Bunte Rentenversicherungswelt: Von Fonds, Indexpolicen und anderen Modellen

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Lange Jahre war die Welt der Rentenversicherungen für alle simpel und klar. Die künftigen Rentner leisteten während der Arbeitsphase Zahlungen an den Rentenversicherer. Dieser legte das Geld direkt an und am Ende der Laufzeit erhielt der Versicherte dank hoher Renditen und Überschussbeteiligungen zumindest vordergründig lukrative Rentenzahlungen. Berücksichtigt man die in der Vergangenheit höhere Inflation relativieren sich hohe Renditen aus der Vergangenheit wieder. Aufgrund zahlreicher Reformen der Anlagevorschriften und drastisch gesunkenen Anleiherenditen ist dieses klassische Modell heute jedoch noch weniger und wurde praktisch eingestellt. Die Versicherungswirtschaft hat neue Modelle konzipiert, die viel versprechen, aber nicht unbedingt auch einhalten. Wir geben marktEINBLICKE in die Welt der Rentenversicherungen.

Das Zauberwort im Marketing von Rentenversicherungen lautet heute „Beteiligung am Aktienmarkt“. Kein Wunder, denn die auf lange Sicht hohen Aktienrenditen haben sich bei vielen Menschen herumgesprochen, freilich, ohne eine nennenswerte Erhöhung der Aktionärsquote zur Folge zu haben. Die Gründe sind einfach: Wir Deutschen haben Angst vor Aktien. Bisherige Sparer rücken immer wieder den drohenden Totalverlust in den Fokus, dabei spielt dieses Risiko mit einem breitgestreuten Portfolio keine Rolle. An diesem Punkt setzt dann die Marketingmaschine an und verkauft hohe Sicherheit und hohe (Aktien-)Rendite in Einem. Die dahinterstehenden Produkte sind jedoch in der Regel vor allem eines: Teuer und intransparent. Doch davon bekommen die künftigen Rentner meist nichts mit – oder wollen es nicht wissen.

Grundsätzlich funktioniert eine Rentenversicherung noch immer so, wie vor 30 oder 40 Jahren. Die monatlichen Einzahlungen werden investiert und am Ende der Laufzeit wird das ersparte Vermögen Monat für Monat in Form einer Rente ausbezahlt. Der Knackpunkt aller entsprechenden Produkte ist dabei die Form des Investierens. Es gibt aktuell grob gesagt drei Varianten, die es zu unterscheiden gilt.

Bei Fondsgebundenen Rentenversicherungen findet die Kapitalanlage in Fonds statt. Künftige Rentner haben also die Möglichkeit aus einer großen Palette von Fonds und ETFs auszuwählen, worin ihr Erspartes angelegt werden soll. Der Versicherer übernimmt die Zahlungsabwicklung und ist Ansprechpartner für den künftigen Rentner. Für die eigentliche Kapitalanlage sind Fondsgesellschaften verantwortlich. Die Angebotspalette reicht dabei meist von den großen Publikumsfonds bis zu speziellen Fonds der Versicherer.

Bei sogenannten Indexpolicen wird ebenfalls mit dem Aktienmarkt geworben. Wie der Name schon andeutet, soll eine Anlage in einem entsprechenden Index suggeriert werden. Das Geld fließt jedoch zu großen Teilen direkt an die Versicherung, die es wie früher im Rahmen des Sicherungsvermögens (Deckungsstock) und der geltenden Garantieverzinsung anlegt. Dabei kann der Versicherte jedes Jahr wählen, ob er mit seinem Guthaben an einem Aktienindex wie beispielsweise dem DAX partizipieren möchte, oder ob sein Guthaben mit der deklarierten Verzinsung des Rentenversicherers verzinst werden soll. Wer nun glaubt, dass im Fall der Option Indexbeteiligung direkt Aktien erworben werden, wird enttäuscht. Denn in diesem Fall wird lediglich die Überschussbeteiligung verwendet, um an der Wertentwicklung eines Index zu partizipieren. Dies geschieht durch spezielle Finanzmarktinstrumente wie z. B. Hebelprodukte und Optionen. Bei einer deklarierten Überschussbeteiligung von beispielsweise 2 Prozent und einem Vertragsguthaben von beispielsweise 20.000 Euro stehen für die Finanzierung der Indexbeteiligung entsprechend 400 Euro zur Verfügung. Mit diesen 400 Euro kauft der Versicherer bei einem Bankpartner eine Option auf den entsprechend verwendeten Index, die gewährleistet, dass das Kundenguthaben an der Wertentwicklung des Index beteiligt ist. Diese Wertentwicklung wird aber nie 1:1 stattfinden, sondern ist durch eine Begrenzung nach oben (Cap) limitiert. Letztlich kann die Index-Partizipation also funktionieren, muss aber nicht. Im schlechtesten Fall wäre die aktuelle Überschussbeteiligung verloren. Sollte das mehrere Jahre hintereinander passieren kann es sogar sein, dass der Versicherungsnehmer zukünftig die Index-Partizipation bis zum Laufzeitende gar nicht mehr wählen kann.

