Oldtimer – Sachwert mit Fahrspaß

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Oldtimer faszinieren schon lange Zeit jung und alt. Doch die „Geschichte auf vier Rädern“ hat auch einiges hinsichtlich Rendite zu bieten. Daher lohnt sich der Blick auch aus Anlegersicht. Je nach Geldbeutel und persönlichem Geschmack gibt es viele Möglichkeiten. Neben bekannten, und teuren, Klassikern gibt es aber auch Massenmodelle, die in die Jahre gekommen sind und inzwischen als Oldtimer gelten. Die Preissteigerungen sind hier nicht ganz so groß, dafür ist das Basisinvestment auch günstiger realisierbar.

Mit der Finanzkrise 2008 rückten Sachwerte in großem Stil in den Fokus vieler Anleger. Neben den Klassikern wie Immobilien und Gold, waren dies auch andere seltene Gegenstände. Neben Kunst sind hier vor allem Oldtimer zu nennen.

Die Beliebtheit letzterer rührt aber nicht nur vom Interesse der Sammler, sondern auch der Erkenntnis der deutschen (Premium-)Hersteller, dass es sehr effizientes Marketing ist, wenn alte Exemplare auch nach mehreren Jahrzehnten noch auf den Straßen zu finden sind. Daher engagieren sich diese Unternehmen zum Teil sehr intensiv ihre eigene Geschichte lebendig zu halten. Dass in diesem Zusammenhang sich auch die Wertsteigerungen der Oldtimer sehen lassen kann, ist ein schöner Nebeneffekt.

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Nachlassende Preisdynamik

Der Deutsche Oldtimer Index wurde 1999 mit 1.000 Punkten eingeführt und überstieg 2016 erstmals die Marke von 2.500 Punkten. Der Index setzt sich aus 88 gängigen Fahrzeugen zusammen, die den deutschen Oldtimermarkt repräsentativ abbilden. Die einzelnen Fahrzeuge werden abhängig von ihren Zulassungszahlen gewichtet. Fahrzeuge, die aufgrund ihrer Seltenheit oder ihrer Geschichte besonders teuer gehandelt werden, sind nicht berücksichtigt. Der Index wird für den Verband der Automobilindustrie VDA jährlich durch den Bochumer Bewertungsspezialisten classic-analytics ermittelt.

Zuletzt hat sich Dynamik auf dem gesamten Markt etwas verlangsamt. Das ist vor allem den extrem seltenen und zum Teil maßlos überteuerten Spitzenmodellen geschuldet. Seltene Mercedes-Flügeltürer 300 SL oder die ersten Porsche 911 Targa haben ein Preisniveau erreicht, von dem aus es nur noch wenig Luft nach oben gibt – aber erstaunlicherweise kommt es auch nicht zu einer Preiskorrektur.

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Rare Automobilschätze

Das Ausbleiben der Preiskorrektur liegt vor allem an der Knappheit dieser automobilen Schätze. Nehmen wir das Beispiel des Mercedes 300 SL. Zwischen 1954 und 1963 wurde das Modell W198 überhaupt gebaut, dabei liefen lediglich 1.400 Coupés und 1.858 Roadster vom Band. Wie viele davon noch existieren ist unklar. Entscheidend für viele Sammler ist dabei vor allem die Originalität.

Demgegenüber stehen dann Experimente wie ein 300 SL AMG, der 1999 u.a. für den Sultan aus Brunei umgebaut wurde. Die Preise für diesen modernen, aber offiziellen AMG-Umbau liegen bei mehr als einer Million Euro. Seltene Original-300 SL brachten in der Spitze des Oldtimer-Hypes mehr als 4 Mio. Euro in Versteigerungen. Um solche Spitzenpreise zu erzielen, muss aber alles passen. Das beginnt beim Zustand des Fahrzeugs und geht bis zum unbedingten Willen des Käufers, genau dieses Fahrzeug besitzen zu wollen.

Was zu beachten ist

Egal ob restaurierter Scheuenfund oder seltener Klassiker: Für den Erfolg der automobilen Anlage gilt grundsätzlich einmal derselbe Mechanismus wie für alle anderen Investments auch – nur wenn ein knapper werdendes Angebot auf steigende Nachfrage trifft, stimmt am Ende die Rendite.

