Kein neuer Trend im DAX: Zwischen runden Marken gefangen

Bildquelle: Pressefoto Deutsche Börse AG

Unser DAX (ISIN DE0008469008 | WKN 846900) hatte in dieser Woche zwei realistische Chancen, seine Seitwärtsphase zu verlassen. Doch die Bären hatten hier zum Wochenstart und die Bullen zum Wochenausklang etwas dagegen – so blieb es bei der bekannten Range. Dabei sah der Start in die Handelswoche sehr freundlich aus und hatte bereits vorbörslich Notierungen über 11.000 Punkte aufgezeigt. Dieses Niveau wurde jedoch nicht gehalten. Gewinnmitnahmen und einfach die Angst vor zu hohen Aufschlägen im Rahmen der Corona-Krise deckelten den Markt und ließen am Tagesende sogar ein Minus zu Buche stehen.

Diese Tendenz setzte sich an den folgenden Handelstagen fort. Hinzu kamen Unsicherheiten über die weiteren Beziehungen zwischen den USA und China. Immerhin stehen hier Vorwürfe bezüglich des Corona-Ausbruchs und Anschuldigungen über Spionage-Aktivitäten seitens China weiterhin im Raum sowie die fast schon vergessenen Strafzölle.

Das Chartbild verdunkelte sich erst einmal wieder und hatte mit dem Bruch verschiedener Aufwärtstrendlinien einen Abverkauf bis zur April-Unterstützung zur Folge (Rückblick auf Tagesanalyse Donnerstagmorgen):

Bärishes Szenario vom Donnerstag
Bärishes Szenario vom Donnerstag

Harte Fakten aus der Wirtschaft, wie die steigenden Haushaltssalden der einzelnen Staaten und die ersten Prognosen zu den Auswirkungen auf das jeweilige Bruttoinlandsprodukt, treten nun in den Blickwinkel der Investoren. Wie sich beispielsweise der Lockdown in Deutschland pro weiterer Kalenderwoche auf das BIP auswirkt, hatte das ifo-Institut in der vergangenen Woche als Szenario veröffentlicht:

Auswirkungen des Lockdown auf das BIP
Auswirkungen des Lockdown auf das BIP

All diese Themen belasteten die Aktienmärkte in dieser Woche und sorgten damit für eine Umkehr auf Wochensicht – dominierten doch in der vergangenen Kalenderwoche noch die Bullen.

In Summe verlor der DAX von der Wocheneröffnung bis zum Wochentief rund 850 Punkte und stabilisierte sich erst ab Donnerstagnachmittag an der gezeigten April-Unterstützung. Eine stärkere Gegenbewegung setzte dann am Freitag ein und rettete zumindest etwas das Wochensaldo.

Das Momentum der Abwärtsbewegung dominierte jedoch den Wochenverlauf klar und die Erholung zum Wochenausklang gestaltete sich nach diesem Abverkauf entsprechend dynamisch:

Wochensaldo DAX KW20
Wochensaldo DAX KW20

Was im Daytrading erneut gut funktionierte, war das GAP-Trading. In Richtung der Kurslücke beim Eindringen des Kurses oder nach Erreichen der GAP-Kante bei Schließung ergeben sich immer wieder spannende Situationen, wie hier im Webinar gezeigt:

GAP-Trade im DAX
GAP-Trade im DAX

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Ein weiteres GAP ist noch geöffnet, doch dies schauen wir uns im Ausblick gleich näher an:

GAPs im DAX aus letzter Woche
GAPs im DAX aus letzter Woche

Mit 10.533 Punkten auf Basis des Wochenschluss XETRA stehen wir nun genau zwischen den beiden runden Marken 10.000 und 11.000 fest. Die Vola nahm hierbei leicht zu und hinterließ nur einen positiven Tag in der Wochenübersicht:

Handelstage DAX KW20/2020
Handelstage DAX KW20/2020

Mit welchen Voraussetzungen starten wir beim Chartbild in die neue Handelswoche?  

Die große Unterstützung aus April hat gehalten. Auch wenn wir hier zwischenzeitlich einige Punkte darunter notierten, zeigte doch die Gegenbewegung, wie intensiv die Marktteilnehmer auf solche Marken achten. Im mittelfristigen Chartbild gilt es daher erneut auf den Bereich um 10.200 zu achten und dabei die Abwärtstendenz der Handelswoche zu berücksichtigen:

Test der DAX-Unterstützung 10.200
Test der DAX-Unterstützung 10.200

Hält diese Unterstützung dem nächsten Anlauf nicht stand, rechne ich mit einem dynamischen Durchbruch der 10.000 und Abgaben bis zu dem darunter liegenden GAP-Bereich bei 9830 zu 9635 Punkten.

Kurzfristiger ist als Trigger zur 10.200 erst einmal die 10.360, wie in folgendem Chartbild zu sehen ist:

Bärishes Szenario im DAX
Bärishes Szenario im DAX

Keine unbekannte Marke, denn hier eröffnete der DAX-Endloskontrakt seinen Handel im Börsenmonat Mai und hatte damit am Donnerstag eine erste Anlaufstation und Stabilisierung am Vormittag (wir sprachen im JFD-Tradingroom darüber) gezeigt.

