Designklassiker – bequem investieren

Lounge Chair Ottoman, © Vitra

Alte Möbel eignen sich hervorragend als Sachwertanlage – sofern diese eine entsprechende Geschichte mit sich bringen. Mit ihrem Design werten sie alle Schauplätze auf, an denen sie stehen – sei es ein Kinofilm, ein öffentliches Gebäude, ein großer Empfangsbereich eines Unternehmens, ein edles Hotel oder ein schönes Restaurant. Jeder Raum schmückt sich gerne mit diesen wertbeständigen Designklassikern. Aber auch zuhause im Wohnzimmer oder Esszimmer sind sie als bequeme Wertanlage sehr beliebt.

Charles & Ray Eames, © Vitra

 

Klassiker aus der Bauhauszeit

In den 1920er Jahren, vor allem während der Bauhauszeit, entstanden einige Sitzmöbel, die für ihre damalige Zeit und bis heute einzigartig sind. Neue, vorher noch nie bearbeitete Materialien kamen bei diesen Möbelstücken zum Einsatz. Vor allem Architekten waren für diese neue Art von Sitzmöbeln in schlichtem, klarem Design verantwortlich.

Namen wie Mies van der Rohe, Le Corbusier, Charles & Ray Eames und Marcel Breuer stehen für diese Entwürfe. Die „Neue Sachlichkeit“ zeigte sich sowohl im Architekturstil als auch im Möbelstil des 20. Jahrhunderts.

LC4 Liege von Cassina

Ein Designklassiker dieser Zeit ist die LC4 Liege von Cassina - eine Reproduktion des Bauhausklassikers, der 1928 von Le Corbusier, Pierre Jeanneret und Charlotte Perriand entworfen wurde. Anlass für den Entwurf war die Kollektion für den Pariser Herbstsalon.

Charlotte Perriand sagte zu ihrer Idee: „Ich stellte mir einen einfachen, müden Soldaten vor, der sich auf den Rücken legt, die Füße hoch an einen Baum lehnt und den Rucksack unter den Kopf legt“. Die daraus entstandene Chaiselongue besteht aus einem schwarz lackierten Untergestell aus Stahl, einem stufenlos verstellbaren und auf Hochglanz polierten Rahmen und einer Liegefläche. Es gibt Varianten in schwarzem Leder, weiß-braun geflecktem oder schwarzem Kuhfell.

Bildquelle: Cassina LC4 Le Corbusier Jeanneret Perriand pony

Der Stahlrahmen ist schwarz oder verchromt, die Nackenrolle mit Leder bezogen.
Cassina produziert die LC4 bereits seit 1965. Im Jahr 2014 entstand sogar eine Limited Edition in Kooperation mit dem Modelabel Louis Vuitton. Weltweit gibt es nur 1.000 Stück dieser besonderen Ausführung aus unbehandeltem Louis Vuitton Sattelleder.

Typisch für Louis Vuitton trifft man hier auf die charakteristischen, offenen roten Lederkanten und gelben Konstrastnähte. Die Liege ist aus schwarzem und naturfarbenem Leder. Die limitierte Version trägt eine spezielle Kennzeichnung: Hommage de Cassina à Charlotte Perriand à l’occasion de la Collection Icônes 2014 de Louis Vuitton.

Die LC4 ist das perfekte Design-Möbel fürs Wohnzimmer. Mit dem Meisterstück lässt es sich stilvoll entspannen – im Wohnzimmer, im Büro oder im Kaminzimmer. Die LC4 gewinnt über die Jahre immer mehr an Patina und Charme, wodurch sie sich durchaus als charmante Sachwertanlage eignet. Der Preis beginnt bei etwa 4.300 Euro.

4_CASSINA_LC4_Le Corbusier Jeanneret Perriand_all black_ph © DePasquale+Maffini

Thonet Stuhl von Marcel Breuer

Ebenfalls im Jahr 1928 entwarf der Designer und Architekt Marcel Breuer seinen Stahlrohr-Klassiker S32 und S64 (mit Armlehnen). Der Freischwinger wird seit 1930 von Thonet produziert und besteht aus verchromtem und gebogenem Stahlrohr, Holz und einer Sitzfläche aus Rohrgeflecht. Es gibt noch weitere Ausführungen mit Sitz- und Rückenpolster aus Kunststoff oder Stoff- und Leder-Polstern.

Durch sein ästhetisch reduziertes Design mit dem luftigen Geflecht passt er in die unterschiedlichsten Umgebungen. Beliebt ist er in Geschäftsräumen, Besprechungsräumen und Kanzleien oder in Wartezonen öffentlicher Einrichtungen. Auch im Esszimmer wird der aufs Wesentliche reduzierte Klassiker gerne genutzt. Gehobene Restaurants schwören auf diesen Stuhl, denn er ist bequem, langlebig und einfach zu pflegen.

Marcel Breuer, Bildquelle: © Thonet

Marcel Breuer war einer der ersten Designer, der Möbel aus Stahlrohren fertigte. Die Konstruktion eines Stuhls ohne Hinterbeine kam einer Revolution gleich. Das Merkmal eines Freischwingers ist, dass der Stuhl bei jeder Bewegung des Sitzenden leicht mitschwingt. Das Schwingen kann nur durch den Einsatz von hochwertigem Stahl mit einer Wandungsdicke ab 2 Millimetern garantiert werden.

Bei Plagiaten aus weniger hochwertigem Stahl entstehen Sollbruchstellen, außerdem schwingen diese nach kurzer Zeit nicht mehr richtig. Ein weiteres Qualitätsmerkmal ist, dass die Sitzfläche eines echten Thonet vorne vertieft ist und eine abgerundete Vorderkante besitzt, wodurch ein ergonomisches Sitzen ermöglicht wird. Der Thonet S32 liegt preislich bei etwa 700 Euro.

