Bullenmarkt: Die Hausse geht ins dritte Jahr…

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Anfang März feierte der Bullenmarkt, der 2009 begonnen hatte, seinen zweiten Geburtstag. Und wenngleich die „Feierlichkeiten“ durch den jüngsten Kursrutsch an den Märkten getrübt wurden, ist ein Ende der Hausse bislang noch nicht in Sicht. Nicht nur die Statistik lässt erwarten, dass der Bullenmarkt noch eine ganze Weile andauern wird. Wir wagen einen Ausblick.

Zwei Jahre sind seit dem Krisentief im März 2009 inzwischen ins Land gegangen. Wer es damals gewagt hätte, eine Kursverdoppelung an den Aktienmärkten vorauszusagen, hätte dafür allenfalls ein müdes Lächeln geerntet. Doch genau das ist passiert: Der breit gefasste US-Index S&P 500 hat sich gegenüber seinem Tief um 102% verbessert, der deutsche Leitindex DAX um 107%. Der ATX hat gegenüber seinem Tiefstand bei 1.380 Punkten in der Spitze sogar um 118% zugelegt.

Diese Entwicklung ist umso beachtlicher, wenn man bedenkt, welch tiefe Krise die Finanzmärkte erschüttert hatte. Zuvor hatte der S&P 500 gegenüber seinen Höchstständen um 57% und der DAX um 56% nachgegeben. Der ATX war von seinem Allzeithoch bei über 5.000 Zählern sogar um gut 72% abgerutscht.

Nicht nur die Aktienkurse lagen seinerzeit in Trümmern. Auch das Vertrauen in die Finanzmärkte war nach der Lehman- Pleite vollständig erschüttert. Doch obwohl damals regelrechte Untergangsszenarien beschworen wurden, hat die Weltwirtschaft ebenso wie die Börse trotzdem die Kurve bekommen. Wieder einmal hat sich gezeigt, dass aus den tiefsten Krisen oft nachhaltige und lang anhaltende Aufwärtsbewegungen entstehen. Bullenmärkte werden in der Panik geboren und sterben in der Euphorie. Doch von einer Euphorie sind die Börsen weit entfernt – nicht nur wegen der jüngsten Ereignisse in Japan.

Vor diesem Hintergrund stehen die Chancen nicht schlecht, dass der Bullenmarkt, der jetzt ins dritte Jahr geht, noch über längere Zeit andauern wird. Es spricht einiges dafür, dass mit dem bisherigen Kursanstieg das Ende der Fahnenstange noch lange nicht erreicht ist.Der Blick auf die Statistik zeigt, dass die insgesamt 15 Bullenmärkte seit 1932 im Schnitt ungefähr vier Jahre andauerten. Dabei fällt auch auf, dass in den 30erund 40er-Jahren des vorigen Jahrhunderts drei Haussephasen nur knapp ein Jahr dauerten, während die Bullenmärkte in der jüngeren Vergangenheit deutlich ausgeprägter waren. So währten die insgesamt sechs Haussephasen seit den 1970er-Jahren durchschnittlich mehr als fünf Jahre.

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Durchschnittliche Performance von Standard- und Nebenwerten in den ersten drei Jahren eines Bullenmarktes seit 1949, Quelle: Standard & Poor’s Equity Research

Der längste Bullenmarkt, der im Jahr 1990 begann, dauerte sogar mehr als neun Jahre – bis er mit dem Platzen der Internetblase jäh beendet wurde. Schenkt man der Statistik Glauben, sollten also zumindest noch zwei weitere gute Jahre – möglicherweise auch mehr – vor den Börsen liegen. Der Blick auf die Statistik zeigt aber auch, dass das Tempo des Aufschwungs im dritten Jahr eines Bullenmarkts in der Vergangenheit meist deutlich zurückging. So verbesserte sich der S&P 500 in den vergangenen Haussephasen im ersten Jahr um durchschnittlich 35%, im zweiten Jahr immerhin noch um 19%. Im dritten Jahr des Aufschwungs stand im Schnitt nur noch ein Plus von 5% zu Buche.

