Märkte mit Mumm: Weitere fiskal- und geldpolitische Stabilisierungsmaßnahmen

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Die Coronakrise ist weiterhin der bestimmende Einflussfaktor. Die realwirtschaftlichen Daten für Europa und die USA aus April und Mai fielen alle erwartungsgemäß desaströs aus, werden jedoch der Tiefpunkt sein. Angesichts der in vielen Staaten sukzessive umgesetzten Lockerungsmaßnahmen deuten Frühindikatoren, wie global die Einkaufsmanagerindizes und für Deutschland der ifo-Geschäftsklimaindex sowie der GfK-Konsumklimaindex jeweils auf eine zunehmende Dynamik in den ersten Sommer-Monaten hin. Eine V-förmige Erholung aller Wirtschaftssegmente bleibt jedoch ausgeschlossen, denn für einzelne Sektoren und Branchen gelten nach wie vor weitgehende Beschränkungen. Zudem werden sowohl die private Konsumgüter- als auch die industrielle Investitionsgüternachfrage aufgrund der bestehenden Unsicherheiten – vor allem wegen der Möglichkeiten erneuter Infektionswellen – die Vorkrisenniveaus vorerst nicht wieder erreichen.

Von Seiten der Geld- und Fiskalpolitik wird weiterhin maximal unterstützt. Die Europäische Zentralbank EZB hat ihr „PEPP“-Anleihekaufprogramm um 600 Mrd. auf 1,35 Bio. Euro aufgestockt und sichert damit die Refinanzierung aller Eurostaaten für die kommenden 2 bis 3 Jahre quasi ab. Die US-Notenbank Fed kauft mittlerweile auch direkt Unternehmensanleihen und kündigte an, dass nicht vor 2022 mit ersten Zinserhöhungen zu rechnen ist. Nach dem Konjunkturpaket der deutschen Regierung über 135 Mrd. Euro hat die EU-Kommission die Auflegung eines Wiederaufbaufonds im Volumen von 750 Mrd. Euro vorgeschlagen. Zu dessen Ausgestaltung laufen gerade die Verhandlungen.

Derweil stieg zuletzt die Wahrscheinlichkeit für einen ungeregelten Brexit mit dem Jahreswechsel 2020/2021 wieder an. Die Frist zur Verlängerung der bis Ende 2020 datierten Übergangsfrist verstrich am 30. Juni ungenutzt. In den USA rückt die Präsidentschaftswahl zunehmend in den Fokus. In den Umfragen führt derzeit der Herausforderer Joe Biden. Sollte sich ein Wahlsieg der Demokraten (inkl. der Mehrheit in beiden Kammern des Kongresses) abzeichnen, wäre zwar mit einem milderen Verlauf der Handelskonflikte, aber auch mit Unsicherheiten an den Kapitalmärkten aufgrund eines noch unbekannten wirtschaftlichen Kurses der neuen Regierung zu rechnen.

Zinsen: kaum verändert, sinkende Risikoprämien

Die Renditen für deutsche Staatsanleihen bewegten sich im Monatsvergleich kaum. Eine 10-jährige Bundesanleihe rentiert Ende Juni bei -0,45 Prozent p.a., während die Rendite bei 30 Jahren Laufzeit weiterhin leicht im positiven Bereich liegt. Risikoprämien fielen im Zuge der ausgeweiteten Wertpapierkaufprogramme sowohl für Staatsanleihen der südlichen Eurozonenstaaten als auch für Unternehmensanleihen teilweise deutlich.

Aktien: weiter überwiegend steigende Kurse

Die internationalen Aktienindizes konnten ihre Erholungsrallye auch im Juni fortsetzen. Der deutsche Leitindex DAX stieg um 6,3 Prozent auf 12.310 Punkte. Auch Schwellenländeraktien des MSCI Emerging Markets Index legten deutlich um 6,3 Prozent zu. US-Aktien des S&P 500 stiegen nur um knapp 2 Prozent an, während der Technologieaktienindex NASDAQ um 6 Prozent anzog und damit ein neues Allzeithoch markieren konnte. Seit Jahresanfang liegt der Index sogar mit über 12 Prozent im Plus.

Währungen: Euro erneut fester

Der Euro wertete im Vergleich zum US-Dollar leicht auf und notierte Ende Juni bei 1,12 EUR/USD. Die Gemeinschaftswährung profitierte von einer gestiegenen Nachfrage außereuropäischer Anleger nach europäischen Aktien, der gesunkenen Zinsdifferenz im Vergleich zum US-Dollar-Raum sowie den verschiedenen (geld-) politischen Initiativen zur Unterstützung der besonders hart vom Coronavirus betroffenen europäischen Volkswirtschaften.

Rohstoffe: Rohöl deutlich erholt, Gold weiter gefragt

Der Preis für eine Unze Gold stieg im Monatsverlauf erneut leicht auf 1.783 US-Dollar an. Um sogar 16,4 Prozent legte der Kurs der Rohöl-Sorte Brent zu. Vor allem die bestehenden Förderkürzungen vieler ölproduzierender Staaten sowie die mittlerweile stark gesunkene Anzahl der aktiven Bohrlöcher in den USA sorgten für eine weitere Stabilisierung. Seit Jahresanfang liegt der Brent-Preis allerdings noch immer mit knapp 38 Prozent im Minus.

Implikationen für Anleger

Die Aktienbörsen scheinen sich zunehmend von den realwirtschaftlichen Begebenheiten loszulösen – wie schon vor der Krise im Januar zu beobachten. Zudem bringen die weltweiten Lockerungen von Shutdown-Maßnahmen die Gefahr neuer Infektionswellen mit sich – aktuell vor allem in den USA zu beobachten. In vielen Schwellenländern befindet sich die Pandemie ohnehin nach wie vor nicht unter Kontrolle. Die trotzdem stetig steigenden Aktienkurse dürften bisher nur das bestmögliche Szenario – eine relativ schnelle Erholung ohne größere Rückschläge – einpreisen. Vor allem institutionelle Investoren sind noch immer relativ skeptisch und wurden im Juni teilweise zu Engagements gezwungen, weil die erwartete größere Korrektur ausblieb. Damit steigt die Gefahr von Kursverlusten in den kommenden Monaten generell an, allerdings dürfte die allgemeine Alternativlosigkeit angesichts anhaltender und wohl auf Jahre fest verankerter Niedrigstzinsen auch dafür sorgen, dass Rücksetzer von noch unterinvestierten Anlegern schnell wieder für Anschlusskäufe genutzt werden. Sichere Häfen wie Gold und Bundesanleihen werden weiterhin gefragt bleiben.

Ein Kommentar von Carsten Mumm
Er ist Chefvolkswirt bei der Privatbank Donner & Reuschel. Das Traditionshaus mit Sitz in Hamburg und München setzt auf qualifizierte und umfassende Beratung für vermögende Privatkunden, Unternehmer, Immobilienkunden und institutionelle Kunden.

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