Eigentor Mietpreisdeckelung

Bildquelle: markteinblicke.de

Vergleicht man, wieviel die Bürger in Westeuropa für Wohnungsmiete in Prozent ihres Haushaltseinkommens ausgeben müssen, gehört Deutschland, man mag es kaum glauben, nicht zu den teuren Ländern. Dennoch ist es verständlich, wenn hohe Steigerungsraten bei der Miete gerade in größeren Städten zu einer Diskussion über die Höhe der Miete führen.

Aber kann die nun diskutierte staatliche Deckelung des Mietpreises eine einfache Lösung sein – einmal unabhängig betrachtet von rechtlichen Bedenken?

Viele Gründe sprechen dagegen. Zunächst einmal entsteht der Mietpreis ja grundsätzlich durch Angebot und Nachfrage. Die hohe Attraktivität der Metropolen führt zu einer Nachfrage nach Wohnraum, der sich über höhere Preise austariert.

Verlässliche Rahmenbedingungen machen Bauen erst möglich

Die tatsächliche Antwort auf hohe Mieten ist ja auch bekannt: mehr Wohnungen bauen. Das geht aber nur, wenn den Bauherren ein rechtlich verlässliches Investitionsumfeld gegeben wird mit der Möglichkeit, mit ihrer Investition eine Rendite zu erwirtschaften.

Werden die Preise nun künstlich eingefroren, wird das Wohnen in der Stadt noch attraktiver – mit der möglichen Folge, dass es noch schwieriger wird, überhaupt eine Wohnung zu finden. Gebaut wird ja dann auch weniger. Das führt dann zu dem gegenteiligen Ergebnis dessen, was man sich durch die Deckelung gewünscht hatte.

Vermieter müssen reagieren

Aber selbst ohne diesen auf der Hand liegenden Effekt – die Vermieter werden auf jeden Fall auf eine Deckelung reagieren müssen. Schon allein die Diskussion über eine Deckelung kann erstens dazu führen, dass der eine oder andere Vermieter bestehende Spielräume von Mieterhöhungen nutzt – was also zum gegenteiligen Effekt führt.

Zweitens werden Vermieter versuchen, über andere Ansätze die Mietrendite erhöhen zu können. Und gedeckelte Mieten nutzen dem Mieter nicht, wenn die Nebenkosten steigen.

Drittens werden Renovierungen verschoben, da die Kosten nicht mehr vom Mieter mitgetragen werden. Zugegeben ist nicht jede Renovierung dringend nötig und kann Mieter auch unnötig belasten – aber pauschal jede Verbesserung der Wohnsituation zu erschweren kann auch nicht im Sinne der Mieter sein. Und der Investitionsstau in den Wohnungen belastet dann gerade den Einzelvermieter und er verkauft schneller sein Objekt an institutionelle Vermieter.

Wem wäre mit einer Mietpreisdeckelung nun also geholfen? Langfristig Niemandem – außer vielleicht dem Politiker, der damit kurzfristig seine Rendite maximiert.

Ein Beitrag von Dr. Stefan Schulte

Er ist Head of Marketing und Data Science bei der PlanetHome Group GmbH. Mit mehr als 700 Mitarbeitern an über 100 Standorten in Deutschland und Österreich ist die PlanetHome Group einer der führenden Dienstleister rund um die Immobilie.
Mehr Informationen unter www.planethome.com

Der obige Text spiegelt die Meinung des jeweiligen Kolumnisten wider. Die CASMOS Media GmbH übernimmt für dessen Richtigkeit keine Verantwortung und schließt jegliche Regressansprüche aus.

Bildquelle: markteinblicke.de