Bitcoin: Investment mit Zukunft oder tickende Zeitbombe?

2013 war ein wildes Jahr für Bitcoin. Obwohl die dezentrale Kryptowährung sich mittlerweile seit fast fünf Jahren auf dem Markt befindet, ist das Anlegerinteresse erst im letzten Jahr so richtig aufgeflammt. Ursprünglich als Spielerei von Computerfreaks belächelt, haben Bitcoins mittlerweile eine derartige Popularität erreicht, dass sich inzwischen immer mehr Finanzaufsichten weltweit mit der Thematik befassen müssen, und die Mainstream-Medien überschlagen sich förmlich vor Eifer, den unmittelbar bevorstehenden und natürlich Bitcoin-verschuldeten Weltuntergang zu prophezeien.

Die erhöhte Medienaufmerksamkeit  ist hauptsächlich in der außergewöhnlichen Volatilität begründet, der die Onlinewährung seit etwa drei Monaten unterliegt. In der zweiten Dezemberhälfte des letzten Jahres ist der Bitcoin-Kurs auf über 750 US Dollar geschossen – und das, nachdem er zuvor in weniger als zwei Wochen um über 400 Dollar gestürzt war. Die Tatsache, dass derartiges Wachstum überhaupt möglich ist, lässt Anlegeraugen zu Dollarzeichen werden, doch die große Frage bleibt, ob es sich bei Bitcoin um eine zukunftsfähige Anlagemöglichkeit handelt oder ob das rasante Wachstum einzig und allein vom Medienhype und den Erwartungen der Anleger angetrieben wird, und Bitcoin lediglich eine weitere Blase ist, die nur darauf wartet, zu zerplatzen.

Der Kurs einer traditionellen Währung werd von einer Reihe Faktoren beeinflusst, unter anderem von den Wirtschaftsaussichten des Landes sowie den Auswirkungen der Geldpolitik der Notenbank. Bitcoin hingegen hat weder eine Zentralbank noch eine Börse, auf der die Währung gehandelt wird, und der Wert ist durch die Nachfrage bestimmt – und durch Computer, die auf Hochleistung laufen, um komplexe Algorithmen zu lösen und so die die begrenzte Menge der Coins zu „minen“.

Doch völlig unabhängig von externen Einflussfaktoren ist auch Bitcoin nicht: Nachdem bekannt wurde, dass die Betreiber eines Online-Drogenrings Bezahlung für ihre Waren in Bitcoin akzeptierten, sackte der Preis erheblich ab. Die fehlende Regulierung war von Anfang an einer der größten Kritikpunkte gewesen, und derartige Ereignisse schaden zwangsläufig dem Vertrauen der Verbraucher in Bitcoin als international anerkanntes Zahlungsmittel.

Mitte Dezember musste der Bitcoin-Kurs einen weiteren Sturzflug verkraften, als die Markt auf die Meldung reagierte, dass China den Finanzinstituten des Landes den Handel mit Bitcoin untersagt. Chinas ausgeprägtes Engagement für Handelserleichterungen haben dazu geführt, dass das Reich der Mitte bis dato der größte Wachstumsmarkt für Bitcoin war, doch die Tatsache, dass die Internetwährung dafür benutzt werden könnte, die Kapitalkontrollen der Regierung zu umgehen, hatte Peking dazu veranlasst, Präventativmaßnahmen zu ergreifen.

Es gibt jedoch auch gute Nachrichten für Bitcoin. Nachdem Kanada bereits im Oktober letzten Jahres den ersten Bitcoin-fähigen Geldautomaten einrichtete, ist nun Hongkong das zweite Land, das auf Lieferung wartet. Die Automaten lassen Nutzer Bitcoins mit nur wenigen Klicks kaufen und verkaufen, und sind der Beweis, dass Bitcoin ernstgenommen wird und überdies selbst Schritte unternimmt, um legitime Währung und global akzeptiertes Zahlungsmittel zu werden.

Des weiteren akzeptieren immer mehr Einzelhändler Bitcoin als Zahlungsmittel. In den USA plant Online-Riese Overstock, als erstes großes US-Unternehmen Bitcoins zu akzeptieren (auch wenn der Grund dafür wohl eher in den politischen Überzeugungen des Firmengründers Patrick Byrne zu suchen ist). Im Gegenzug ist Bitcoin von mehreren großen Firmen, unter anderem dem chinesischen Amazon-Pendant Alibaba, bereits explizit verboten worden.

Wie bei allen erfolgreichen Modellen hat es auch für Bitcoin nicht lange gedauert, bis es Nachahmer fand. Neue virtuelle Währungen mit Namen wie „Coinye West“ und „Dogecoin“ finden sich an jeder Straßenecke, doch die Zukunft von Bitcoin hängt vor allem davon ab, ob und wie sich die Währung in  entwickelten Ländern und Schwellenmärkten sowie multinationalen Retailern etablieren kann. Wenn Erträge so hoch ausfallen, dass sie „zu schön, um wahr zu sein“ erscheinen, dann sind sie das meistens auch, und langfristig interessierte Investoren sollten sich den extremen Volatilitäten des Marktes mit Vorsicht nähern.

Dieser Artikel stellt keine Anlageberatung dar. Der Handel mit Hebelprodukten stellt ein hohes Risiko dar und kann unter Umständen zum Totalverlust Ihrer Einlagen führen. Bitte stellen Sie darum sicher, dass Sie alle mit dem CFD Handel verbundenen Risiken verstanden haben und einschätzen können.

Milena Kannen ist Financial Writer und Researcher bei IG, Deutschlands führendem CFD-Anbieter. Nach abgeschlossenem Journalistikstudium in Leipzig schreibt sie nun aus London über CFD-Handel, Charttechnik und Handelsstrategien sowie aktuelles Börsengeschehen. Mehr Infos erhalten Sie unter www.ig.com/de

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