Corona & Märkte

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Die derzeitige Phase des aktiven Risikomanagements, ist geprägt vom Ausgleich zwischen Lockerungen der Shutdowns und der Vermeidung einer größeren zweiten Infektionswelle. Während die Anzahl der positiv auf COVID 19 getesteten Personen in den USA mittlerweile sinkt, nehmen die Fallzahlen in Europa wieder zu – wenn auch auf niedrigem Niveau.

Vor allem die für die spanische Volkswirtschaft sehr wichtige Tourismusindustrie wird durch die von einigen Staaten ausgesprochenen Reisewarnungen noch einmal empfindlich getroffen werden. Damit wird Spanien – nach einem überdurchschnittlichen Einbruch des BIPs im 2. Quartal um 18,5 Prozent -das Schlusslicht im Zuge der wirtschaftlichen Erholung innerhalb der Eurozone einnehmen. In Deutschland läuft die wirtschaftliche Erholung zwar weiter, allerdings leidet der Maschinen- und Anlagenbau, dessen Exporte im 2. Quartal um 23 Prozent eingebrochen sind, weiterhin unter einer vergleichsweise geringen Investitionsnachfrage aus wichtigen Abnehmerregionen, etwa den USA, Großbritannien und vielen Schwellenländern.

Ein Spiegelbild dieser Entwicklung ist der Einbruch des Welthandels um knapp 18 Prozent im Vergleich zum Vorjahr bis Mai 2020. Allerdings konnte schon seit Mitte 2018 keine Steigerung des Welthandelsvolumens verzeichnet werden. Nicht zufällig befindet sich die stark exportabhängige deutsche Industrie ebenfalls seit Mitte 2018 in einer Rezession, mit stetig sinkenden Produktionszahlen. Sobald jedoch eine eindeutige Stabilisierung der Anzahl an Corona-Neuinfektionen in wichtigen Abnehmerstaaten erkennbar wird, ist mit einem Aufholprozess mit deutlich steigenden Auftrags- und Produktionszahlen zu rechnen.

Die Anzahl der Unternehmensinsolvenzen hat mit 1.504 Fällen im Mai in Deutschland zuletzt weiter abgenommen – vor allem wegen der Ende September auslaufenden Aufhebung der Insolvenzantragspflicht. Es ist davon auszugehen, dass diese Frist noch einmal bis Jahresende oder sogar bis Ende des ersten Quartals 2021 verlängert wird, um zumindest akut durch die Coronakrise in eine Überschuldungssituation geratenen Unternehmen, die Möglichkeit für eine Erholung zu geben.

In den USA befindet sich die Politik mittlerweile im Wahlkampfmodus. Republikaner und Demokraten konnten sich noch immer nicht auf ein neues Konjunkturpaket und damit die Forstsetzung der wöchentlichen Zahlungen an Arbeitslose einigen. Dies nutzt Amtsinhaber Trump, um sich per Dekret als Macher zu positionieren – was juristisch nicht unumstritten ist. So wurde u.a. die Fortsetzung der Unterstützungszahlungen und ein Verkauf bzw. ein Verbot der US-Geschäftstätigkeiten des chinesischen Unternehmens Bytedance (TikTok) angeordnet.

Aktuellen Umfragen zufolge liegt Herausforderer Biden weiterhin deutlich vor Trump, wenngleich der Vorsprung zuletzt etwas geschmolzen ist. Wer letztlich die Wahlen gewinnt, hängt in besonderem Maße vom weiteren Verlauf der wirtschaftlichen Erholung in den USA ab. Sollte diese weiter dynamisch und ohne größere Rückschläge verlaufen, käme dies dem Amtsinhaber zugute.

Die Wahlprogramme beider Kandidaten unterscheiden sich teilweise deutlich. So steht Trump für Steuersenkungen und die Unterstützung der traditionellen Sektoren, wie Kohle- und Stahlindustrie, während Biden allen voran für Steuerhöhungen, v.a. für Unternehmen und Vermögende, für Investitionen in das Gesundheitssystem und die grüne Energiewende steht. Beide treten jedoch auch für einen gewissen Protektionismus und die vorrangige Unterstützung US-amerikanischer Produkte ein. Handelskonflikte werden deshalb auch unter einem möglichen Präsidenten Biden nicht verschwinden, aber sicherlich mit einem anderen – teilweise kooperativeren – Stil ausgetragen werden.

Das größte Risiko bleibt kurzfristig die Entwicklung der Corona-Pandemie. Mittelfristig wäre das – aus heutiger Sicht nicht absehbare – Szenario einer stark steigenden Inflation die größte Bedrohung für Konjunktur und Kapitalmärkte. In diesem Fall müssten die Notenbanken die Zinsen deutlich erhöhen, wenn sie der Inflation nicht freien Lauf lassen wollten. Damit wäre die Grundlage für die Finanzierbarkeit erhöhter Staatschulden, die günstige Finanzierung von Investitionen sowie die hohe Nachfrage nach realen Anlagen, wie Aktien oder Immobilien nicht mehr gegeben.

Ein Kommentar von Carsten Mumm
Er ist Chefvolkswirt bei der Privatbank Donner & Reuschel. Das Traditionshaus mit Sitz in Hamburg und München setzt auf qualifizierte und umfassende Beratung für vermögende Privatkunden, Unternehmer, Immobilienkunden und institutionelle Kunden.

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