Die dritte Variante herrscht als Garantie-Produkt im angelsächsischen Raum vor und hat über Großbritannien, Irland und Kanada auch den Weg nach Deutschland gefunden. Im Rahmen der sogenannten With-Profits-Policen fließen sämtliche Gelder eines Versicherers in einen (oder mehrere kleinere) gemeinsame Töpfe, in denen die ausgezahlten Rentenzahlungen erwirtschaftet werden müssen. Diese Töpfe sind meist als gänzlich eigenständige Fonds organisiert, in die man auch anderweitig investieren kann. Aufgrund anderer Anlagevorschriften, die signifikant höhere Aktienbeteiligungen ermöglichen, sind mit diesen Modellen deutlich höherer Renditen möglich, als es im Rahmen der deutschen Anlagevorschriften möglich wäre. Kurzfristige Schwankungen der Aktienmärkte werden durch ein spezielles Glättungsverfahren, das so genannte Smoothing ausgeglichen. Damit werden über- und unterdurchschnittliche Börsenjahre über viele Jahre und viele Rentenversicherte ausgeglichen.

Fazit

Der Überblick zeigt, welche verschiedenen Modelle im Bereich der staatlich geförderten und nicht geförderten Rentenversicherungen bestehen. Abseits der staatlich geförderten Rentenversicherungen wie Betriebliche Altersversorgung, Riester oder Rürup, ist die Frage nach der passenden Auswahl einer Rentenversicherung immer auch eine individuelle Risiko-Rendite-Abwägung. Wer vor allem auf die Renditen des Aktienmarktes setzen möchte, ist mit Versicherungslösungen sicher schlechter beraten. Da wäre ein Fonds- bzw. ETF-Sparplan die bessere Alternative. Wem es um die Sicherheit geht, sollte sich genau überlegen und vorrechnen lassen, was die jeweilige „Sicherheit“ kostet.

Generelle Kritiker von staatlich geförderten Rentenversicherungen sollte bedenken, dass im direkten Vergleich und unter Berücksichtigung gleicher Fonds steuerlich geförderte Versicherungsprodukte ihren Steuervorteil gegenüber freien Investments aufgrund des Steuerstundungseffekts klar aus. Zwar besteht auch hier immer die Gefahr, dass sich Steuergesetze ändern können – das betrifft letztlich aber beide Wege. Da man allerdings nur die aktuelle Gesetzeslage kennt, muss man diese zur Entscheidungsfindung heranziehen. Am Ende gilt auch hier: Die Vielzahl an Anbietern und Tarifen macht eine individuelle Beratung zwingend notwendig.


Kurz nachgefragt… bei Heiko Vollmer

  1. Für wen sind Versicherungslösungen bei der privaten Rente grundsätzlich sinnvoll?
    Gerade Anleger, die eine Affinität zu Aktien haben, lassen die vermeintlich „schnöden“ Rentenversicherungen gerne links liegen. Dabei ist gerade die langfristige Rendite nach Kosten und Steuern bei entsprechender Fondsauswahl und dem Verzicht auf Garantien sehr attraktiv. Letztlich sind mangels ausreichender gesetzlicher oder berufsständischer Versorgung die meisten Sparer im Alter vor allem auf regelmäßige monatliche Einkünfte angewiesen. Dies lässt sich mit dem „Basisinvestment“ Rentenversicherung perfekt abbilden und sichert vor allem das Risiko der Langlebigkeit ab.
  2. Welche Probleme können sich bei Indexpolicen ergeben?
    Da der Kunde letztlich mit dem überwiegenden Anteil seiner Anlage im konventionellen Sicherungsvermögen investiert ist, trägt er natürlich auch das Emittentenrisiko der dort enthaltenen Anleihen. Wer grundsätzlich immer noch glaubt, dass Staatsanleihen 100% sicher sind, hat damit kein Problem. Enorme Planungsunsicherheit gibt es bezüglich der Rendite. Denn die Prämie für die Option wird jedes Jahr neu zwischen Versicherer und Bank verhandelt, sie steht nicht für die Laufzeit des Vertrages fest. Somit ist die Höhe des Cap (bzw. die Höhe der Partizipationsrate) absolut unsicher. Tendenziell sind die Caps bislang eher gesunken.
  3. Warum setzen sich With-Profits-Policen nur wenig durch?
    Im Vergleich zu den alteingesessenen deutschen Versicherern sind Gesellschaften wie Canada Life oder Standard Life nach wie vor eher unbekannt und werden ausschließlich im Makler- oder Bankenvertrieb angeboten. Es gibt keine eigenen Vermittler. Zudem haben sich im Zuge der Finanzkrise 2008/2009 einige angelsächsische Versicherer aus dem deutschen Markt schon wieder zurückgezogen und / oder haben ihre Produktpalette bereinigt. Aktuell wird leider nur noch von der Canada Life ein With-Profits-Tarif angeboten. Zudem funktionieren die Tarife in vielen Punkten anders als deutsche Garantieprodukte und sind deshalb sehr beratungsintensiv.

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