„ich weiß, dass ich nichts weiß“, dieser weise Spruch wird dem griechischen Philosophen Sokrates zugeschrieben. Der lebte von etwa 469 bis 399 vor Christus und gilt bis heute als einer der wichtigsten Vertreter seiner Zunft. Oder besser Wissenschaft. Und der Grund, warum ich ausgerechnet ihn zum Einstieg in das heutige Market Mover Editorial mit einem weit über zweitausend Jahre alten Satz zitiere, ist der, dass dieser Satz nichts von seiner Gültigkeit eingebüßt hat. Unter anderem. Denn auch ich muss Ihnen jetzt gestehen, dass ich nichts weiß. Jedenfalls nichts über den Ausgang des Strafzoll-Hickhacks, das sich gerade hinter den verschlossenen Türen des Weißen Hauses abspielt. Wird der Präsident tatsächlich weitere Strafzölle auf chinesische Konsumgüter erheben? Wird das Reich der Mitte zurückschlagen, so wie einst das Imperium, in einer weit weit entfernten Galaxis? Oder entpuppt sich das Ganze als heiße Luft(nummer), und es kommt doch zum gerade erst wieder angekündigten Deal, Phase 1, oder wie auch immer? Wie gesagt, ich weiß es zur Stunde nicht, und die Märkte offenbar auch nicht, denn die schwankten (zumindest bis Freitagnachmittag, aber dazu kommen wir gleich) mal in die eine, mal in die andere Richtung. Nehmen wir zum Beispiel den DAX:
Der pendelte zunächst zwischen seinem Wochentief bei 12.887 Punkten – übrigens auch gleichzeitig das neue Monatstief sowie der niedrigste Stand seit dem 31. Oktober – und dem gestrigen Tageshoch bei 13.288 Zählern, ohne dass auch nur ansatzweise ein klare Tendenz erkennbar gewesen wäre. Neue Impulse, von der langen unteren Lunte im Tageschart vom Dienstag und dem Sprung über den mittlerweile massiven Bremsbereich bei 13.170/13.204 einmal abgesehen? Ach, i wo! (Schreibt man wirklich so, habe ich im Duden nachgeschlagen.) Das könnte sich mit dem klaren Wahlsieg der konservativen Tories in Großbritannien jetzt gründlich ändern. Denn der DAX ist am Freitagvormittag vor lauter Freude über ein immer wahrscheinlicher werdendes Ende der BREXIT-Unsicherheiten auf ein neues Jahreshoch bei 13.423 gehüpft, womit das Allzeithoch bei 13.597 plötzlich wieder zum Greifen nah ist. Dennoch:
Nur heiße Luft?
Vor lauter Freudentaumel sollte die Unterseite nicht vorschnell aus den Augen gelassen werden. Schließlich sind einige Fragen offengeblieben. Da ist beispielsweise diese merkwürdige Brüchigkeit der 13.000er-Barriere zu nennen. Kaum nähern sich die Kurse dieser Haltelinie, gibt die auch schon nach und lässt sich ohne Gegenwehr unterbieten. Oder die Haltezone bei 12.927/12.900, da wurde am Dienstag gar nicht erst der Versuch unternommen, in irgendeiner Form (unter-)stützend zu wirken. Das zeigt, wie hoch der Druck im Kessel ist – wenn es denn einmal abwärts geht. Daher sollte auch auf die Haltestelle bei 12.815/12.800 bzw. das 2019er-Junihoch bei 12.656 Zählern geachtet werden. Gut möglich, dass wir dieses Niveau in einem größeren Rücksetzer doch noch einmal wiedersehen! Und das vielleicht sogar schneller als man sich noch vor ein, zwei Wochen hätte vorstellen können!
Ein Beitrag von Sebastian Jonkisch von Prime Quants
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