Enron, BP, VW & Co. – Die Milliarden-Skandale der Konzerne

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Wirecard – damit werden in vielen Jahren nicht wenige Anleger die tiefroteste Aktienposition in ihrem Depot verbinden, die sie jemals hatten. Doch der Bilanz-Skandal um die Luftbuchungen in Höhe von fast zwei Milliarden Euro ist nur einer von vielen, die es in der jüngsten Börsenzeit gab. marktEINBLICKE über gefälschte Bilanzen, Daten und Spekulationsgeschäfte.


2001 – Die Mutter aller Skandale – Enron.  Analysten haben Zweifel an der Bilanz des Mischkonzerns Enron. Die US-Börsenaufsichtsbehörde SEC ermittelt und findet heraus, dass das Unternehmen Verbindlichkeiten in Höhe von mehreren Milliarden Dollar in Zweckgesellschaften unter seiner Kontrolle verdeckt. Der Enron-Aktienkurs fällt von mehr als 90 Dollar auf unter einen Dollar. Der Konzern ist pleite, die bis dahin größte nach Chapter 11.


2002 – Durch Fehlbuchungen und Bilanzfälschungen unterschlägt der US-Telekommunikationskonzern Worldcom um Gründer Bernie Ebbers Ausgaben von rund 11 Mrd. US-Dollar. Der Aktienkurs bricht ein. Wegen Enron und Worldcom kommt es zum Erlass des sogenannten Sarbanes-Oxley Acts, der eine strengere Regulierung der Finanzbranche vorsieht.


2008 – knapp 5 Milliarden Euro Verlust bringt der Trader Jérôme Kerviel seinem Arbeitgeber Großbank Société Générale durch Spekulationsgeschäfte auf steigende Aktienkurse ein. Ein Händler, der es schafft, über Jahr Handelspositionen im Wert von 50 Mrd. Euro aufzubauen – ohne dass die Bosse es angeblich wussten. Kerviel verschleiert seine Geschäfte mit fiktiven Geschäften und gefälschten Buchungen – so konnte er die SocGen- Kontrollmechanismen überlisten.


2010 – Deepwater Horizon. Die größte Ölkatastrophe überhaupt. Die Ölbohrplattform Deepwater Horizon des BP-Konzerns explodiert im Golf von Mexiko, Öl strömt ins Meer. Es dauert viele Monate, bis eine Lösung gefunden wird. Als das Bohrloch schließlich verschlossen wird, sind 4,9 Millionen Barrel Öl in den Ozean geflossen. BP musste seit der Krise mehrere Milliarden Dollar Entschädigung zahlen.


2011 – Kweku Adoboli bringt als Händler der Schweizer Großbank UBS von 2009 bis 2011 Verluste in Höhe von 2,3 Mrd. US-Dollar ein. Man könnte glauben, die Banken-Branche hat aus Jérôme Kerviel und der SocGen nichts gelernt. Im Gegensatz zu Kerviel bringt Adoboli die UBS fast an den Rand des Ruins, da seine Geschäfte der Bank zeitweise Schulden von bis zu 12 Mrd. US-Dollar einbringen.


2012 – mehr als 4 Mrd. Dollar innerhalb von nicht einmal zwei Monaten schmeißt die US- Großbank JPMorgan Chase bei Spekulationsgeschäften mit Kreditausfall-Versicherungen raus. Der Aktienkurs kommt unter Druck, das Image auch. Heute? Vertraut der Staatsfonds von Norwegen dem Management der Bank. Die Aktie gehört zu den Top20-Positionen der Norweger.


2015 – Deutschland hat sein „Dieselgate“. Die US-Umweltschutzbehörde EPA äußert öffentlich den Verdacht, dass VW Ergebnisse von Abgasuntersuchungen gefälscht haben könnte. Diese Entdeckung führt zu Ermittlungen rund um die Welt. Aktuell verhandelt das BGh in mehreren Fällen, der Konzern hat schon Milliarden-Rückstellungen wegen seines Abgas-Skandals getätigt.


2018 – Facebook ist hipp, aber ist zu nachlässig. Die New Times berichtet, dass ein Unternehmen namens Global Science Research im Jahr 2013 Daten von Millionen von Facebook-Nutzern gesammelt hatte – leider ohne deren explizite Einwilligung. „Schuld“ daran? Die frühere Version der Datenschutzrichtlinien von Facebook. Gut für Global Science Research: Das Unternehmen sammelt Informationen über rund 87 Millionen Facebook-Nutzer – und dies obwohl nur ca. 30.000 Menschen die App der Firma benutzt hatten. Die Daten landen anschließend bei Cambridge Analytica und die nutzen sie zur Schaltung hochgradig spezialisierter Anzeigen. Der Skandal zwingt Mark Zuckerberg, zur Befragung vor den US-Kongress zu kommen.


2020 – Das „deutsche Enron 2.0“ – Wirecard wird wohl für viele Deutsche die zweite „siehste, die Börse bringt einen nur Verluste“-Erfahrung werden – nach den Ereignissen um die Volksaktie Deutsche Telekom in den 2000er-Jahren. Der Unterschied: Der Zahlungsdienstleister Wirecard hat geschwind 1,9 Mrd. Euro in der Bilanz als Luftnummer aufgebaut – eben wie Enron (siehe oben). Am Ende geht es schnell: In acht Handelstagen verliert der Wert an der Börse mehr als 97 Prozent. Aus Kursen über 100 Euro geht es ins Einstellige. Das „Schöne“ – die Deutsche Börse macht trotz Insolvenz keine Ausnahme bei ihren Bestimmungen und lässt das Pleite-Unternehmen wohl bis September (turnusmäßig) in der obersten Börsenliga Deutschlands sitzen. Auch ne Art von Werbung für den DAX…

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