Gilead Sciences: Am mutmaßlichen Corona-Wundermittel Remdesivir scheiden sich die Geister

Bildquelle: Pixabay / PIRO4D

Die Zeiten, in denen Gilead Sciences (WKN: 885823 / ISIN: US3755581036) mit seinen Hepatitis-C-Mitteln einen Verkaufsrekord nach dem anderen aufstellen konnte, sind inzwischen vorbei. Doch mit Remdesivir konnte sich der US-Biotechnologiekonzern wieder in den Vordergrund spielen.

Zweite Chance

Im Kampf gegen Ebola konnte Remdesivir nicht überzeugen und wurde aussortiert. Das Coronavirus gibt dem Mittel eine neue Chance, sich zu beweisen. Allerdings besteht die Gefahr, dass die hohen Erwartungen an Remdesivir trotz bekannter Unterstützer wie US-Präsident Donald Trump auch im Kampf gegen die Lungenkrankheit COVID-19 enttäuscht werden könnten.

Ein Indiz dafür sind die jüngsten Töne vonseiten der Weltgesundheitsorganisation (WHO). Demnach hätten mehrere in Studien überprüfte, potenzielle Corona-Medikamente wenig oder keinen Nutzen in Bezug auf die Todesraten von COVID-19-Patienten in Krankenhäusern gezeigt. Unter diesen Mittel war auch Remdesivir.

Trotzdem erhielt Remdesivir in dieser Woche vonseiten der US-Arzneimittelbehörde FDA die Zulassung zur Behandlung von COVID-19-Erkrankungen, nachdem es bisher nur eine sogenannte Notfallzulassung gab. In der EU erfolgte die Zulassung bereits im Juli unter Auflagen. Zudem attestierte auch die WHO dem Mittel zumindest, dass es einen kleinen positiven Effekt auf die Dauer der COVID-19-Erkrankung einiger Patienten in Krankenhäusern haben kann.

Die guten alten Zeiten

Seit Mai durfte Remdesivir in den USA auch ohne formelle Zulassung COVID-19-Patienten verabreicht werden. Der berühmteste unter ihnen war US-Präsident Donald Trump. Seitdem schwört er noch mehr auf Remdesivir und einige experimentelle Mittel, die ihm nach seiner Corona-Infektion verabreicht worden waren.

Für Gilead ist Remdesivir so etwas wie die Gelegenheit, wieder positiv von sich reden zu machen, nachdem der Aktienkurs des einstmals für seine Hepatitis-C-Mittel hochgelobten Biotechnologieunternehmens von mehr als 100 US-Dollar auf zuletzt unter 60 US-Dollar gefallen war.

Gilead öffnet die Bücher

Daher liegt der Fokus auf der Bereitstellung von Remdesivir im Kampf gegen COVID-19. In diesem Jahr sollen Medikamente für mehr als 2 Millionen Behandlungen bereitgestellt werden. In der Regel sieht eine solche Behandlung die Einnahme von sechs Remdesivir-Fläschchen verteilt über fünf Tage vor.

Inwieweit Gilead bisher von der Nachfrage nach Remdesivir profitieren konnte, dürfte sich an den Zahlen zum dritten Quartal zeigen. Diese will der Konzern am Mittwoch veröffentlichen. Auf Analystenseite geht man von einem Umsatzplus im Vorjahresvergleich um 14 Prozent auf 6,39 Mrd. US-Dollar aus, während das bereinigte EPS im Schnitt bei 1,95 US-Dollar gesehen wird, nach 1,75 US-Dollar im Vorjahr.

FAZIT

Auch wenn man dies bei Gilead natürlich anders sieht, scheinen die Börsen nach einer ersten Euphorie im Frühjahr 2020 nicht davon überzeugt zu sein, dass Remdesivir das angepriesene Wundermittel gegen COVID-19 ist. Dies zeigt sich deutlich am schwachen Kursverlauf der Gilead-Aktie in den vergangenen Monaten und Wochen. Mittel- bis langfristig haben die aufstrebenden Biotech-Unternehmen zudem mit anderen Herausforderungen zu kämpfen. Dazu gehört unter anderem der Kampf gegen ausufernde Gesundheitskosten.

Anleger, die jedoch von der Stärke von Gilead Sciences überzeugt sind, können mit einem Mini-Future Long (WKN: MC19M7 / ISIN: DE000MC19M72) gehebelt von Kurssteigerungen profitieren. Pessimisten haben mit entsprechenden Short-Produkten (WKN: MC9K2C / ISIN: DE000MC9K2C6) die Möglichkeit, auf fallende Kurse bei Gilead Sciences zu setzen.

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