Jungheinrich: Angezählt oder ausgeknockt? Wie schlimm ist es wirklich?

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Der Lager und Logistik-Spezialist Jungheinrich (WKN: 621993 / ISIN: DE0006219934) hat gestern die Anleger verschreckt, weil er eine Umsatz- und Gewinnwarnung für 2020 rausgehauen hat, die die schlimmsten Befürchtungen noch übertraf.

Dass es mit der Konjunktur nicht wirklich rund läuft zur Zeit, das dürfte inzwischen jeder wissen, und auch Jungheinrich selbst hatte im Sommer die eigenen Prognosen für das laufende Jahr eingedampft. Und es war auch absehbar, dass es wohl in der zweiten Jahreshälfte zu keiner wesentlichen Verbesserung gekommen sein würde, so dass die deutliche Kursrallye der letzten Wochen schon unter Vorbehalt beäugt werden musste. Aber nun… nach 25% Kurseinbruch kann man wohl kaum einfach nach dem Motto “Mund abputzen, weitermachen” verfahren, oder?

Magersuchtprognose für 2020

Schauen wir uns erstmal an, was passiert ist. Das Management teilt mit, Jungheinrich leide unter einem “in den letzten Monaten deutlich rückläufigen Markt, einer höheren Volatilität im Auftragseingang” und es fehlten positive Konjunktur- und Marktsignale. Deshalb geht man nun davon aus, in 2020 merklich schlechter abzuschneiden als im ebenfalls schon lausigen Jahr 2019.

Konkret wird für 2020 ein Umsatz zwischen €3,6 Mrd. und €3,8 Mrd. erwartet (Prognose für das Gesamtjahr 2019: zwischen €3,85 Mrd. und €4,05 Mrd.) und ein EBIT zwischen €150 Mio. und €200 Mio. (Prognose für das Gesamtjahr 2019: zwischen €240 Mio. und €260 Mio.). Dementsprechend ist von einer EBIT-Rendite zwischen 4,0% und 5,5% auszugehen (Prognose für das Gesamtjahr 2019: zwischen 6,0% und 6,7%).

Die Enttäuschung oder vielmehr die Ernüchterung der Anleger ist zu verstehen. Man dachte, die Konjunktur würde sich gerade wieder berappeln und dann bedient Jungheinrich auch noch das Geschäftsfeld Logistik-Dienstleistungen, das einen absoluten Boom erlebt. Nicht nur die Paketdienste, sondern auch Amazon, Zalando, die Otto Group und viele andere investieren in Lagerhallen und Logistik-Standorte und sie alle benötigen Gabelstapler und/oder Lagerautomationslösungen. Ein Schlaraffenland für Jungheinrich und auch für den größeren Wettbewerber KION Group.

Alles richtig… und doch sind die Auftragseingänge sehr schwankungsanfällig und eben nicht stetig. Und auf kurze Sicht hilft es auch nicht, dass ausbleibende Neuinvestitionen seitens der Kunden zu erhöhten Einnahmen bei der Wartung für die Bestandsgeräte führt…

Auf www.intelligent-investieren.net geht es weiter…

Kissig Ein Beitrag von Michael C. Kissig

Er studierte nach Abschluss seiner Bankausbildung Volks- und Rechtswissenschaften und ist heute als Unternehmensberater und Investor tätig. Neben seinem Value-Investing-Blog „iNTELLiGENT iNVESTiEREN“ verfasst Michael C. Kissig regelmäßig eine Kolumne für das „Aktien Magazin“.

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