Handelsstreit kann den DAX zum Monatstief drücken

Bildquelle: Pressefoto Deutsche Börse AG

Es sollte nicht sein – mit einem Ausbruch aus der nun schon seit 3 Wochen andauernden Range im DAX (ISIN DE0008469008 | WKN 846900). Erneut wurde das Level von 11.830 Punkten verteidigt und manifestiert sich weiter als Widerstand im Chartbild. Die zwischenzeitlichen Wochengewinne schmolzen fast komplett dahin. Kommt es nun zu einer Trotzreaktion und dem Ausbruch auf der Unterseite?

In der Vorwochenanalyse beugte ich mich weit aus dem Fenster und rief die Panik als “abgesagt” aus. Immerhin befanden wir uns vor einer Woche am unteren Rand der Range-Kante einer Bewegung im Deutschen Aktienindex, welche Börsianern sehr bekannt vorkam. Folgendes Chartbild illustrierte dies:

Teaser aus Vorwoche mit DAX-Range
Teaser aus Vorwoche mit DAX-Range

Mit einer positiven Wocheneröffnung lief der Kurs auch direkt in diese skizzierte Zone hinein und arbeitete sich bis zum zur Wochenmitte sehr genau an die obere Kante heran. Den ersten Anlauf handelte ich hier entsprechend mit einem Stopp-Buy-Setup und dem anschliessenden Zielverkauf an der oberen Kante:

 

 

Mit einem Wochenhoch von 11.853 Punkten war das Ende der Aufwärtsbewegung jedoch erneut besiegelt. Einen Ausbruch auf der Oberseite gab es nicht, man konnte bereits am Freitagmorgen den “Deckel” im Chartbild sehr deutlich sehen:

 

 

Die letzte Hoffnung im Verlauf des Freitags, einen Ausbruch noch einmal auf der Oberseite zu versuchen, wurde am frühen Nachmittag mit überraschenden Nachrichten zum Handelsstreit der USA mit China zerstört. Schnelle Abgaben im ersten Schritt und später weitere Stopp-Auslösungen versetzten dem Aktienmarkt einen schweren Schlag:

 

 

 

So schloss der XETRA-DAX bei 11.611 Punkten auf seinem Wochentief und verlief in der Wochenansicht in unserer bekannten Spanne:

 

Zudem gab er nachbörslich im Zuge der Unsicherheit an der Wall Street weiter ab. Dort zeigte sich ebenfalls die Range der letzten Handelstage, welche im Tageschart entsprechend hier verdeutlicht ist:

 

 

Was genau war am Freitag geschehen? Nach den Strafzöllen der USA auf Waren aus China gab es am Freitag die Ankündigung aus Peking, so genannte “Vergeltungszölle” auf Einfuhren aus den USA einzusetzen. Es handelt sich hierbei um zusätzliche Zölle auf Waren mit einem Volumen von 75 Milliarden US-Dollar, welche rund 5000 Produkte wie Sojabohnen oder auch Erdöl umfasst. Bereits ab dem 1. September sollen diese schrittweise eingeführt werden.

Eine Reaktion aus den USA ließ nicht lange auf sich warten. Noch am Freitagabend kündigte der US-Präsident an, sämtliche Strafzölle auf Importe aus China um fünf Prozent anheben zu wollen. Dabei handelt es sich um eine Liste an Waren im Gesamtwert von 250 Milliarden US-Dollar. Für diese gilt dann ab September der Strafzoll von 15 Prozent und damit fünf Prozent mehr, als ursprünglich geplant. Weiter sind auch die bereits eingeführten Zölle von 25 Prozent betroffen, die dann ab Oktober 30 Prozent betragen sollen. Trump selbst rechtfertigt dies mit dem Schutz der amerikanischen Verbraucher und sieht sich als Opfer der chinesischen Sanktionen. Er schrieb sinngemäß:

“Als Präsident kann ich dies nicht länger erlauben.”

Was er damit jedoch am Ende verursachen könnte, hat der Kapitalmarkt uns erst am Freitag wieder vor Augen geführt. Weitere Zölle führen zu höheren Preisen und damit weniger Handel und weniger Umsatz auf beiden Seiten der Akteure. Ein sehr zweischneidiges Schwert also, was hier “geschwungen” wird. Dies mahnte auch der EU-Ratspräsident Donald Tusk an, denn Handelskriege können am Ende zu einer Rezession für alle Beteiligten führen.

