Happy Birthday DAX: Eine deutsche Börsen-Erfolgsgeschichte

Bildquelle: Pressefoto Deutsche Börse AG

Der DAX wird am 1. Juli 32 Jahre alt. Dieser Geburtstag gibt allen Anlass zum Feiern, denn Deutschlands wichtigster Aktienindex schreibt eine beeindruckende Erfolgs-Story. marktEINBLICKE blickt zurück auf die Geschichte des DAX mit ihren zahlreichen Highlights und verrät, warum an Aktien beim Vermögensaufbau langfristig kein Weg vorbeiführt.

Die Geschichte des DAX nahm ihren Anfang 1988. Am 1. Juli dieses Jahres (Startkurs: 1.163,52 Punkte) begann an der Frankfurter Börse die Berechnung des Deutschen Aktienindex (DAX), einem Barometer, das gemeinsam von der Frankfurter Wertpapierbörse, der Arbeitsgemeinschaft der Deutschen Wertpapierbörsen (ADW) und dem Fachblatt Börsen-Zeitung entwickelt wurde. Der neue Index wurde insbesondere als Basis für einen Terminkontrakt konzipiert, der an der damals im Aufbau befindlichen Deutschen Terminbörse gehandelt werden konnte. Damit eröffnete sich insbesondere institutionellen Großanlegern die Option, Anlage- und Handelsstrategien zu verfolgen, die bis dahin in Deutschland noch nicht möglich gewesen waren. Die Gründungsmitglieder im DAX repräsentierten damals knapp 60 Prozent des gesamten Grundkapitals der inländischen Aktien und über 80 Prozent der Börsenumsätze, was den DAX zu einem würdigen Indikator für die Lage am deutschen Aktienmarkt auszeichnete.

Viel Bewegung bei den DAX-Gründungsmitgliedern

Mehr als die Hälfte der Gründungsmitglieder sind in der Zwischenzeit aus dem DAX herausgefallen. Dazu gehören Bayerische Hypobank, Bayerische Vereinsbank, Commerzbank, Degussa, Deutsche Babcock, Dresdner Bank, Feldmühle Nobel, Hoechst, Karstadt, Kaufhof, MAN, Mannesmann, Nixdorf, Schering, Thyssen, VEBA und VIAG. Jüngst traf es die Lufthansa. Zu den Gründungsmitgliedern, die nach wie vor im DAX vertreten sind, zählen Allianz, BASF, Bayer, BMW, Continental, Daimler, Deutsche Bank, Henkel, Linde, RWE, Siemens und Volkswagen. Doch bei diesen Konzernen gab es in der Zwischenzeit teilweise viel Bewegung zu vermelden. Ein Beispiel hierfür ist Bayer. Der Chemieriese übernahm im Jahr 2006 das DAX-Gründungsmitglied und Pharma-Unternehmen Schering. Der Konzern spaltete außerdem einige Sparten als eigenstände Unternehmen (Lanxess AG und Covestro AG) ab. Der Spezialchemie-Konzern Lanxess ist heute im Aktienindex der mittelgroßen Aktiengesellschaften, dem MDAX, vertreten. Der Werkstoffhersteller Covestro ist dagegen derzeit wie Bayer Mitglied des DAX.

Das DAX-Gründungsmitglied Daimler-Benz blickt ebenfalls auf eine bewegte Firmengeschichte zurück. Konzernteile von damals sind heute in eine ganze Reihe eigenständiger Unternehmen wie unter anderem der Daimler AG (DAX), Airbus (MDAX), Bombardier und MTU Aero Engines (DAX) zu finden.

Auch sehr spannend verlief beispielsweise die Geschichte von Siemens. Der Technologiekonzern machte in seiner Geschichte durch zahlreiche Konzernabspaltungen von sich Reden. Unternehmen wie EPCOS (gehört zur TDK Group Company, Japan), Infineon (DAX), Osram Licht (MDAX) und Siemens Healthineers (MDAX) waren früher Bestandteil des Münchner Konzerns.

Hier eine Übersicht des Ur-DAX inklusive der damaligen Anteilsverteilung.

