Unser persönlicher Börsenausblick für 2011

Es war ein spannendes Jahr 2010. Doch an der Börse wird bekanntlich die Zukunft gehandelt. Daher wagen wir einmal einen Blick nach vorne. Was werden uns die kommenden 12 Börsenmonate bringen? Weitere Kursanstiege? Nun, glaubt man dem Gros der Analysten, so dürfte das erste Halbjahr 2011 weitere Kursanstiege mit sich bringen. Die DZ Bank umschreibt das beispielsweise mit den Worten „… für 2011 zeichnet sich eine gebremste Fortsetzung der Konjunkturerholung in Deutschland ab“. Getragen vom guten Konsum (man sieht es ja am Weihnachtsgeschäft). Denn der private Verbrauch wird nach Einschätzung der Nürnberger Gesellschaft für Konsumforschung (GfK) im kommenden Jahr doppelt so stark wachsen wie 2010 und zu einer wichtigen Stütze der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung in Deutschland werden.

Aber auch der simple Schwung von der aktuellen Jahresendrallye sollte DAX & Co. weiter gen Norden hieven. Herrscht deshalb Eitelsonnenschein? Bestimmt nicht. Denn unverändert haben wir es mit ganz wichtigen und fundamental schweren Problemen am Markt zu tun. Denken wir nur an die weiter bestehende Euro-Krise, das als ständiges Thema den Markt auch in 2011 beherrschen wird. Denken wir zudem auch einmal an unsere „Exportstärke“. Wir sind unverändert „etwas“ von unserem Export abhängig. Und genau hier könnte das Problem auftreten. Denn das „nachlassende Tempo der internationalen Dynamik wird sich zweifellos bei den deutschen Exporteuren bemerkbar machen, die sehr stark von der europäischen Konjunktur abhängig sind“, wie es beispielsweise die DZ Bank so schön einmal in diesen Tagen formuliert hat.

Sell in May? – Das zweite Halbjahr wird spannend…

Es wird bestimmt keinen großen Einbruch geben, denn die heimische Nachfrage könnte für einen gewissen Ausgleich sorgen, weil besonders die steigenden Einkommen den privaten Haushalten mehr Spielraum für eine Steigerung der Konsumausgaben geben dürften. Doch die Party am Markt – ob die so über einen längeren Zeitraum gehen kann? Vielleicht ist das berühmte „Sell in May“ kein schlechter Zeitpunkt, um Gewinne (erst einmal) mitzunehmen und abzuwarten, was die Marktdynamik weitermacht.

Denn das zweite Halbjahr dürfte unserer Ansicht nach geprägt sein von einer anziehenden Inflation und damit auch verbunden mit neuen Rekordpreisen bei Rohstoffen. Gold dürfte weiter den Stellenwert als Reservewährung ausfüllen, daneben werden wohl aber auch andere Edelmetalle gefragt sein, da zu viel Papiergeld auf einen kleinen Rohstoffmarkt trifft. Ähnliches gilt für Öl. In wie weit wir an den Börsen dann einen größeren Kursrückgang erleben werden, ist heute wahrlich schwer zu sagen.

Branchen im Fokus

[ad#Google Adsense L-links]Blicken wir einmal kurz auf die Branchen: Im Pharmabereich erwarten wir keine großen Highlights. Aktien wie Bayer werden sicherlich zu den soliden Blue-Chips gehören, in wie weit sich das Thema Gesundheitsreform niederschlagen wird, bleibt abzuwarten.

Interessanter wird es da schon im Chemiebereich. Immerhin ist es weltweit eine der wichtigsten Branchen. Diese dürfte aber wegen des Ölpreises unter Druck geraten. Daher werden wohl nur breitestaufgestellte Allrounder wie BASF kurstechnisch sehr gut durch die kommenden Jahre kommen. Erinnern wir uns: BASF hat erst vor kurzem ein neues Allzeithoch markiert. Wir sind daher mit dem VCI einer Meinung, der jüngst mitteilte, dass …die chemische Industrie hat 2010 mit 11 Prozent den stärksten Produktionszuwachs seit 1976 erzielt. Die Erwartungen des viertgrößten Industriezweiges in Deutschland für 2011 sind aber verhalten. „Unsere Branche hat ein erstaunliches Jahr erlebt, das in dieser Form eine Ausnahme bleiben wird“, erklärte der Präsident des Verbandes der Chemischen Industrie (VCI), Dr. Klaus Engel. „Nach einer rasanten Aufholjagd bewegen wir uns jetzt wieder in moderateren Bahnen.“ Die deutsche Chemie werde zwar weiter wachsen, aber mit wesentlich geringerer Dynamik als 2010, so der VCI-Präsident weiter.

