Ausblick 2020: Dow Jones und die 30.000er-Marke

(Bildquelle: Heiko Thieme)

Das Börsenjahr 2019 ist passé. Wir geben in den kommenden Tagen in der Reihe „Ausblick 2020“ marktEINBLICKE zu den Faktoren, die das Anlegerjahr 2020 mitbeherrschen sollten. Dazu haben wir uns wieder kompetente Verstärkung ins Haus geholt und verschiedene Börsen-Experten gebeten, einen Ausblick zu wagen. Ihre Einschätzungen werden wir zum Jahreswechsel an dieser Stelle veröffentlichen. Heute ist Heiko Thieme an der Reihe.

Mut wurde belohnt! Die ausgeprägte Schwäche an den Börsen im vierten Quartal vergangenen Jahres war nichts anderes als eine Kaufchance. Seit den Tiefständen Ende Dezember sind an Wall Street der Dow Jones und in Deutschland der DAX bis Mitte November um rund 30 Prozent gestiegen – dies ist das Drei- bis Vierfache im Vergleich zum langfristigen Durchschnitt! Der von Kostolany, dem Altmeister der Börse, vor über 40 Jahren geprägte Satz -  „immer nehmen, wenn alle geben und geben, wenn alle nehmen“ – hat sich wieder einmal bestätigt!

Bis zum Jahresende dürfte dennoch die Geopolitik die Börsen beeinflussen. Hierbei spielen die laufenden Verhandlungen beim Handelsstreit zwischen USA und China eine entscheidende Rolle. Meine im ersten Quartal genannten Jahresziele für den DAX und Dow Jones wurden bereits in der ersten Novemberhälfte erreicht und beim DAX sogar etwas überschritten.

Das Börsengeschehen in 2020 wurde von geopolitischen Ereignissen entscheidend beeinflusst. Es gibt keine Region der Welt, die nicht vor enormen Herausforderungen steht! Das demokratische Grundverständnis steht auf einem globalen Prüfstand ohne überzeugende Lösungen.

Die Ergebnisse der britischen Parlamentswahlen vom 12. Dezember werden das Brexit-Thema noch nicht beenden. Ein zweites Referendum wäre nach wie vor die beste Lösung, auch wenn sich die Konservativen dagegen wehren. Eine vorläufige Einigung im Handelskonflikt USA/China würde den Welthandel wieder beleben und Deutschland als führende Exportnation davon besonders profitieren. Die Gefahr einer Rezession wäre damit für 2020 gebannt! Die Zentralbanken würden eine erneute Wachstumsbeschleunigung unterstützen.

Eine Inflationsgefahr ist nicht erkennbar. Unternehmensgewinne können sich in Europa und USA im einstelligen Bereich weiter verbessern. Neue Rekordhöhen an den Börsen wären das Resultat. Der Dow Jones Index kann sogar die 30.000 Marke überschreiten, auch wenn die aktuelle Bewertungsbasis bereits anspruchsvoll ist.

Der DAX sollte noch vor Ende April ein neues Rekordhoch von über 13.600 Punkten erreichen. Ab 14.000 wird die Luft dünn, 15.000 sind sehr ambitiös, aber nicht auszuschließen. Der Goldpreis kann sich weiterhin erholen, wobei die 1.600 Dollar Marke möglich ist. Goldminen sind dabei eine bessere Anlage als Gold selbst. Im Energiesektor gibt es trotz aller Umweltbedenken Nachholpotenzial. Die e-Mobilität treibt den für Deutschland wichtigen Autosektor an. Neben den USA bleibt China der wichtigste globale Wachstumsmotor.

Der Nahe Osten ist weiterhin ein Pulverfass ohne konkrete Lösungen. In Lateinamerika dominiert unverändert Korruption. Der afrikanische Kontinent weist langfristige Wachstumschancen auf, die jedoch für europäische Privatanleger nur schwer umsetzbar sind.

Die Präsidentschaftswahl und Kongresswahlen Anfang November sind die wichtigsten politischen Entscheidungen in den USA in 2020. Eine Wiederwahl von Trump, was trotz aller Kritiken nicht auszuschließen ist, würde Wall Street eher begrüßen als eine stark links ausgerichtete Person der Demokraten. Im Kongress können die Demokraten  Zugewinne erzielen und damit das Weiße Haus mit oder ohne Trump mehr kontrollieren als bisher.

FAZIT. Trotz der genannten Probleme und Herausforderungen offerieren der Dow Jones und DAX auch 2020 gute Chancen, auch wenn die Gewinne geringer als in diesem Jahr ausfallen werden und damit eher dem langfristigen Durchschnitt entsprechen. Ein Abbruch der Handelsgespräche zwischen USA und China würde an den Börsen allerdings stark bestraft werden! In jedem Fall sollten Anleger auch 2020 angeschnallt bleiben.

Ein Beitrag von Heiko Thieme
Er ist über 45 Jahre im internationalen Anlagegeschäft tätig und schrieb 16 Jahre als freier Kolumnist für die FAZ. Seit dem Jahr 1979 gibt es seine Marktanalysen und Einschätzungen sowie die älteste deutsche Börsenhotline.
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Bildquelle: markteinblicke.de / Heiko Thieme