Steico: Geheimer Profiteur der Energiewende

Bildquelle: Pressefoto STEICO SE

Hinter den sogenannten „Hidden Champions“ stehen Nischenaktien von Unternehmen, die in der Regel wenig mediale Aufmerksamkeit erfahren. Und das, obwohl es sich hierbei häufig um Marktführer in ihrer Branche handelt, deren Geschäfte sich langfristig überaus erfolgreich entwickeln und die mit ihrer Börsen-Performance sogar die meisten großen Konzerne deutlich in den Schatten stellen.

Weltmarktführerschaft

Zu diesen Hidden Champion zählt mit Fug und Recht auch Steico (WKN: A0LR93 / ISIN: DE000A0LR936) aus Feldkirchen im Landkreis München, denn die bayerische Traditionsfirma, die 1986 als Holzhandels-Unternehmen „Gesellschaft für Bau- und Industriebedarf Steinmann & Co GmbH“ gegründet wurde, gilt als der unangefochtene Weltmarktführer bei Holz- und Hanffaser-Dämmstoffen und erreicht in Europa einen Marktanteil von über 50 Prozent. Zum Angebots-Portfolio gehören außerdem unter anderem Stegträger als Konstruktionselemente, Natural Fibre Boards (Hartfaserplatten) und komplette Bausysteme aus Tragwerk und Dämmung.

Profitiert von Megatrend

Mit seinen ökologischen Bauprodukten ist Steico in einer stetig an Bedeutung gewinnenden Nische stark positioniert und profitiert von einem Megatrend, nämlich der Energiewende. Denn dazu gehört auch die Entwicklung hin zum verstärkten Energiesparen, die nicht nur die Bereiche Industrie und Kraftfahrzeuge betrifft, sondern auch den privaten Wohnraum.

Hier werden jährlich Milliardenkosten für das Heizen im Winter und die Gebäudekühlung im Sommer aufgewendet, die sich erheblich reduzieren lassen, denn viele Gebäude sind unzureichend isoliert. Diese Energieverschwendung durch eine bessere Wärmedämmung zu verhindern, hat sich Steico auf die Fahne geschrieben und setzt dazu auf Materialien aus nachwachsenden Rohstoffen, die zwar ein höherpreisiges Segment bedienen, sich aber durch Qualitätseigenschaften wie eine besonders hohe Energieeffizienz und hohen Feuchteschutz auszeichnen.

Rekordergebnisse

Diese Charakteristika in Verbindung mit dem zunehmenden Umweltbewusstsein sorgen dafür, dass die Geschäfte von Steico brummen. So legte der Umsatz zwischen 2013 und 2019 im Schnitt um zehn Prozent jährlich zu, was im vergangenen Jahr einen Umsatzrekord von 281 Mio. Euro bedeutete. Im selben Zeitraum kletterte der Nettogewinn sogar im Mittel um 29 Prozent pro Jahr, womit 2019 ein Rekordergebnis von 23 Mio. Euro verbucht wurde.

Umsatzwachstum trotz Krise

Trotz der Einschränkungen des öffentlichen Lebens infolge der Corona-Pandemie konnte das Wachstum auch im laufenden Geschäftsjahr 2020 fortgesetzt werden. So verbesserten sich die Umsatzerlöse in den ersten neun Monaten im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um sechs Prozent auf 227 Mio. Euro. Unter dem Strich wurde dabei ein Gewinn von 17 Mio. Euro eingefahren, nach einem Gewinn von 20 Mio. Euro im Vorjahreszeitraum. Dieser Gewinnrückgang erklärte sich aber laut Steico in erster Linie dadurch, dass das dritte Quartal des Vorjahres durch einen positiven Einmaleffekt in Form einer staatlichen Subvention geprägt war.

Positiver Ausblick

Entsprechend der starken Geschäftsentwicklung der ersten neun Monate fällt auch der Ausblick sehr positiv aus. Unter der Voraussetzung, dass weder verschärfte Corona-Restriktionen noch ein früher Wintereinbruch die Geschäftstätigkeit hemmen, soll sich das Wachstum im vierten Quartal fortsetzen. Deshalb hat der Vorstand die Prognose für das Gesamtjahr 2020 angehoben.

Es wird mit einem Umsatzwachstum zwischen 5,0 und 7,0 Prozent gegenüber dem Vorjahr gerechnet, wobei die Gewinnmarge vor Zinsen und Steuern (EBIT-Marge) zwischen 10,5 und 11,5 Prozent liegen soll. Auch für das kommende Jahr ist Steico optimistisch. Wegen des Trends hin zu natürlichen Baustoffen und der starken Entwicklung im Holzbau wird eine Fortführung des Wachstums mit anhaltend guter Profitabilität erwartet.

Steico-Chart: Börse Stuttgart

Kursgewinn: +20 Prozent jährlich

Die starke Geschäftsentwicklung schlägt sich auch an der Börse nieder. Auf Zehnjahressicht legte der Aktienkurs im Schnitt um 20 Prozent jährlich zu. Dabei wurde zuletzt am 6. Oktober ein neues Allzeithoch bei 50,80 Euro markiert, woraufhin die Aktie eine Verschnaufpause einlegte. Das nächste Kursziel stellt sich damit auf das historische Top bei 50,80 Euro. Wird dieser Widerstand überwunden, liegt das nächste Kursziel bei 60 Euro, womit sich hier ein weiteres kräftiges Gewinnpotenzial errechnet.

Hohe Bewertung

Laut dem Hamburger Research-Unternehmen Montega ist das weitere Wachstumspotenzial von Steico inzwischen ausreichend im Kurs eingepreist, zumal auch die Unsicherheit aufgrund von wieder ansteigenden Corona-Fallzahlen, der US-Wahl und den Brexit-Verhandlungen hoch bleibe. Montega spricht für die Steico-Aktie wegen der hohen Börsenbewertung deshalb eine Verkaufsempfehlung aus. Das Kursziel wird dabei auf 41,00 Euro taxiert und liegt damit mehr als zehn Prozent unter dem aktuellen Kurs der Aktie. Auf Basis eines von Montega geschätzten Gewinns für 2020 von 1,69 Euro je Aktie errechnet sich bei der Steico-Aktie aktuell ein Kurs-Gewinn-Verhältnis von 28. Die Aktie ist damit hoch bewertet, was auch von Branchenexperten kritisch gesehen wird.

Aus Dividendensicht weniger interessant

Steico hat im Juni dieses Jahres für das Geschäftsjahr 2019 eine Dividende von 0,25 Euro je dividendenberechtigter Aktie ausgeschüttet. Sollte im kommenden Jahr 2021 für das Geschäftsjahr 2020 wieder eine Dividende in Höhe von 0,25 Euro je Aktie ausgezahlt werden, würde sich aktuell eine Dividendenrendite von 0,5 Prozent errechnen. Aus Dividendensicht ist Steico also eher weniger interessant.

Fazit

Das Geschäftswachstum des Hidden Champions Steico kann auch die Corona-Krise nicht stoppen, wie die neuesten Geschäftszahlen zu den ersten neun Monaten des laufenden Jahres gezeigt haben. Auch an der Börse könnte es für Steico weiter nach oben gehen, wie die positive Charttechnik zeigt. Die Aktie ist andererseits aber mittlerweile hoch bewertet, womit das Rückschlagspotenzial entsprechend groß ist.

Bildquelle: Pressefoto Steico