Die Handelswoche startete sehr euphorisch und konnte sich der 12.000er-Marke wieder annähern. Der Sprung darüber gelang ab Dienstag, doch danach verharrte der Markt eher in einer Seitwärtsphase und brachte ein Unternehmen in den Fokus der Anleger: Wirecard.
Doch zuvor startete der DAX erst einmal bei rund 11.600 Punkten am ersten Handelstag. Mit einem so genannten “Intraday-Reversal” legte er zugleich am Montag den Grundstein für die weiteren Aufschläge am Dienstag und Mittwoch.
Eine solch dynamische Marktumkehr ist von einem Umdenken der Marktteilnehmer geprägt und zieht oftmals weitere Käufer an, so dass sich der Montag letztlich als “Bärenfalle” im Chartbild entpuppte.
Darauf folgten ab Mittwoch keine weiteren dynamischen Bewegungen, die Volatilität nahm ab und im Vorfeld des großen Verfallstages an den Terminbörsen wurde Zurückhaltung geübt. Auch wenn das Volumen am Hexensabbat (so wird der dreifache Verfallstag genannt) selbst gewohnt hoch war, schwankte der Gesamtmarkt mit 128 Punkten extrem wenig. Es scheint, dass bereits der Großteil der Marktteilnehmer ihre Termingeschäfte im Vorfeld auf diesen Handelsbereich hin ausgerichtet hatten.
Von daher sah man im Chartverlauf dieser Woche eine stark abnehmende Schwankungsbreite und ein “Einlaufen” in folgenden Bereich:
Damit hatte die Volatilität bis Freitag merklich abgenommen, was erfahrungsgemäß nicht von Dauer sein sollte und aus meiner Sicht dem Verfallstag geschuldet war.
Im großen Chartbild spitzt sich daher die Situation zu und läuft auf Sicht von einigen Tagen oder gar Wochen auf eine größere Bewegung hinaus:
Im Ausblick widme ich mich gleich den Marken, an denen weitere Szenarien greifen könnten.
Verwerfungen und Überraschungen gab es indes bei der Wirecard AG. Das Unternehmen sollte am Donnerstag die bereits mehrfach verschobenen Konzernergebnisse für das Jahr 2019 vorlegen. Im Vorfeld stieg die Aktie entsprechend an, doch der Schock folgte wenig später für alle Aktionäre. Der Konzernbericht konnte nicht vorgelegt werden, weil die Wirtschaftsprüfer von EY das Testat für den Jahresabschluss letztlich verweigerten. Es geht vorrangig um 1,9 Milliarden Euro, über dessen Verbleib der Nachweis fehlt. Damit stehen und fallen Unterstützungen von Banken bezogen auf Kredite und natürlich das Image des Unternehmens.
Für die Wirecard-Aktien gab es daher hohen Verkaufsdruck an den verbleibenden beiden Handelstagen der Woche. In Summe verlor der Wert bis zum Tief rund 80 Prozent und verlor damit drei Viertel des Börsenwertes binnen zwei Tagen bzw. zehn Milliarden Euro an Marktkapitalisierung. Dies sieht im Chartverlauf wie folgt aus:
Damit könnte das Unternehmen seinen DAX-Platz verlieren. Die Chronologie und Parallelen zu anderen Skandalen sind in diesem Interview aufgearbeitet: youtube-Interview
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Wie bereits aufgezeigt, spitzt sich das große Chartbild im DAX zu. Hier kann man weitere Trendlinien einfügen, die eine Entscheidung beziehungsweise eine größere Bewegung in den kommenden Tagen erahnen lassen: Konkret schaue ich dabei auf die noch offenen GAPs im XETRA-Chart, welche uns seit einigen Tagen begleiten. Auf der Oberseite steht hierbei die 12.530 im Fokus. Mit einem dynamischen Versuch am Donnerstag, über der 12.430 auszubrechen, wurde kurz deutlich, welches Momentum so ein Ausbruch mit sich bringen kann. Er scheiterte letztlich im Zuge der Wirecard-Querelen, hätte aber genau diese Marke getroffen, wenn das Wirecard-Thema nicht präsent gewesen wäre. Denn der Verlust dieser Einzelaktie hat den DAX rund 80 Punkte gekostet beziehungsweise ihn um 80 Punkte gebremst. Schauen wir daher auf dieses GAP und das GAP auf der Unterseite:Auf der Agenda für die neue Handelswoche stehen eine Vielzahl an Wirtschaftsterminen. Gleich am Montag spricht der Bundesbank Präsident Weidmann um 14.00 Uhr und 14.30 Uhr gibt es den Chicago Fed Aktivitätsindex zu begutachten. Weitere Reden aus dem EZB-Umfeld folgen am Nachmittag. Der Dienstag stellt den Markit PMI Index in den Vordergrund – 9.30 Uhr wird dieser für Deutschland veröffentlicht, parallel zum Einkaufsmanager des verarbeitenden Gewerbes und der Dienstleistungen. 10.00 Uhr folgt der Markit PMI und der zugehörige Einkaufsmanagerindex auf EU-Ebene und 10.30 Uhr selbiges für Grossbritannien sowie 15.45 Uhr für die USA. Der Mittwoch ist 10.00 Uhr zum ifo-Geschäftsklimaindex aus Deutschland spannend und 15.00 Uhr der Immobilienpreisindex aus den USA. Donnerstag werden 8.00 Uhr das Gfk Verbrauchervertrauen und 13.30 Uhr die EZB-Accounts veröffentlicht. 14.30 Uhr ist dann wieder die Zeit mit den meisten Wirtschaftsdaten aus den USA. Mit den Erstanträgen auf Arbeitslosenunterstützung, den Auftragseingängen langlebiger Wirtschaftsgüter und dem Bruttoinlandsprodukt sind gleich mehrere Fakten zur Beurteilung der Amerikanischen Konjunktur einsehbar. Am Freitag werden 14.30 Uhr mit den persönlichen Einkommen, den Privatausgaben und dem PCE Kerndeflator weitere Daten vorgelegt. Den Wochenausklang bildet dann 16.00 Uhr das US-Verbrauchervertrauen der Uni Michigan, welches zusammen mit Reuters erstellt wird. Alle Prognosen dazu und die vorherigen Daten als Orientierung entnehmen Sie bitte folgendem Schaubild: Kommen Sie mit dieser Handelsvorbereitung gut in den Sommer, schliesslich war Samstagnacht die Sommersonnenwende.
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Risikohinweis: Der Handel mit Finanzprodukten ist risikoreich. Sie können Ihr eingesetztes Kapital verlieren. Diese Analyse ist keine Handelsempfehlung und enthält lediglich unverbindliche Analysen und Prognosen zu den gegenwärtigen und zukünftigen Marktverhältnissen. Sämtliche in dieser Publikation getroffenen Angaben dienen der Information. Sie dürfen nicht als Angebot oder Empfehlung für Anlageentscheidungen verstanden werden.
Andreas Bernstein ist unter dem Pseudonym „Bernecker1977“ als Trader, Referent und Coach seit 2001 aktiv. Er handelt seit rund 20 Jahren Indizes, Devisen und Rohstoffe an der Börse mit Futures, Derivaten und CFDs. Dabei basiert sein Trading auf Sentimentdaten und Charttechnik. Als studierter Diplom-Kaufmann streut Andreas Bernstein seine Erfahrungen u.a. auf wallstreet-online seit dem Jahr 2005 in den „Tages-Trading-Chancen“ ein und ist dort Ansprechpartner für alle börsenrelevanten Fragen. Â Â Bildquelle: Pressefoto Deutsche Börse AG