Diese Regel sollte man sich immer vor Augen halten, wenn es um ein Auto als Wertanlage geht, denn abseits der emotionalen Bedeutung, der Begeisterung für motorisierte Legenden und der Leidenschaft für Fahrspaß gilt dieser Grundsatz der Geldanlage dennoch. Daher sollte immer ein externer Sachverständiger das Auto der Wahl auf Herz und Nieren checken. Dabei geht es nicht nur um das potenzielle H-Kennzeichen, sondern auch darum, von Anfang an Schwachstellen festzustellen und aus dem Schätzchen auf vier Rädern kein Fass ohne Boden werden zu lassen.

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Junge Klassiker

Wer sich derzeit auf die Suche nach günstigen Youngtimern macht, die bald den Status des Oldtimers erreichen, sollte sich nach den Baujahren Anfang der 1990er umsehen. Neben den großen Premium-Modellen aus den heimischen Häusern Mercedes, BMW, Audi und Porsche sind auch zeitlose schöne Modelle aus dem Ausland interessant. Wir denken dabei etwa an die Roadster Mazda MX-5 oder Fiat Barchetta.

Freie Fahrt für H-Kennzeichen

Eine offizielle Definition dafür, wann ein normales Auto zum Oldtimer wird, gibt es nicht. Aber die Bedingungen für das H-Kennzeichen dürften das beste Indiz sein – schließlich wird damit das “kraftfahrzeugtechnische Kulturgut in der Bundesrepublik” geschützt. Dazu muss das Fahrzeug mindestens 30 Jahre alt sein. Daneben muss das Erscheinungsbild des Fahrzeugs seit der Auslieferung weitgehend unverändert sein und insgesamt einen guten Pflege- und Erhaltungszustand vorweisen. Für Fahrzeuge mit H-Kennzeichen fällt dann auch nur ein einheitlicher Kfz-Steuersatz von 191,73 Euro an. Doch nicht nur das: Fahrzeuge mit H-Kennzeichen haben freie Zufahrt zu Umweltzonen! Und auch die lästigen Feinstaub-Debatten kann man mit H-Kennzeichen ausblenden – zumindest bislang noch.


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Golf Cabrio feiert Jubiläum

Der VW Golf ist eines der meistgebauten Fahrzeuge der Welt. Als Geldanlage sind solche Massenmodelle daher nur bedingt geeignet. Ausnahmen gibt es dennoch: Etwa die frühen GTI-Modelle oder gut erhaltene Cabrios der ersten Jahre. Da die offene Variante des Golf 2019 aber bereits 40 wurde, wollen wir einmal auf dieses Erfolgsmodell schauen.

„Sonne, Mond und Cabrio“ lautet der Werbeslogan, als Volkswagen 1979 die offene Variante des Golf I präsentiert. Die Gemeinschaftsentwicklung von Volkswagen und Karmann wurde ab Februar 1979 in Osnabrück gefertigt. Als legitimer Nachfolger des berühmten VW Käfer Cabrio musste der offene Golf in große Fußstapfen treten – und füllte sie schon kurz nach seiner Vorstellung aus. Den Durchbruch bei der Beliebtheit erfuhr das Modell, als in den 1980er-Jahren Sascha Hehn jeden Samstagabend in der Schwarzwaldklinik elegant in sein weißes Golf Cabrio hüpfte und eine ganze Generation dieses Lebensgefühl ebenfalls haben wollte.

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Hilfreich für diesen Sprung war der neben dem aufliegenden Verdeck charakteristische feststehende Bügel über der B-Säule. Diese auffällige Konstruktion war eine Reaktion auf die Sicherheitsdiskussion der 1970er-Jahre. Der Bügel bot neben dem Insassenschutz einen optimalen Anlenkungspunkt für die vorderen Sicherheitsgurte und führt das hintere Seitenfenster sicher und geräuscharm. Als Varianten wurden das Cabriolet GLS mit 1,5 Liter Hubraum und 51 kW Leistung sowie das Cabriolet GLi mit 1,6 Liter Hubraum und 81 kW Leistung angeboten.

Das Cabrio-Design blieb trotz der Einführung des regulären Golf II im Jahr 1983 weiter unverändert. Erst 1987 erfolgte ein Facelift. In dieser modernisierten Form wurde das Golf I Cabriolet dann bis 1993 produziert. Bis zur Einstellung dieser zweiten Serie wurden 389.000 Golf I Cabrio in Osnabrück gebaut. Damit ist es das meistgebaute Cabriolet der Welt.

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