Negative Inflationsrate lässt deutsche Sparer kurzfristig aufatmen

Bildquelle: markteinblicke.de

Im dritten Quartal 2020 war der Realzins mit 0,21 Prozent seit fünf Jahren erstmals wieder positiv. Dies hat der aktuelle comdirect Realzins-Radar gezeigt. Trotzdem ist dies für deutsche Sparer kein Grund, in Jubelstürme zu verfallen.

Laut comdirect ist die Inflationsrate in Deutschland im dritten Quartal nochmals gesunken – auf minus 0,09 Prozent. In Kombination mit den Zinsen auf die Ersparnisse der Deutschen führte dies zu einem positiven Realzins in Höhe von plus 0,21 Prozent, dem höchsten Wert seit fünf Jahren.

Der Realzins gibt den tatsächlichen Zins nach Abzug der Inflation wieder. Die Zinsen auf Tages- und Festgeld, Girokonten und Spareinlagen lagen von Juli bis September 2020 im Durchschnitt bei 0,12 Prozent. Die Inflationsrate erreichte im dritten Quartal mit minus 0,09 Prozent den niedrigsten Wert seit mehr als zehn Jahren. Entsprechend lagen die Zinsen auf die Ersparnisse der Deutschen erstmals seit 2016 wieder über der Inflationsrate.

Die Ersparnisse der Deutschen haben somit im dritten Quartal 2020 mit 1,3 Milliarden Euro real an Wert gewonnen, pro Kopf waren das 16 Euro. Betrachtet man das gesamte Jahr von Januar bis September 2020 beläuft sich der Realzinsertrag allerdings auf minus 11,6 Milliarden Euro. Der Grund sind die niedrigen Zinsen, die unterhalb der durchschnittlichen Inflationsrate für diesen Zeitraum liegen, so comdirect.

„Durch die im Kampf gegen die wirtschaftlichen Folgen der Corona-Krise eingeführte Mehrwertsteuersenkung ist die Inflationsrate im dritten Quartal ins Negative gerutscht. Sparer profitieren somit kurzfristig von einem positiven Realzins“, sagt Matthias Hach, Marketing- und Vertriebsvorstand von comdirect. „Da die Mehrwertsteuersenkung aber bislang nur bis Jahresende geplant ist, gleichzeitig der Trend zu sinkenden Zinsen weiter besteht und durch Corona eher noch länger anhalten wird, wird sich dieser positive Effekt aller Voraussicht nach bald wieder umkehren. Die realen Verluste auf dem Sparbuch werden also weiter wachsen.“

Um das Vermögen langfristig zu mehren, sollte nur ein Teil der Ersparnisse für unvorhergesehene Ausgaben kurzfristig als Spareinlage verfügbar gehalten werden. Experten raten hier zu drei bis sechs Netto-Monatsgehältern. Den darüberhinausgehenden Teil des Vermögens sollten die Anleger mittel- bis langfristig anlegen. Wertpapiere versprechen hier langfristig den höchsten Ertrag. Sie schwanken zwar stärker, aber die Wertschwankungen an den Börsen werden mit der Zeit ausgeglichen und die Renditechancen steigen, heißt es weiter.

„Auch, wenn der größte Anteil des Geldvermögens der Deutschen nach wie vor aus Bargeld oder praktisch unverzinsten Spareinlagen besteht, sehen wir, dass ein Umdenkprozess stattfindet. Viele Menschen haben sich in der Corona-Krise verstärkt mit dem Thema Wertpapieranlage auseinandergesetzt. Sie haben die Volatilität genutzt, um verstärkt zu investieren oder sogar erstmals an der Börse einzusteigen“, sagt Hach.

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