Cisco Systems und Walt Disney sind nicht mehr (meine) erste Wahl…

(Bildquelle: Pixabay / WolreChris)

Cisco Systems (WKN: 878841 / ISIN: US17275R1023) und Walt Disney (WKN: 855686 / ISIN: US2546871060) sind beide in aussichtsreichen Märkten aktiv, stehen jedoch vor großen Herausforderungen. Sie haben sich in den vergangen Jahren unterdurchschnittlich entwickelt und es steht zu befürchten, dass dies auch in absehbarer Zeit so bleiben wird. Mein ursprünglicher Investmentcase geht nicht (mehr) auf; Grund genug, mich von beiden Werten zu trennen und mein Geld in aussichtsreichere Werte zu investieren.

Mein Abschied von Cisco Systems

Bei einem Goldrausch sollte man nicht in die Goldgräber investieren, sondern in Schaufeln. Das bringt mit Sicherheit gute Umsätze und Gewinne. Und so verhält es auch beim Internet und der Netzinfrastruktur. Alles drängt in die Cloud, mobile Anwendungen werden immer stärker nachgefragt, Online-Gaming, Online-Shopping, Home Office erleben nicht nur wegen Corona einen zusätzlichen Wachstumsschub und das Internet-der-Dinge wird mit jedem neuen tag mehr Realität.

Wer sich bei den Endanwendungen und der Kundenzuneigung durchsetzen wird, ist noch nicht raus und die Favoriten können schnell wechseln, wie man bei Handys (Nokia) und Smartphones (BlackBerry) gesehen hat. Umso sicherer und dennoch attraktiv ist es also, in die indirekten Nutznießer der Entwicklung zu investieren, also diejenigen, die die Infrastruktur bereitstellen, über die all die Anwendungen laufen (müssen).

Cisco Systems schien da eine gute und sichere Wahl zu sein. Ich kaufte das Unternehmen 2012, als es niedrig bewertet war und sich – mal wieder – mitten in einem Umbruch befand. Es kriegte die Kurve und hat, auch durch Zukäufe, sich in schneller entwickelnden Sparten etabliert, um sein schrumpfendes Kerngeschäft mit Routern und Switches zu kompensieren.

Das ging eine Zeit lang gut, aber man muss leider feststellen, dass Cisco seine Chancen nicht gut (genug) genutzt hat. Cisco generiert enorme Cashflows, die in Dividenden, Aktienrückkäufe und Übernahmen fließen. Soweit so gut. Aber leider kauft Cisco nicht schnell und groß genug zu, um die neuen Sparten auf signifikante Größe zu bringen. Daher ist man weiter extrem abhängig vom schrumpfenden Kerngeschäft. Die Umsatzentwicklung der letzten Jahre stagniert entsprechend. Wenn also die bewährte Strategie, attraktives Geschäft und Zukunftstechnologien zuzukaufen, nicht gut genug funktioniert, könnte man ja selbst aktiv werden (ohnehin die bessere Lösung!) und die Aufwendungen für Forschung & Entwicklung hochfahren. Bei Cisco ist leider das Gegenteil der Fall!

Als Fazit bleibt, dass der Cashflow nicht genügend in operative Geschäft fließt, dass seit Jahren F&E vernachlässigt wird und dass man zu wenig zukauft, um dies adäquat zu kompensieren. Cisco verliert den Anschluss und setzt stattdessen alleine auf Aktienrückkäufe, um seinen Gewinn je Aktie (EPS) “künstlich” hochzujubeln und seine Aktien attraktiv aussehen zu lassen. Dies ist als Ergänzung zu einem florierenden Business sinnvoll und attraktiv, als Ersatz hingegen nicht. Cisco ist auf dem “besten” Weg, zu einer zweiten IBM zu werden. Und solange das Unternehmen strategisch nicht die Kurve kriegt und wieder zu einem innovativen Leader wird, ist es für mich nicht mehr attraktiv genug als Investment. Der Kurs entwickelt sich seit Jahren unterdurchschnittlich (verglichen mit dem Tech-Sektor) und das aus nachvollziehbaren Gründen. Die Aussicht auf Besserung ist eher mau.

Nach acht Jahren nehme ich Cisco von meiner Beobachtungsliste. Es verbleiben inkl. Dividenden 281% Rendite bzw. durchschnittliche 18,3% pro Jahr. Das ist überdurchschnittlich, aber… die größten gewinne fielen in den ersten Jahren an, zuletzt gab es eher Stillstand. Und andere Unternehmen des Sektors haben sich viel besser entwickelt.

Mein Abschied von Walt Disney

Bei Disney bin ich erst relativ kurze Zeit an Bord und der Grund für die schnelle Trennung ist, dass mein Investmentcase Leck geschlagen ist. Wegen Corona. Das Schiff sinkt zwar nicht, aber es wird sich über eine längere Zeit in kabbeliger See vor sich hin schleppen und schlingern. Das ist nicht das, was ich von einem Investment erwarte.

Aber der Reihe nach: mein Investmentcase war, dass Walt Disney ein florierendes Kerngeschäft hat. Über Jahrzehnte angesammelten Content, attraktives Franchise und Vermarktungspotenzial. Neben Micky Maus und Donald Duck gibt es zahlreiche Trickfilme, die nicht nur Kinder begeistern. Mit Star Wars hat man das wohl erfolgreichste Franchise aller Zeit an Bord und auch mit den Avengers punktet man fortlaufend. Hinzu kommen die erfolgreichen Parks. Von dieser Basis aus startete Disney seinen eigenen Streamingdienst Disney+ und der ist ein durchschlagender Erfolg, was die Nutzerzahlen angeht. Er verursacht enorme Anfangsverluste, was auch die Konkurrenz als Problem hat, aber hier sah ich Disney in der Vorteilsrolle, weil der Konzern aus seinem Corebusiness genügend Cashflow erzielte, mit dem er sich den Aufbau von Disney+ locker leisten konnte…

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Kissig Ein Beitrag von Michael C. Kissig

Er studierte nach Abschluss seiner Bankausbildung Volks- und Rechtswissenschaften und ist heute als Unternehmensberater und Investor tätig. Neben seinem Value-Investing-Blog „iNTELLiGENT iNVESTiEREN“ verfasst Michael C. Kissig regelmäßig eine Kolumne für das „Aktien Magazin“.

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