Charts und Korrelationen herhalten, sondern auch die ökonomischen Daten. Hierzu sind im Wirtschaftskalender folgende Rahmendaten einsehbar:

  • Dienstag Geldpolitik der Bank of Japan
  • Mittwoch 14.30 Uhr Investitionsgüter USA
  • Donnerstag 14.00 Uhr Verbraucherpreise aus Deutschland
  • Donnerstag 14.30 Uhr Bruttoinlandsprodukt USA (annualisiert)
  • Freitag 11 Uhr Europas Verbraucherpreise und -indizes

Daneben sind sicherlich die Themen und Gespräche auf dem G20-Gipfel in Japan wichtig. Hieraus können sich Implikationen auf Handelsstreits und Steuer-Sanktionen ergeben.

Kommen Sie gut durch die letzte Juni-Woche und lassen Sie sich nicht in Ihrem Risikomanagement von Notenbank-Bewegungen und Twitter-Nachrichten beeinflussen.

 

Ihr Andreas Mueller (Bernecker1977)

 

 

Risikohinweis: Der Handel mit Finanzprodukten ist risikoreich. Sie können Ihr eingesetztes Kapital verlieren. Diese Analyse ist keine Handelsempfehlung und enthält lediglich unverbindliche Analysen und Prognosen zu den gegenwärtigen und zukünftigen Marktverhältnissen. Sämtliche in dieser Publikation getroffenen Angaben dienen der Information. Sie dürfen nicht als Angebot oder Empfehlung für Anlageentscheidungen verstanden werden.

 

 

andreasmuellerAndreas Mueller ist unter dem Pseudonym „Bernecker1977“ als Trader, Referent und Coach seit 2001 aktiv. Er handelt seit rund 20 Jahren Indizes, Devisen und Rohstoffe an der Börse mit Futures, Derivaten und CFDs. Dabei basiert sein Trading auf Sentimentdaten und Charttechnik. Als studierter Diplom-Kaufmann streut Andreas Mueller seine Erfahrungen u.a. auf wallstreet-online seit dem Jahr 2005 in den „Tages-Trading-Chancen“ ein und ist dort Ansprechpartner für alle börsenrelevanten Fragen.

 

Bildquelle: Pressefoto Deutsche Börse AG