Nach der EZB ist vor der FED: DAX-Chartanalyse KW38

Bildquelle: Pressefoto Deutsche Börse AG

Das bullishe DAX-Wetter zum Septemberstart konnte fortgesetzt werden. Hierbei übertraf der Leitindex die Erwartungen vieler Anleger – so auch meine eigene aus der Vorwochenanalyse. In Summe legte der DAX (ISIN DE0008469008 | WKN 846900) in der Vorwoche um mehr als zwei Prozent auf knapp 12.500 Punkte zu. Ist diese Rallye weiterhin die dominante Richtung oder ab wann muss man sich Sorgen machen?

Vom Tief- zum Hochpunkt hat der DAX mit dieser Woche im September über 600 Punkte zulegen können. Das sind 4,4 Prozent oder statistisch betrachtet mehr als eine halbe durchschnittliche Jahresperformance – wohl bemerkt binnen 10 Handelstagen!

Nur ein kleiner Minustag schlich sich bisher in die Tagesbilanz des September, die ansonsten grün dominiert ist. In folgender Übersicht von wallstreet-online sind alle einzelnen Handelstage aufgeführt:

Die Bewegung verlief sehr gleichförmig und stetig, was für die Stärke des Trends spricht. Weitere Annäherungen im Handelsstreit zwischen den USA und China und einige Zollverschiebungen / Aufhebungen, welche zum Teil bereits ab der kommenden Woche gelten sollen, verliehen den Aktienmärkten auftrieb. Vor allem an der Wall Street, welche als globale Leitbörse gilt und damit letztlich auch den DAX entsprechend motivierte. Lesen Sie dazu gerne auch die n-tv Kommentare.

Selbst die Volatilität zur EZB-Sitzung, auf die ich noch einmal gesondert eingehen werde, hat am optischen Trend nichts verändert. Dieser sieht nach der kompletten Handelswoche wie folgt aus:

Am Ende der Handelswoche war der Widerstand um 12.490 noch dominant, welchen wir in den einzelnen Handelstagen als Vorbereitung entsprechend abgeleitet hatten (Rückblick):

Widerstand im DAX
Widerstand im DAX

Mehr als 1.200 Punkte Bewegung seit dem August-Tief lassen die Stimmen nach einer Korrektur lauter werden. Doch sieht dies der Markt auch so?

Seitens der Europäischen Zentralbank wurde ebenfalls unterstützend eingegriffen. Nicht direkt, doch mit den “Waffen der Zentralbank”. Positiv formuliert, war es das “Abschiedsgeschenk” von EZB-Präsident Mario Draghi, der in wenigen Wochen aus dem Amt scheidet und seine letzte EZB-Sitzung absolvierte. Es blieb bei einem Leitzins von Null und die Banken sind vom Strafzins noch stärker betroffen. Der Zinssatz für deren Einlagen bei der Zentralbank steigt weiter von bisher minus 0,4 auf minus 0,5 Prozent.

Aus meiner Sicht ist es eine Frage der Zeit, bis dies auch vermehrt an die Sparer weitergegeben werden muss. Denn der Spielraum der Banken für Erträge schwindet noch mehr. Auch wenn am Freitag durch Zuflüsse bei Aktienfonds der Bankensektor profitierte, ist dies in der Tat ein mittelfristiges Problem.

Ein weiteres Problem für Privathaushalte ist zudem die damit einhergehende schleichende Enteignung. Die EZB strebt weiterhin eine Teuerungsrate von 2 Prozent an und möchte Haushalte zum Investieren oder Konsumieren anregen. Ob dies bereits im DAX hinreichend reflektiert ist, darf bezweifelt werden.

Doch abseits der (Notenbank-)Politik widme ich mich nun den Chartbildern zu.

