Champagner: Prickelnder Evergreen

Bild: Champagne Taittinger

 „Nach dem Sieg verdienst du ihn, nach der Niederlage brauchst du ihn“ – schon Napoleon Bonaparte war der exklusiven Brause verfallen. Champagner. Kein anderes Getränk steht für so viel Lebensart und die gewisse Portion Luxus. Wann trinken Sie Ihr (nächstes) Glas?

Die Champagne

Die Champagne ist eine Region im Norden Frankreichs, die eine Fläche von 25.600 Quadratmetern umfasst. Dort befindet sich die Landschaft Champagne und das Ardennen-Gebirge. Das Gebiet, in dem die Champagnerreben angebaut werden, erstreckt sich auf 35.280 Hektar Fläche. Das entspricht etwa einem Drittel der gesamten deutschen Weinanbaufläche. In der Champagne gibt es mehr als 15.000 Winzer, denen rund 90 Prozent der Weinberge gehören.

Seit vielen Generationen kreieren die Winzer der Champagne Weine, deren Ausdruck so vielfältig ist wie die Weinberge, die sie hervorbringen. Der Name Champagner stammt übrigens vom lateinischen Wort „campania“ ab, was für „Ebene“ steht, so ist die Region eher flach mit kleinen Erhebungen. Zu den wichtigsten Anbaugebieten zählen das Gebiet Montagne de Reims, das Vallée de la Marne, die Côte des Blancs und die Côte des Bar.

Im Departement Marne mit den Regionen rund um Reims und Epernay findet man die meisten Champagnerreben. Hier ist die Avenue de Champagne mit dem Hauptsitz der größten und bekanntesten Champagnerhäuser wie Moët & Chandon, Mercier, De Castellane, Perrier-Jouët oder De Venoge.

Champagner darf die Bezeichnung Champagner nur tragen, sofern er aus der Champagne stammt. Schaumwein, der nicht aus diesem Gebiet kommt, darf sich nur Sekt nennen. Champagne ist eine kontrollierte Herkunftsbezeichnung, die ausschließlich einen Schaumwein bezeichnet, der in Frankreich in der Weinbauregion Champagne nach gesetzlich genau festgelegten Methoden hergestellt wird.

Die Bezeichnung Champagner darf laut französischem Gesetz nur verwendet werden, wenn die Weintrauben aus dem definierten Gebiet in der Champagne kommen, diese vor Ort verarbeitet werden und ausschließlich in Betrieben, in denen nur diese und keine anderen Weintrauben verarbeitet werden. Die regionalen Grenzen für die kontrollierte Ursprungsbezeichnung wurden schon 1927 festgelegt.

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Die optimalen Voraussetzungen

Die Rebflächen der Champagne befinden sich am nördlichen Rand der Weinbauzone und profitieren von zwei verschiedenen Klimaeinflüssen – dem kontinentalen und dem maritimen Klima. Der Anbau erfolgt in klassischen Hangweinbergen in Höhenlagen von 90 bis 300 Metern, was zu einer optimalen Kombination von Sonneneinstrahlung und Abfluss von überschüssigem Wasser führt.

Die Durchschnittstemperatur beträgt nur 11 Grad Celcius, was das Wachstum der Reben einschränkt und zur Frische eines Champagners beiträgt. Hauptsächlich die weltweit einzigartigen Böden, auf denen die Reben wachsen, sind für die Qualität des Champagners verantwortlich.

Dazu werden die Reben dichter gesetzt, als üblich. Die Wurzeln graben sich so tiefer in den Boden und nehmen dessen Mineralität auf. Die Böden bestehen zu 75 Prozent aus Kalkstein, was zu einer idealen Entwässerung des Bodens beiträgt und für eine natürliche konstante Wasserversorgung der Rebe sorgt.

Die drei Hauptvoraussetzungen Klima, Boden und Relief ermöglichen also die Produktion dieses Qualitätsproduktes.

“Komm schnell, ich trinke Sterne!“

Dom Pierre Perignon (um 1638-1715), frz. Benediktinermönch.

Nach ihm ist die Champagnermarke Dom Pérignon benannt.

Bild: Bureau de Champagne

Die Rebsorten

Für Champagner werden drei Rebsorten verwendet, und zwar als rote Rebsorten der Pinot Noir (Spätburgunder) und der Pinot Meunier (Schwarzriesling) und als weiße Rebsorte der Chardonnay. Spätburgunder und Schwarzriesling nehmen jeweils ein größeres Gebiet ein als der Chardonnay. Folgende drei Haupt-Rebsorten können unterschieden werden.

Pinot noir, Rote Traube, 38% der Rebfläche
Ein strukturierter Wein mit feinem Bukett. Es handelt sich um dunkle Trauben mit hellem Saft. Die roten Trauben werden gepresst und der gewonnene helle Saft ohne Einmaischung und ohne die Schale vergoren, so dass ein Weißwein entsteht. Sortenreiner Schaumwein aus Pinot Noir wird unter der Bezeichnung „Blanc de Noirs“ vermarktet.