Autobranche weiter auf der Überholspur?

Schauen wir uns die Autobranche an. Keine Frage. Auch in 2011 werden China und USA (wieder) wichtige Rolle als Absatzmarkt spielen, insgesamt dürfte aber der Trend zu sparsamen Motoren dank Ölpreisanstieg wieder zunehmen. E-Mobilität wird zwar weiter die allgemeine Diskussion beherrschen, aber mangels konkreter Produkte nicht weiter vorankommen. BMW und Daimler aus dem DAX haben dieses Jahr gezeigt, wie man wieder vom Seitenstreifen auf die Überholspur wechseln kann. Das Potenzial der beiden Aktien ist sicherlich noch nicht ausgelaufen.

Deutlich vorsichtiger sind wir hingegen für die Finanzbranche. Die lieben Probleme mit dem Geld in Europa belasten auch die Finanztitel, egal ob Bank oder Versicherer. Die Performance dürfte dürftig sein, zumal wir alle nicht wissen, was der Anleihenmarkt in 2011 noch für Leichen im Keller mit sich bringen wird.

Solche Probleme hat hingen die Branche der Konsumgüter wohl nicht. METRO & Co. sollte auch in 2011 von der soliden Binnennachfrage profitieren und vergessen wir bitte auch nicht das Thema „Wachstumsmarkt China“ in diesen Zusammenhang.

Ein interessantes Jahr dürfte es auch im Bereich der IT geben. Allmählich gerät der Sektor auch hierzulande in den Fokus, v.a. kleine und mittlere Unternehmen. „Wer braucht schon SAP im Depot?“ fragte mich jüngst ein Kollege. Recht hat er. Allein das spannende Thema Cloud Computing dürfte so manche Aktie wie Cancom in den Fokus rücken.

Bausektor wohl auch in 2011 eine Boombranche

Auch die Infrastruktur und die damit verbundenen Aktien könnten in 2011 weiter gen Norden streben. Es ist definitiv aktuell eine Boombranche. Diese dürfte durch weitere offizielle oder inoffizielle Konjunkturprogramme profitieren. Staaten lagern vermehrt Bau und Betrieb aus: Profiteure sind Konzerne wie Hochtief oder Bilfinger Berger.

Zu guter Letzt noch ein Blick auf die Energiebranche. Sie war in 2010 der große Verlierer und wir gehen davon aus, dass auch 2011 für RWE& Co hart werden könnte. Das im September präsentierte Energiekonzept der Bundesregierung dürfte den Konzernen also mittelfristig erst einmal Kopfschmerzen bereiten. Wer jetzt denkt, bei RWE oder anderen Titeln einzusteigen, weil er langfristig denkt – keine schlechte Idee, denn die Kurse sind wahrlich runtergekommen… Doch eines im Hinterkopf haben: Die Dividendenreichen Tage sind erst einmal vorbei! Allein RWE erwartet vom nächsten Jahr an 580 Mio. Euro weniger beim Netto-Ergebnis.

Fazit

Was wir nächstes Jahr also erwarten werden ist auf jeden Fall eines: Ein spannendes Jahr, wo die Börsianer einmal mehr beweisen müssen, wie sie mit der aktuellen Schuldenproblematik und geopolitischen Risiken auskommen.

Wir erwarten generell, dass auch 2011 ein gutes Aktienmarktjahr werden wird. Wenn wir uns allein den DAX anschauen: Aktuell weist unser Leitindex noch eine deutliche Unterbewertung gegenüber den historischen Durchschnitten auf. Bis Jahresmitte sind also Kurse bis zu 7.500 Punkten möglich – danach? Abwarten – aber das haben wir schon oben geschrieben.