Der große Trend ist, wie eingangs dargestellt, weiterhin auf der Long-Seite zu suchen. Seit dem Ausbruch über 11.850 Punkte ist dieser manifestiert:

Dabei haben wir jetzt eine Zone erreicht, die einen Widerstand darstellen könnte. Sie erstreckt sich bis knapp unter 12.500 Punkte und ist durch mehrere Verlaufshochs im Monat Juni und Juli entsprechend präsent im Markt vorhanden:

Übertragen wir dies auf den Stundenchart, so vollzieht sich dieser Trend sehr geordnet in einem Kanal nach oben:

Ein Trendbruch ist aus charttechnischer Sicht erst bei Unterschreiten der Kanal-Linie, die eine untere Begrenzung darstellt, erfolgt. Dafür notiere ich mir für die neue Woche den Bereich um 12.370/80 Punkte – das Konsolidierungslevel vom Mittwoch. Noch stärker wird das Signal bei Unterschreiten der Mittwoch-Tiefs. Sie lagen recht genau auf den Hochs vom Dienstag und bilden eine Kante zu einem GAP auf der Unterseite.

Beide Verkaufstrigger habe ich hier im Stundenchart dargestellt:

Für noch kurzfristigere Signale nutze ich den 15-Minuten-Chart. Dabei sind die gleichen Marken zu verwenden, nur die Darstellung wird deutlicher. So ist dem großen Widerstand um 12.490 auf der Oberseite durch einen zweifachen Test am Freitag noch einmal Relevanz verliehen worden:

Legt man in diesem Chartbild ebenfalls eine Trendlinie an, so ergibt sich (logischerweise) das gleiche Level für eine mögliche Short-Positionierung:

Die 12.370 Punkten waren der Boden vor der EZB-Sitzung und haben mit der Kreuzung des Aufwärtstrends dieser kurzfristigeren Charteinstellung noch einmal ein deutliches Signal im Markt. Darauf werde ich am Montag zuerst achten und auf der Oberseite die 12.490 im Auge behalten. Entsprechende Updates finden Sie im Trading-Chat vor.

  Terminlich lässt am Dienstag um 11 Uhr die ZEW-Umfrage zu den Konjunkturerwartungen tiefere Einblicke in die Verfassung der Deutschen Unternehmen zu. Ab Mittwoch schwenkt dann der Blick direkt wieder an die Wall Street – hier steht um 20 Uhr der Zinsentscheid der US-Notenbank FED an. Erwartet wird eine Senkung; geht es nach US-Präsident Donald Trump, gerne direkt bis auf Null. Er meldete sich nach der EZB-Sitzung direkt zu Wort und kritisierte die EZB und die FED zugleicht. Anbei der entsprechende Twitter-Auszug:

Donnerstag folgt dann frühmorgens die Bank of Japan mit ihrem Zinsentscheid und 13 Uhr die Bank of England.

Die Woche mit Fokus auf den Notenbanken sollte ab der zweiten Wochenhälfte entsprechende Volatilität garantieren und hierbei vielleicht sogar den Trend noch einmal verstärken oder gar massiv kippen.

Man darf also gespannt sein. Kommen Sie gut vorbereitet in diese hochbrisante Woche und halten Sie Ausschau nach vertretbaren Chancen. Ihr Andreas Mueller (Bernecker1977)     Risikohinweis: Der Handel mit Finanzprodukten ist risikoreich. Sie können Ihr eingesetztes Kapital verlieren. Diese Analyse ist keine Handelsempfehlung und enthält lediglich unverbindliche Analysen und Prognosen zu den gegenwärtigen und zukünftigen Marktverhältnissen. Sämtliche in dieser Publikation getroffenen Angaben dienen der Information. Sie dürfen nicht als Angebot oder Empfehlung für Anlageentscheidungen verstanden werden.     andreasmuellerAndreas Mueller ist unter dem Pseudonym „Bernecker1977“ als Trader, Referent und Coach seit 2001 aktiv. Er handelt seit rund 20 Jahren Indizes, Devisen und Rohstoffe an der Börse mit Futures, Derivaten und CFDs. Dabei basiert sein Trading auf Sentimentdaten und Charttechnik. Als studierter Diplom-Kaufmann streut Andreas Mueller seine Erfahrungen u.a. auf wallstreet-online seit dem Jahr 2005 in den „Tages-Trading-Chancen“ ein und ist dort Ansprechpartner für alle börsenrelevanten Fragen.   Bildquelle: Pressefoto Deutsche Börse AG