Slack und die Corona-Profiteure: So einfach ist die Sache dann doch nicht

Bildquelle: Slack

Die Idee ist ganz einfach: Das Coronavirus zwingt viele Menschen zu Hause zu bleiben. Home Office hat Hochkonjunktur. Entsprechend sollten Unternehmen profitieren, die Produkte und Dienstleistungen anbieten, mit deren Hilfe die Zusammenarbeit auf große Entfernung organisiert werden kann. Doch nun verpasste der Bürokommunikationsdienst Slack (WKN: A2PGZL / ISIN: US83088V1026) dieser Idee einen Dämpfer.

Break-even

Nach Bekanntgabe der Slack-Zahlen zum zweiten Quartal 2020/21 (Ende Juli) stürzte die Slack-Aktie am Dienstagabend im nachbörslichen US-Handel um fast 20 Prozent in die Tiefe. Und dies, obwohl die Ergebnisse zum Juli-Quartal sowohl auf der Umsatzseite als auch beim bereinigten Gewinn je Aktie über den durchschnittlichen Analystenerwartungen lagen.

Zwischen Mai und Juli 2020 lagen die konzernweiten Umsatzerlöse bei 215,9 Mio. US-Dollar. Ein Anstieg in Höhe von 49 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Beim EPS wurde der Break-even erreicht. Analysten hatten laut Refinitiv Umsätze von 209,1 Mio. US-Dollar bei einem negativen EPS in Höhe von 3 Cents erwartet.

Tech-Werte im Korrekturmodus

Die aus Unternehmenssicht wichtigste Kennzahl im Hinblick auf das weitere Konzernwachstum, die Zahl der zahlenden Kunden, kletterte um 30 Prozent in die Höhe. Trotzdem straften Anleger die Slack-Aktie regelrecht ab. Dies hatte verschiedene Gründe, die nicht alle direkt etwas mit Slack zu tun hatten. Zunächst einmal war in den vergangenen Tagen ein großer Ausverkauf bei US-Technologiewerten zu beobachten.

Werte, die die Kursrallye nach dem Corona-Einbruch angeführt hatten, wurden nun fallengelassen. Dies lag nicht nur an Gewinnmitnahmen. Neue Sorgen vor einer zweiten Corona-Ansteckungswelle und Rückschläge bei der SARS-CoV-2-Impfstoff-Suche spielten ebenfalls eine Rolle. Slack selbst hatte jedoch auch für Enttäuschungen gesorgt.

Fehlender Wachstumsschub

In Zeiten von Corona und mehr Home Office sollte man annehmen, dass Slack mit einer Beschleunigung des Wachstums aufwarten könnte. Dies war jedoch nicht der Fall. Das Umsatzplus bewegte sich in etwa auf dem Niveau der beiden vorangegangenen Quartale. Grund dafür ist der Umstand, dass COVID-19 nicht nur positive Auswirkungen auf das Slack-Geschäft hat.

Die Konjunktureintrübung hat kaum eine Branche verschont. Bei vielen Unternehmen sitzt der Geldbeutel nicht mehr ganz so locker. Investitionsentscheidungen werden überdacht. Auch wenn es um Bürokommunikationsdienste und IT geht. Zu Beginn der Corona-Krise, als die Lockdown-Maßnahmen eingeführt wurden, hat Slack noch einen Anstieg beim Wachstum der Zahl der zahlenden Kunden festgestellt. Inzwischen liegt dieses auf dem Niveau, das vor Corona beobachtet werden konnte.

Konkurrenzdruck

Zudem zeigen sich bestehende Kunden nicht ganz so ausgabefreudig, wenn es um die Ausweitung der Zusammenarbeit mit Slack und die Nutzung neuer Angebote geht. Dabei fehlt Slack ein wichtiges Mittel, neue Kunden zu gewinnen. Das Unternehmen kann aufgrund von Social Distancing nicht mehr wie in der Vergangenheit Schulungen in den jeweiligen Firmen durchführen und für seine Angebote werben.

Entsprechend enttäuscht blickte der Markt auf die sogenannten Billings. Diese kletterten im Juli-Quartal um 25 Prozent auf 218,2 Mio. US-Dollar. Laut Bloomberg wurde hier jedoch von Analysten im Schnitt ein Wert in Höhe von 232,9 Mio. US-Dollar erwartet.

Schließlich hat es Slack mit einer harten Konkurrenz zu tun. Allen voran Microsoft (WKN: 870747 / ISIN: US5949181045) mit seinem Angebot Teams. Slack hat bei der EU-Kommission sogar eine Wettbewerbsklage gegen den Software-Riesen eingereicht. Ob diese jedoch Slack im Kampf gegen Microsoft weiterbringt, darf angesichts früherer Erfahrungen rund um die ganz großen Tech-Konzerne bezweifelt werden.

FAZIT

Der jüngste Ausverkauf und die Marktreaktionen auf die neuesten Slack-Zahlen zeigen, dass die Wette auf die sogenannten Corona-Profiteure alles andere als ein Selbstläufer ist. Schließlich wirkt sich COVID-19 nicht nur in Form einer verstärkten Heimarbeit auf unser Arbeitsleben und unseren Alltag insgesamt aus.

Das Coronavirus hat zu einschneidenden Veränderungen in unserem Alltag geführt. Die Menschen bleiben häufiger zu Hause. Unternehmen, die davon profitieren könnten, sind im Vontobel Home Office Basket zusammengefasst. Mit dem entsprechenden Partizipationszertifikat (WKN: VP11FU / ISIN: DE000VP11FU3) können Anleger an der Entwicklung dieses Basket partizipieren.

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