Pinot Meunier, Rote Traube, 32% der Rebfläche
Ebenfalls eine dunkle Traube mit hellem Saft. Die robuste Rebsorte ist dank ihres späten Austriebs weniger frostanfällig und eignet sich besonders für tonhaltige Böden. Meunier-Trauben machen den Wein fruchtig und rund. Mit Noten aus fruchtigen Aromen von weißen und roten Früchten.

Chardonnay, Weiße Traube, 30% der Rebfläche
Hier handelt es sich um helle Trauben mit hellem Saft. Chardonnay hat ein feines Aroma mit floraler Note, einem Hauch von Zitrusfrüchten und weißen Früchten, teilweise auch mineralischen Anklängen. Frisches und leichtes Aroma. Ein Chardonnay aus 100 Prozent weißen Trauben nennt man Blanc de blancs.


Bild: Champagne Taittinger

Die Klassifizierungen

In 320 Dörfern und Gemeinden (sogenannten Crus) werden in der Champagne Reben angebaut, um Champagner zu erzeugen. Diese Crus werden auf einer Skala von 80 bis 100 bewertet, da sie sich hinsichtlich Region, Bodenqualität und Klima stark unterscheiden.

Grand Crus sind aus besserem Traubenmaterial hergestellt und erhalten die höchste Bewertung von 100. 17 Gemeinden haben diesen exklusiven Status. Nur etwa 10 Prozent der Weinberge der Champagne sind als Grand Cru klassifiziert.

Premier Crus liegen von der Qualität etwas darunter und haben eine Bewertung zwischen 90 und 99. Etwa 15 Prozent der Gemeinden, in Zahlen 44, tragen die Bezeichnung Premier Cru.

Millésime bezeichnet man einen Jahrgangschampagner, der nur aus den Trauben eines Jahrgangs kreiert wird. Sein Charakter ist stark abhängig von den Wetterbedingungen des Erntejahres. Er muss drei Jahre lagern, damit sich die Aromen entfalten können. Mindestens 15 Monate lagern alle Champagner im Keller, die Prestige-Cuvées am längsten. Je länger die Zeit zum Reifen, desto vielfältiger entwickeln sich die Weinaromen.


Bild: Champagne Taittinger

Die Champagner-Wirtschaft

Champagner ist eines der kapitalreichsten Lebensmittel der Welt. Aufgrund des langen Herstellungsprozesses und der unterschiedlichen Qualität der Basisweine müssen die Champagner-Winzer auch Durststrecken durchstehen. Dies gilt vor allem, da Champagner-Hersteller aufgrund wechselnder Verbrauchergeschmäcker und nicht unbedingt gleichlaufender Weinernten lange Marktzyklen überwinden müssen.

In den 500 km Kellern lagern geschätzte 1,5 Milliarden Flaschen Champagner zu einem Verkaufswert ab Hersteller von mehr als 25 Mrd. Euro. Verkauft werden aber nur rund 300 Millionen Flaschen pro Jahr. Damit wird ein Umsatz von rund 5 Mrd. Euro erzielt.

Rund drei Viertel des gesamten Champagner-Umsatzes wird durch die Champagner-Häuser mit NM-Status erwirtschaftet. Hier dominieren vor allem die großen Konzerne. NM steht für négociant manipulant und meint Unternehmen, die den Champagner selbst ausbauen und vermarkten.

Nach LVMH (Louis Vuitton – Moet – Hennessy) mit den Marken Moët & Chandon, Dom Pérignon, Mercier, Ruinart, Veuve Clicquot, Krug, Montaudon folgt auf Rang zwei Vranken-Pommery Monopole mit den Marken Pommery, Heidsieck & Co Monopole, Charles Lafitte und Demoiselle. Auf Rang drei ist BCC (Boizel Chanoine Champagner) zu finden. Die Kernmarken dort sind Lanson, Burtin Besserat de Belledon, Boizel, Chanoine, Philipponnat, de Venoge und Bonnet.

Eine Auswahl an Champagner*


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So erkennen Sie einen echten Champagner

Name des Erzeugers
Ortsname des Firmensitzes und das Land „Frankreich“
Erzeugernummer
Angabe zur Charge
Jahrgang, falls es sich um einen Jahrgangs-Champagner handelt
Besonderheit der Cuvées
Informationen zu Rebsorten
Datum des Degorgierens
geschmackliche Eigenschaften
Hinweis „Produit de France“
Hinweis auf Allergene (z.B. Schwefeldioxid, Sulfite etc.)
Hinweis „Während der Schwangerschaft kann der Genuss alkoholischer Getränke selbst in geringen Mengen schwerwiegende Folgen für die Gesundheit des ungeborenen Kindes haben“


Kurz nachgefragt bei Christian Josephi
Er leitet das Bureau du Champagne des Comité Champagne für Deutschland & Österreich. Dieses wiederum vertritt markenneutral die weltweiten Interessen aller Champagne-Häuser und Champagne-Winzer.
www.champagne.de

Wann hat Sie die Champagner-Leidenschaft gepackt?