DAX-Wert 1988 Anteile DAX Entwicklung in der Geschichte
1 Allianz 8,41 %
2 BASF 6,95 %
3 Bayer 8,07 % Konzern aufgespalten, heute: u.a. Bayer AG, Lanxess AG, Covestro AG
4 Bayerische Hypobank 2,45 % heute: UniCredit Bank AG, gehört zu UniCredit S.p.A.
5 Bayerische Vereinsbank 1,53 % heute: UniCredit Bank AG, gehört zu UniCredit S.p.A.
6 BMW 3,29 %
7 Commerzbank 2,18 %
8 Continental 0,81 %
9 Daimler-Benz 11,92 % Konzern aufgespalten, heute: u.a. Daimler AG, Airbus S.A., Bombardier Inc., MTU Aero Engines AG, 3W Power S.A., PSI AG,
10 Degussa 1,13 % heute: Evonik Degussa GmbH, gehört zu Evonik Industries AG
11 Deutsche Babcock 0,52 % Konzern nach Insolvenz aufgelöst, heute: u.a. Bilfinger SE
12 Deutsche Bank 6,74 % Konzern aufgespalten, heute: u.a. Deutsche Bank AG, DWS Group GmbH & Co. KGaA
13 Dresdner Bank 2,98 % heute: Übernahme und Eingliederung in die Commerzbank AG
14 Feldmühle Nobel 0,83 % Konzern aufgelöst, heute: u.a. GEA Group AG, Stora Enso Oyj
15 Henkel 0,83 %
16 Hoechst 6,86 % Konzern aufgelöst, heute: u.a. Celanese Corp., Sanofi S.A.
17 Karstadt 1,51 % Konzern nach Insolvenz aufgelöst, heute: Galeria Karstadt Kaufhaus GmbH (insolvent) gehört zu Signa Holding
18 Kaufhof 1,59 % Konzern verkauft, heute: Galeria Karstadt Kaufhaus GmbH (insolvent) gehört zu Signa Holding
19 Linde 1,22 % nach Fusion mit Praxair Inc. heute Linde plc
20 Lufthansa 1,59 %
21 MAN 0,92 % heute: mehrheitlich im Besitz der Volkswagen AG
22 Mannesmann 1,26 % Konzern aufgelöst, heute: u.a. Vodafone Group Plc., Salzgitter AG
23 Nixdorf 1,52 % Konzern aufgelöst, heute: u.a. Siemens AG, Diebold Nixdorf AG
24 RWE 4,55 % heute u.a. E.ON SE, RWE AG
25 Schering 0,98 % heute: Bayer Pharma AG, gehört zu Bayer AG
26 Siemens 8,37 % Konzern aufgespalten, heute: u.a. Siemens AG, EPCOS AG (gehört zu TDK Corp.), Infineon Technologies AG, Osram Licht AG, Siemens Healthineers AG, Siemens Energy AG (IPO 2020)
27 Thyssen 1,60 % heute: ThyssenKrupp AG
28 VEBA 5,05 % Konzern aufgelöst, heute: u.a. E.ON SE, RWE AG, Fortum Oyi
29 VIAG 1,02 % Konzern aufgelöst, heute: u.a. E.ON SE, RWE AG, Forum Oyi, Telefónica Deutschland Holding AG
30 Volkswagen 3,30 %
Quelle: eigene Recherchen

 

Einige DAX-Highlights

Zu den Highlights in der DAX-Geschichte gehörte die Privatisierung der Behörde Deutsche Bundespost im Jahr 1995 in die drei Unternehmen Deutsche Post AG, Deutsche Telekom AG und Deutsche Postbank AG. Die Deutsche Post und die Deutsche Telekom sind derzeit auch im DAX gelistet. Ein Jahr später, 1996, wurde der MDAX eingeführt. Dieser Aktienindex umfasste damals 50 Titel aus klassischen Branchen, die in der Rangliste nach Börsenwert und Börsenumsatz auf die DAX-Werte folgen. Inzwischen wurde der MDAX auf 60 Titel erweitert. Im November desselben Jahres gelang der Deutschen Telekom der größte Börsengang in der DAX-Geschichte. 713 Millionen Aktien spülten umgerechnet rund 13 Mrd. Euro in die Kasse des ehemaligen Staatskonzerns. Die Nachfrage überstieg das Angebot um das Fünffache.

Als größte Fusion im DAX gilt die von Daimler-Benz und dem US-Automobilkonkurrenten Chrysler, die am 7. Mai 1998 besiegelt wurde. Die Fusion mit einer Marktkapitalisierung von 166 Mrd. D-Mark war zu diesem Zeitpunkt der größte Zusammenschluss aller Zeiten in der Automobilbranche.

Ab Juni 1999 wurde der DAX ausschließlich auf Basis von Xetra-Kursen berechnet, da erkannt wurde, dass der vollelektronische Handel der Trend der Zukunft sein wird. Im selben Jahr ging auch der Nebenwerte-Index SDAX an den Start. Den größten Jahresverlust fuhr der DAX im Jahr 2002 ein. Im Zuge des Platzens der Spekulationsblase am Neuen Markt (Dotcom-Blase) verbuchte der DAX in diesem Jahr ein Minus von 44 Prozent.

2003 wird der Technologieindex TecDAX eingeführt. Dieser Index spiegelt die Wertentwicklung von 30 Technologieunternehmen ab, die hinsichtlich des Börsenumsatzes und der Marktkapitalisierung auf die DAX-Titel folgen.