THONET 16.04.2013 Frankenberg

Barcelona Chair von Ludwig Mies van der Rohe

Der Barcelona Chair wurde 1929 von einem der bedeutendsten Architekten der Moderne, Ludwig Mies van der Rohe, für den deutschen Pavillon zur Weltausstellung in Barcelona entworfen. Der Pavillon bestand aus einem fließenden Raum mit großen Glasfronten.

Dazu passend entwarf van der Rohe den Barcelona Chair mit seinen klaren Linien und Formen. Der Sessel ist auch als Pavilion Chair bekannt. Bei der Eröffnungsfeier der Weltausstellung sollte das spanische Königspaar auf den Designobjekten Platz nehmen.

Ludwig Mies van der Rohe, MR 90 /Pavillonsessel, Barcelona Sessel, 1929 © Vitra Design Museum, Foto: Jürgen HANS, www.objektfotograf.ch, © VG Bild-Kunst Bonn 2019


Das edle Kultmöbel besteht aus einer Polsterung mit 40 rechteckigen Lederstücken. Diese werden aus einer einzigen Lederhaut geschnitten und von Hand rahmengenäht. Charakteristisches Markenzeichen des Sessels sind seine Kedernähnte und die 24 Lederknöpfe auf dem mit Schaumstoff gefüllten Lederbezug.

Die Rindkernlederriemen werden in der passenden Farbe zum Sitzbezug eingefärbt und am Gestell verspannt. Der Rahmen aus hochglänzend verchromtem Edelstahl besteht aus einem Stück. Um den Sessel zu komplettieren, gibt es dazu den passenden Fußhocker.

Viele moderne Bürogebäude sind mit dem Barcelona Chair ausgestattet, aber auch im modernen Wohnzimmer kann er durch sein einzigartiges Design glänzen. In Kinofilmen ist er ein gern gesehener Gast, wie zum Beispiel in James Bond „Casino Royale“.

Der Barcelona Chair wird von Knoll International als lizenzierte Reproduktion hergestellt und im autorisierten Fachhandel verkauft. Diese Originale tragen eine Seriennummer und eine Gravur auf der Unterseite. Der Barcelona Chair ist in verschiedenen Farben erhältlich, neben der Version in Schwarz gibt es ihn auch in Cognac und Weiß.

Der Preis für die günstigste Variante liegt bei ca. 6.200 Euro. Als Replica-Modell ist dieses Möbelstück äußerst beliebt, hier liegt der Preis bei etwa 600 Euro. Gefertigt wird er hier auch aus echtem Leder, allerdings fehlt das Echtheitszertifikat und somit bietet sich keine Möglichkeit der Sachwertanlage.

Lounge Chair von Eames

Im Jahr 1956 entwickelten der US-Amerikaner Charles Eames und seine Frau Ray Eames den Lounge Chair & Ottoman. Die beiden arbeiteten gemeinsam an einer Technik, um Sperrholz dreidimensional so zu verformen, dass daraus preiswerte Stühle für jedermann produziert werden konnten. Aus dieser Studie entstand auch der Lounge Chair, der zusammen mit dem Möbelproduzenten Herman Miller kreiert wurde.

Der einzigartige Schalensessel ist äußerst bequem und erinnert an englische Clubsessel. Für die optimale Relaxposition ist die Sitzfläche leicht nach hinten geneigt und der Sessel drehbar. Den ersten Sessel schenkte das Ehepaar dem Hollywood Filmregisseur Billy Wilder, der für das Filmset nach einem bequemen Sessel für die Drehpausen suchte. Die Original-Möbelikone wird von Herman Miller für die USA produziert, während Vitra die Lizenz zur Produktion für Europa und den Mittleren Osten besitzt.

Lounge Chair & Ottoman, © Vitra


Der Bauhaus-Sessel inklusive Fußhocker besteht aus drei gebogenen Schichtholzschalen, furniert in Santos Palisander. Weitere Ausführungen gibt es in Esche, Kirsche und Nussbaum. Die Schichtholzschalen sind auf drehbaren Metallfüßen aus Aluminiumguss montiert. Hier kann zwischen verchromtem oder poliertem Fuß mit schwarzen Seiten gewählt werden.

Die weich gepolsterten Sitzflächen sind mit hochwertigem Leder in verschiedenen Farben bezogen. Da die Menschen in den Jahren seit der Entwicklung des Sessels durchschnittlich immer größer geworden sind, gibt es ihn heute auch mit einer höheren Rückenlehne. Die Originalhöhe liegt bei 84 Zentimetern, die neue Variante bei 89 Zentimetern.

Am häufigsten wird der Relax-Sessel in Palisander mit schwarzem Leder verkauft. Das Original erkennt man an einer Plakette auf der Unterseite des Sitzes: „Lounge Chair & Ottoman. Design: Charles & Ray Eames, 1956. The authorized Original. Vitra.“ Außerdem haben die Schalen des Originals eine Dicke von 8 Millimetern, Sitz- und Rückenkissen sind abnehmbar. Der Lounge Chair & Ottoman ist bei Vitra ab ca. 7.700 Euro zu haben.


mE Tipp

Vitra Design Museum_ Frank Gehry_1989

Das Vitra Design Museum in Weil am Rhein zählt zu den führenden Designmuseen weltweit. Im Hauptgebäude präsentiert das Museum jährlich zwei große Wechselausstellungen, im Vitra Schaudepot sind etwa 400 Schlüsselobjekte seiner umfangreichen Sammlung ausgestellt. Das Museum zählt damit zu den weltweit größten Dauerausstellungen und Forschungsstätten zum modernen Möbeldesign.
www.design-museum.de