Wie kann man sich in dieser Situation entsprechend für das eigene Trading aufstellen?

Die Handelsspanne der letzten Woche kommt uns bekannt vor. Sie orientiert sich im Stundenchart an den Vorwochen und fügt sich damit nahtlos in die bereits mehrfach spezifizierte Trading-Range ein:

 

 

Bullish wäre hier erst der Ausbruch über 11.850 Punkte zu bewerten, welcher für mittelfristige Marktakteure dann das entsprechende Kaufsignal darstellt.

In der Range selbst ist ein Anlaufen der Unterseite nun sehr wahrscheinlich. Ein Bruch dieser Marke ist somit der Ausbruch aus der Range auf der Unterseite und legt Potenzial bis zu den Tiefs aus August erneut frei:

 

 

Bereits in der Nachbörse am Freitag war das Level von 11.540 Punkten erreicht worden und mit den neuerlichen Ankündigungen von US-Präsident Trump dürfte sich der Druck noch einmal verstärken. Zur genauen Einordnung ist die Unterkante hier im Endloskontrakt (bis 22 Uhr) dargestellt:

 

 

Dieser Marke widme ich am Montag meine Aufmerksamkeit zur Eröffnung der Handelswoche. Sollte sie verteidigt werden, ist das GAP zum XETRA-Schluss am Freitag eine erste Möglichkeit der technischen Gegenreaktion. Genaueres zeigt sich erst mit der Vorbörse am Montag, welche ich in meine Tagesanalyse im Trading-Chat jeweils integriere.

Neben den Charts stehen feste Termine jeweils im Fokus, welche ich hier noch kurz aufliste. Sie geben entsprechende Impulse für die Beurteilung der wirtschaftlichen Situation und haben Auswirkungen auf die Entscheidungen der Notenbanken. Sie sind zum Ausklang des August recht dünn gesät.

Es stehen am Montag um 14.30 Uhr in den USA die Investitionsgüter auf der Agenda und am Donnerstag bereits um 14.30 Uhr das Bruttoinlandsprodukt der USA an.

Daten aus Europa gibt es natürlich auch. Der Deutsche Verbraucherpreisindex wird am Donnerstag um 14.00 Uhr veröffentlicht und am Freitag um 11.00 Uhr gibt es diese Daten für die gesamte EU in den so genannten Eurozonen CPI.

Ob wir mit diesen Impulsen im August noch einmal das Minus verkleinern können, wird sich zeigen. Bisher steht dieser Kalendermonat sehr tief im Minus, wie der Blick auf die DAX-Monatsperformance auf wallstreet-online zeigt:

Kommen Sie gut in die letzten Sommertage und in den neuen Handelsmonat September.

Ihr Andreas Mueller (Bernecker1977)

 

 

Risikohinweis: Der Handel mit Finanzprodukten ist risikoreich. Sie können Ihr eingesetztes Kapital verlieren. Diese Analyse ist keine Handelsempfehlung und enthält lediglich unverbindliche Analysen und Prognosen zu den gegenwärtigen und zukünftigen Marktverhältnissen. Sämtliche in dieser Publikation getroffenen Angaben dienen der Information. Sie dürfen nicht als Angebot oder Empfehlung für Anlageentscheidungen verstanden werden.

 

 

andreasmuellerAndreas Mueller ist unter dem Pseudonym „Bernecker1977“ als Trader, Referent und Coach seit 2001 aktiv. Er handelt seit rund 20 Jahren Indizes, Devisen und Rohstoffe an der Börse mit Futures, Derivaten und CFDs. Dabei basiert sein Trading auf Sentimentdaten und Charttechnik. Als studierter Diplom-Kaufmann streut Andreas Mueller seine Erfahrungen u.a. auf wallstreet-online seit dem Jahr 2005 in den „Tages-Trading-Chancen“ ein und ist dort Ansprechpartner für alle börsenrelevanten Fragen.

 

Bildquelle: Pressefoto Deutsche Börse AG