Als Konsument von Champagner war ich schon in frühen Jahren begeistert. So richtig gepackt hat mich die Champagne und deren Weine aber erst bei Besuchen vor Ort. Die von Kreide geprägte Champagne ist immer eine Reise wert und erst dort versteht man, was es heißt, wenn sich eine Region komplett dem Schaumwein verschrieben hat.

Überall kommt man mit Champagner in Berührung und versteht, wie so ein komplexes Produkt über die Jahrhunderte immer mehr perfektioniert wurde. Es gibt nur wenige Weine, die mit so hohem menschlichem Einsatz und Können hergestellt werden. Das schmeckt man.

Wodurch zeichnet sich ein guter Champagner aus und woran erkennt dieses ein Laie?

Ein guter Champagner zeichnet sich vor allem durch seine Eleganz und sein Gleichgewicht aus. Durch die Verwendung von meist weiß gekelterten roten Trauben liefern die Grundweine die Basis für einen Schaumwein, der am Ende durch Komplexität und Tiefe überzeugt und gleichzeitig durch lange Lagerung in den Kellern der Erzeuger auch eine große Reife mitbringt. Champagner schmeckt daher nicht jedem.

Und: nicht jeder Champagner schmeckt gleich. Das Können des Kellermeisters, die Basisweine und die Abschätzung deren zukünftigen Entwicklung während des Reifeprozesses entscheidet über den Geschmack. Wer sich einmal von den in Deutschland beliebten, deutlich süßeren Sekten gelöst hat, wird die Leichtigkeit eines Champagners schätzen lernen. Am Ende entscheidet immer der individuelle Geschmack.

Bild: Bureau de Champagne

Welchen Trend gibt es beim Champagner?

Grundsätzlich werden die Champagner in den letzten Jahren immer trockener. Das liegt vor allem an dem klimabedingten, immer reiferen Lesegut aber auch am veränderten Verbrauchergeschmack. Relativ neu ist der Trend hin zu Rebsorten- und Parzellenreinen Champagnern. Damit beraubt sich der Champagner zwar seinem Alleinstellungsmerkmal als Schaumwein aus einer Mischung verschiedener Grundweinen. Aber die Begeisterung bei Weinliebhabern für diese Neuheit gibt den Produzenten recht. Dennoch wird der klassische Assemblage-Champagner weiter bestehen.

Wie ist die Preisspanne für einen guten Champagner, könnte Champagner nicht billiger sein?

Bei Discountern werden Champagner im Bereich von 13 bis 20 Euro angeboten. Das ist die günstigste Variante für Verbraucher. Generell lassen sich drei Preiskategorien feststellen. Im Bereich zwischen 20 und 35 Euro gibt es vorrangig Champagner wenig bekannter Hersteller, die qualitativ gut sind. Im Bereich zwischen 35 und 50 Euro sind vor allem die weltweit bekannten Marken angesiedelt.

Im Preissegment darüber, vor allem zwischen 80 und 150 Euro sind wiederum die hochwertigen Prestige-Champagner mit langer Reifezeit zu finden. Die genannte Untergrenze ist durch die die weltweit höchsten Traubenpreise, die komplexe mehrstufige Herstellung und den hohen menschlichen Einsatz sowie Kostenpunkte wie Sekt- und Mehrwertsteuer nicht nach unten verrückbar.

Bild: Bureau de Champagne

Wo kaufe ich am besten Champagner?

Idealerweise ist der Fachhandel aufgrund seiner Beratung der beste Ort, um Champagner hierzulande zu kaufen. Daneben sind natürlich der Lebensmitteleinzelhandel sowie diverse Online-Shops (Amazon* bspw.) beliebt. Entscheidend ist hierbei aber die Beratung. Nur wer weiß, was er tatsächlich möchte, sollte auf diese Art Champagner kaufen.

Eine schöne Alternative ist der Kauf vor Ort. Die Champagne ist von Deutschland aus gut erreichbar und wer einmal über den Kreidekellern eines Champagnerherstellers genächtigt hat, wird den Champagner ganz anders verstehen und zu schätzen wissen. Wichtig: Champagner sollte immer dunkel gelagert werden, daher ist beim Kauf bereits auf eine entsprechende Verpackung im Karton zu achten.

Bildquellen: Pixabay / Champagne Taittinger / Buero de Champagne // *Amazon-Partnerlink