Continental verschärft den Sparkurs: Steht die Aktie jetzt vor dem Turnaround?

Bildquelle: Pressefoto © Continental

Der Automobilzulieferer Continental (WKN: 543900 / ISIN: DE0005439004) wurde von den Auswirkungen der Corona-Pandemie schwer getroffen. Um aus der Krise zu kommen, will der Reifenhersteller wegen der anhaltend geringen weltweiten Fahrzeugproduktion das im vergangenen Jahr aufgelegte Strukturprogramm erweitern.

Noch härtere Sparziele

Die verschärften Sparziele sehen vor, dass der DAX-Konzern nun ab 2023 in der Summe jährlich mehr als 1 Mrd. Euro brutto einspart. Mit dieser Maßnahme erhöht Continental das bisherige Einsparziel zusätzlich um etwas mehr als 500 Mio. Euro jährlich. Als Grund für die zusätzlichen Maßnahmen nannte der Konzern auch die Verschärfung der Konjunkturkrise durch die Folgen der Corona-Pandemie.

„Die gesamte Autoindustrie hat derzeit gewaltige Herausforderungen zu bewältigen. Keine ihrer Krisen der vergangenen 70 Jahre war größer und schärfer“, erklärte Konzernchef Elmar Degenhart in einer entsprechenden Mitteilung. Laut Degenhart trifft die Krise die Zulieferer besonders hart. Dem Vorstandsvorsitzenden zufolge richtet sich Continental nach einem Jahrzehnt des schnellen, profitablen Wachstums und Beschäftigungsaufbaus nun auf eine neue Art des Wachstums mit Zukunftstechnologien aus.

Geschäftsteile sollen verkauft werden

Die neue Konzernstrategie soll das Zusammenziehen von Aufgaben aus Produktion, Forschung und Entwicklung an den weltweit wettbewerbsfähigsten Standorten und Portfolioanpassungen vorsehen. Dabei ist auch der Verkauf von dauerhaft unrentablen Geschäftsteilen geplant.

Laut Continental dürften sich die geplanten Maßnahmen in der Summe auf weltweit rund 30.000 Arbeitsplätze direkt auswirken, die jetzt auf der Kippe stehen. Continental zufolge würden diese Jobs verändert, verlagert oder aufgegeben. Rund 13.000 davon befänden sich in Deutschland. Bis zum Jahr 2025 sollen 90 Prozent dieser angestrebten Anpassungen abgeschlossen sein. Parallel dazu will Continental aber möglichst viele Beschäftigte weiterqualifizieren.

Teil des Transformationsprogramms bereits vollzogen

Ursprünglich hatte der Konzern im September 2019 Maßnahmen bekanntgegeben, die sich weltweit auf bis zu 20.000 Arbeitsplätze ausgewirkt hätten, davon etwa 7.000 in Deutschland. Laut Continental wurde ein Teil des Transformationsprogramms bereits vollzogen worden. Dies hätte seit Ende September 2019 weltweit bereits rund 3.000 Arbeitsplätze direkt betroffen. Der Konzern will nun bei den Sondierungsgesprächen mit den Arbeitnehmervertretern in die „entscheidende Phase“ eintreten.

Laut Continental ist in dieser Betrachtung nicht eingerechnet die Anzahl der Arbeitsplätze, die in den kommenden Jahren durch gegenläufige, positive Effekte entstehen, wie zum Beispiel dem angestrebten Wachstum auf den Zukunftsfeldern der Mobilität. Dazu gehören laut Continental Technologien und Software für die Digitalisierung, das assistierte und automatisierte Fahren sowie die emissionsfreie Mobilität.

Autoindustrie im Krisen-Modus

Die Lage der deutschen Autoindustrie bleibt brisant. Schon Anfang 2020 und damit vor dem weltweiten Ausbruch der Corona-Pandemie war für viele in der Autoindustrie klar, dass 2020 kein gutes Jahr wird, vor allem nicht für die deutschen Autohersteller. So werden laut dem Ökonomen Timo Wollmershäuser die Autos, die weltweit verkauft werden, zunehmend nicht mehr in Deutschland produziert. Sie entstünden etwa in Ungarn, Russland oder der Türkei. Das belegen auch Daten des Verbandes der Automobilindustrie VDA. Demnach ist die Zahl der in Deutschland produzierten Autos seit 2017 kontinuierlich gesunken.

Die Absätze in den so wichtigen Märkten USA und China sinken, hinzu kommt die Diesel-Affäre und die veränderte Mobilität mit wachsendem Car-Sharing und steigenden Radverkäufen. Gleichzeitig muss die Branche einen extremen Wandel bewältigen, weg vom Verbrennungsauto hin zum Elektroauto. Schon vor Corona waren die Prognosen düster.

Jeder vierte Arbeitsplätze bedroht

Eine Analyse des Center Automotive Research (CAR) an der Universität Duisburg-Essen besagt, dass deutschen Autobauern und Zuliefern bis 2030 jeder vierte Arbeitsplatz verloren gehen könnte. Ein Grund ist gerade der Wandel zur Elektromobilität, wegen dem weniger Arbeiter gebraucht werden.

Corona-Pandemie macht alles noch schlimmer

Wegen der Corona-Pandemie hat sich die Lage nochmals verschärft. Denn neben den massiven Umsatzeinbrüchen werden auch die hohen Kosten des Schutzes der Mitarbeiter vor dem Coronavirus in den Werken und die Verunsicherung der Verbraucher zur Belastung. Wegen der andauernden Corona-Pandemie dürften viele Konsumenten ihren Autokauf aufschieben. Viele Autohersteller und Zulieferer werden diese Entwicklungen voraussichtlich nicht überleben. Experten zufolge dürfte es bis zu zehn Jahre dauern, bis die Branche wieder das Vor-Krisen-Niveau erreicht haben wird.

Die Krise in der Autoindustrie schlägt sich auch in der Kursentwicklung der Aktie von Continental nieder. Nachdem die Aktie Anfang 2018 ein Allzeithoch bei 257 Euro markierte, brachen die Notierungen bis zum März dieses Jahres um rund 80 Prozent auf in der Spitze 51 Euro ein.

Continental-Aktie am Scheideweg

Doch inzwischen konnte sich der Kurs wieder bis in den Bereich der 90-Euro-Marke nach oben arbeiten und steht jetzt möglicherweise vor einem neuen Kaufsignal. Denn die 200-Tage-Linie (92,80 Euro) ist in Schlagreichweite gerückt, womit sich die Aktie jetzt am Scheideweg befindet.

Gelingt der Ausbruch nach oben gilt es als Nächstes, das Juni-Top bei 101 Euro zu überwinden. Charttechnisch wäre der Weg dann frei bis zum November-2019-Hoch bei 133 Euro.

Anleger, die von einer Fortsetzung der Aufholbewegung bei Continental überzeugt sind, können mit einem passenden Long-Zertifikat  (WKN: VP3YME / ISIN: DE000VP3YME6) gehebelt von Kurssteigerungen profitieren. Pessimisten haben dagegen mit entsprechenden Short-Produkten (WKN: VE7AGD / ISIN: DE000VE7AGD4) die Möglichkeit, von fallenden Continental-Kursen überproportional zu profitieren.

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Bildquelle: Pressefoto © Continental