Steht ein Favoritenwechsel an?

Auffällig ist auch die Tatsache, dass sich Small Caps in den ersten beiden Jahren früherer Bullenmärkte deutlich besser entwickelten als die großen Werte, nicht aber im dritten Jahr. Der S&P Small Cap 600 kommt im ersten Jahr auf einen durchschnittlichen Zugewinn von 48%, im zweiten Jahr auf 23%. Im dritten Jahr blieben die Nebenwerte mit einem Plus von 2% dagegen hinter den Standardwerten zurück, die im Schnitt 5% zulegten. „Diese Wachablösung könnte damit zu tun haben, dass die Anleger in einer stürmischer werdenden See lieber auf größere Boote setzen, zumal drei der zehn Bullenmärkte seit 1949 ihren dritten Geburtstag nicht erlebten“, so Sam Stovall, Investmentstratege von Standard & Poor’s.

Interessant ist in diesem Zusammenhang auch der Blick auf die Branchen, die sich im dritten Jahr eines Bullenmarktes in der Vergangenheit besonders gut entwickelt haben. Ganz oben zu finden ist hier der Energiesektor mit einem durchschnittlichen Zugewinn von gut 16%. An zweiter Stelle liegen die Versorger, die im dritten Jahr der zurückliegenden Bullenmärkte seit 1970 im Schnitt auf einen Kursgewinn von rund 12% kamen. Aktien aus dem Gesundheitssektor schafften immer hin ein Plus von knapp 10%.

Günstige Bewertung lässt reichlich Luft nach oben

Während die Statistik eher darauf hindeutet, dass das Tempo des Aufschwungs nachlassen könnte, muss man bei einem Blick auf die fundamentale Bewertung der Aktienmärkte zu einem anderen Schluss kommen. Denn durch die rasante Erholung der Unternehmensgewinne, die im kommenden Jahr vielerorts neue Rekordniveaus erreichen werden, ist die Bewertung trotz des deutlichen Kursanstiegs der letzten 24 Monate keineswegs gestiegen. Vielmehr ist das Gegenteil der Fall: Die Börsen sind im historischen Vergleich derzeit äußerst günstig bewertet. Sowohl im ATX wie auch im DAX liegt das durchschnittliche KGV bei unter 10.

Auch der Vergleich mit der letzten Hausse zwischen 2003 und 2007 lässt erwarten, dass die Börsen jetzt nicht zwingend einen Gang zurückschalten müssen. Denn bislang weist der aktuelle Bullenmarkt erstaunliche Parallelen zum letzten auf. Damals wie heute kam es nach der ersten kräftigen Erholung zu einer über mehrere Monate währenden Konsolidierungsphase. So liefen die Aktienmärkte von April bis Oktober letzten Jahres per Saldo seitwärts, bevor die Kurse wieder den Weg nach oben antraten. Ähnlich wie im Jahr 2004. Damals folgte auf diese ausgedehnte Konsolidierungsphase ab Ende des Jahres eine dynamische Trendbewegung, in deren Verlauf die Börsen innerhalb eines knappen Jahres ohne größere Korrekturen weitere Zugewinne zwischen 40 und 50% verbuchen konnten.

Schwächephasen sind Einstiegschancen

Auch wenn die Statistik früherer Haussephasen darauf hindeutet, dass Anleger künftig möglicherweise etwas kleinere Brötchen backen müssen, bieten die Aktienmärkte unverändert gute Chancen. Gleichwohl sollte man sich als Anleger bewusst sein, dass nach dem ersten großen Aufschwung seit dem Frühjahr 2009 dem „Stock Picking“, also der richtigen Aktienauswahl, künftig eine deutlich wichtigere Bedeutung zukommen wird als bisher. Nichts desto trotz lässt die günstige Bewertung der Aktienmärkte mittel- und langfristig weitere Kurssteigerungen er warten. Vor diesem Hintergrund sollten sich Korrekturphasen, wie wir sie derzeit erleben, für langfristig orientierte Anleger als gute Einstiegschancen erweisen.