Dafür sprechen die ökonomischen Daten und eine erneute “Flucht” in den sicheren Hafen Gold. Kleiner Einschub dazu in dieser DAX-Wochenanalyse: Der Goldpreis notiert in Euro betrachtet auf einem Allzeithoch und hat auf Sicht von einem Jahr rund 18 Prozent zulegen können:

Langfrist-Chart Gold in Euro von boerse.de
Langfrist-Chart Gold in Euro von boerse.de

Zurück zum DAX – dort ist ebenfalls der blaue Trigger auf der Oberseite wichtig und ein spannendes Szenario.

Mit dem Überschreiten der 10.550 könnte hier ein Aufwärtsimpuls entstehen, der uns zum nächsten GAP auf der Oberseite führt und somit die 10.700 ansteuert. Bricht auch diese Marke, dann wäre der Abwärtstrend der vergangenen Handelswoche (siehe Vorwochenanalyse) gebrochen und weiterer Platz bis 10.840 Punkten geschaffen:

Bullishes Szenario im DAX
Bullishes Szenario im DAX

Insgesamt sollte es aus meiner Sicht volatil bleiben, insbesondere im Umfeld der nun endenden Quartals-Saison und weiteren Wirtschaftsdaten von der Konjunkturseite. Die Aufmerksamkeit der Marktteilnehmer geht vielmehr auf die ökonomischen Fakten und auf Äußerungen der Notenbanken zurück. Mit mehreren Reden des US-Notenbankchefs und der EZB-Zinssatzentscheidung sind hier in der kommenden Woche entsprechende Impulse zu erwarten.  

Am Montag erhalten wir mit dem Blick auf das BIP aus Japan eine weitere Indikation, wie sich die Wirtschaft dort erholt. Hier steht noch immer das Thema Olympia und dessen Verschiebung im Fokus, an dem viele Arbeitsplätze und Umsätze hängen.

Der Dienstag steht im Zeichen der ZEW-Konjunkturerwartungen aus Deutschland. 11.00 Uhr wird der entsprechende Index, mit den Ergebnissen der aktuellen Umfrage und Prognosen der Zukunft, veröffentlicht. 16.00 Uhr spricht erneut FED-Chef Jerome Powell.

Für den Mittwoch sind die Verbraucherpreise aus Grossbritannien 8.00 Uhr und aus der EU 11.00 Uhr relevant. Am frühen Nachmittag steht dann erneut eine EZB-Zinssatzentscheidung an. Änderungen werden 13.45 Uhr nicht erwartet, jedoch ab 14.30 Uhr konkrete Worte in der Pressekonferenz. Das Notenbank-Pendant aus den USA in Form des FOMC-Protokolls folgt um 20.00 Uhr.

Daten zum Einkaufsmanager aus Deutschland und der Markit PMI Gesamtindex stehen am Donnerstag 9.30 Uhr für Deutschland, 10.00 Uhr für die EU, 10.30 Uhr für England und 15.45 Uhr für die USA auf der Agenda. Dazwischen wie in jeder Woche 14.30 Uhr selbstverständlich die US-Erstanträge auf Arbeitslosenunterstützung und zum Tagesabschluss 19.30 Uhr eine erneute Rede vom FED-Chef Jerome Powell.

Daten zum Einzelhandel aus England runden 8.00 Uhr das Wochengeschehen ab. Es folgen die EZB-Accounts um 13.30 Uhr und am Nachmittag 16.30 Uhr noch eine Rede aus dem EZB-Umfeld von Lane.

Kommen Sie gut durch diese mit Terminen bepackte Handelswoche und bleiben Sie vor allem gesund.

Viel Erfolg wünscht Ihr Andreas Bernstein (Bernecker1977)

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Risikohinweis: Der Handel mit Finanzprodukten ist risikoreich. Sie können Ihr eingesetztes Kapital verlieren. Diese Analyse ist keine Handelsempfehlung und enthält lediglich unverbindliche Analysen und Prognosen zu den gegenwärtigen und zukünftigen Marktverhältnissen. Sämtliche in dieser Publikation getroffenen Angaben dienen der Information. Sie dürfen nicht als Angebot oder Empfehlung für Anlageentscheidungen verstanden werden.


andreasmuellerAndreas Bernstein ist unter dem Pseudonym „Bernecker1977“ als Trader, Referent und Coach seit 2001 aktiv. Er handelt seit rund 20 Jahren Indizes, Devisen und Rohstoffe an der Börse mit Futures, Derivaten und CFDs. Dabei basiert sein Trading auf Sentimentdaten und Charttechnik. Als studierter Diplom-Kaufmann streut Andreas Bernstein seine Erfahrungen u.a. auf wallstreet-online seit dem Jahr 2005 in den „Tages-Trading-Chancen“ ein und ist dort Ansprechpartner für alle börsenrelevanten Fragen.     Bildquelle: Pressefoto Deutsche Börse AG