Den zweitgrößten Jahresverlust erleidet der DAX 2008. In diesem Jahr sorgte die weltweite Immobilien- und Finanzkrise für ein Jahres-Minus von 40 Prozent. Am 13. Oktober desselben Jahres verbucht der DAX mit 11,4 Prozent den größten Tagesgewinn seiner Geschichte. Ebenfalls im Oktober 2008 war Volkswagen für ein paar Stunden das wertvollste Unternehmen der Welt, als die Notierungen vorübergehend bis auf über 1.000 Euro in die Höhe schossen. Aufgrund der Übernahmeschlacht zwischen Volkswagen und Porsche stiegen die VW-Kurse massiv an, was Aktien-Leerverkäufer dazu zwang, ihre Short-Positionen durch entsprechende Deckungskäufe aufzulösen. Dieser sogenannte Short-Squeeze trieb die VW-Aktie massiv nach oben.

DAX: +8,4 Prozent Kursgewinn jährlich

Trotz der zwischenzeitlichen Krisen und Kurseinbrüche kann sich die langfristige Entwicklung des DAX sehen lassen. Ausgehend von der Indexbasis, die per 31.Dezember 1987 auf 1.000 Punkte festgesetzt wurde, konnte sich der DAX bis Ende 2019 (Jahresschlusskurs 13.249 Punkte) mehr als verdreizehnfachen. Das bedeutete Kursgewinne von im Schnitt 8,4 Prozent jährlich (Performance: +1.224,9 Prozent). Zu diesem positiven Ergebnis trug allerdings entscheidend mit bei, dass der DAX in der Medienberichterstattung in der Regel als Performanceindex angegeben wird. Bei einem Performanceindex werden die Dividenden der im Index enthaltenen Unternehmen rechnerisch reinvestiert und verbessern damit entsprechend die Performance. Die meisten anderen internationalen Aktienindizes werden dagegen als Kursindizes berechnet, Dividenden bleiben außen vor. Aus diesem Grund sollte bei dem Vergleich mit anderen Barometern wie beispielsweise Dow Jones, FTSE 100 oder Euro Stoxx 50 zur besseren Vergleichbarkeit der DAX-Kursindex herangezogen werden, der von der Frankfurter Börse ebenfalls berechnet wird.

Hier sieht das Ergebnis schon deutlich anders aus. Ohne Berücksichtigung der Dividenden hat sich der DAX seit Ende 1987 (1.000 Punkte) bis Ende 2019 (Schlusskurs: 5.909,66 Punkte) nur knapp versechsfacht. Hier errechnet sich demnach eine jährliche Kursrendite von im Mittel 5,7 Prozent (Performance: +491,0 Prozent). Das bedeutet, die Kursrendite des DAX-Performanceindex fällt im Schnitt um 47 Prozent jährlich höher aus als die des DAX-Kursindex. Daran zeigt sich die hohe Bedeutung der Dividenden im DAX-Performanceindex.

Für Anleger gibt es eine Vielzahl von Möglichkeiten, an der Entwicklung des DAX zu partizipieren. Dazu gehören neben der Direktinvestition in die Aktien des DAX, aktiv gemanagten DAX-Fonds und börsengehandelten DAX-Indexfonds (Exchange Traded Funds / ETFs) beispielsweise auch Indexzertifikate. Doch trotz der aussichtsreichen Gewinnperspektive und der zahlreichen Produktalternativen machen viele Anleger um Aktien und den DAX noch immer einen großen Bogen. Ein Grund hierfür ist offenbar, dass viele Anleger die Gefahren der Aktienanlage tendenziell überschätzen und sich der potenziellen Renditeaussichten nicht bewusst sind. Ein großer Knackpunkt ist dabei auch die staatliche Ablehnung der Aktie beim Vermögensaufbau und der Altersvorsorge, während beispielsweise viele Versicherungsprodukte noch immer staatlich gefördert werden. Auch von Seiten der Unternehmen und Gewerkschaften besteht hier dringender Handlungsbedarf, die Aktien-Mitarbeiterbeteiligungsprogramme noch weitaus attraktiver machen müssen. Denn in Zeiten von Null- und Negativzinsen bei Versicherungen, Staatsanleihen und Geldmarktprodukten führt an der Anlageform Aktien weiterhin kein Weg vorbei.

Fazit

Börse = Spielcasino? Aktiengewinne ein Nullsummenspiel? Mitnichten! Wie die bisherige Entwicklung des DAX klar belegt, hatten langfristig orientierte Anleger beim DAX das Glück immer auf ihrer Seite. Denn trotz zwischenzeitlicher Rückschläge legte der Index seit Ende 1987 im Schnitt um 8,4 Prozent jährlich zu. Dieses Ergebnis zeigt, dass Aktien beim Vermögensaufbau quasi alternativlos sind – erst recht in Zeiten von Null- und Negativzinsen bei Sparbüchern, Geldmarktprodukten oder Staatsanleihen. Anleger, die das genau so sehen, können den DAX beispielsweise mit kostengünstigen Exchange Traded Funds oder Indexzertifikaten in ihr Depot holen. Eine Alternative beziehungsweise Ergänzung hierzu stellen entsprechende Produkte auf die „Dax-Brüder“ MDAX, SDAX und TecDAX dar, bei denen sich langfristig ebenfalls überdurchschnittliche Gewinnperspektiven eröffnen.

 

Bildquelle: Pressefoto Deutsche Börse AG