Die Nachkrisen-Hausse geht ins dritte Jahr

Vor zwei Wochen feierte die Nachkrisen-Hausse ihren zweiten Geburtstag. Angesichts der furiosen Rallye – der DAX hat sich in dieser Zeit immerhin verdoppelt, stellt sich die Frage ob es ewig so weiter geht. Da kommt schon fast die Frage auf: „Bullen, wollt ihr ewig leben?“

[ad#Google Adsense XL-links]Angesichts der Erdbeben-Katastrophe in Japan bekam der Optimismus zwar eine Delle ab, allerdings weniger als befürchtet. Insofern ist die jüngste „Korrektur“ wohl schon wieder am Ende, wenngleich es auch eher mit angezogener Handbremse voran geht. Schließlich beharken sich Bullen und Bären intensiv und noch ist nicht klar, wer die Oberhand gewinnt. Aus charttechnischer Sicht war das Durchbrechen der 7.000er Marke im DAX nach unten ein drastisches Warnsignal. Aber inzwischen hat man sich an diese Marke ja wieder herangepirscht. Der Dow Jones wiederum hat sich beharrlich an die 12.000er Marke geklammert und diese auch weitgehend stabil verteidigt. Interessanter sind da die Konjunkturmeldungen. Diese sind nämlich sehr widersprüchlich.

Aus den USA werden besonders vom Arbeitsmarkt positive Überraschungen immer wieder durch negative egalisiert. Auch im jüngsten Beige Book der US-Notenbank Fed war von Optimismus nur zwischen den Zeilen zu lesen. Daneben belastet eine aus dem Ruder laufende Staatsverschuldung die Handlungsfähigkeit der Regierung. Allein im Februar wurde ein Haushaltsdefizit von 222,5 Mrd. Dollar ausgewiesen – ein neuer Rekordwert. Gleichzeitig kündigte Pimco-Chef Bill Gross jüngst den Ausstieg aus den amerikanischen Staatsanleihen an. Alles in allem also keine guten Nachrichten. Der Dollar konnte sich zwar trotz der Meldungen weitgehend behaupten, aber das liegt wohl eher an der weltweit katastrophalen Währungslage, denn an einer Stärke des Greenback. Die Devisenanleger schauen zudem derzeit eher auf den Yen und da verliert der Dollar etwas an Beachtung. Ein Schmankerl an dieser Stelle ist die Nachricht aus dem US-Bundesstaat Utah, dass man Gold- und Silbermünzen wieder als offizielle Zahlungsmittel zugelassen hat. Und zwar nicht zum Nennwert der Münzen, sondern zum tatsächlichen Wert des Edelmetalls. Zwar kann man daraus noch längst keinen allgemeinen Trend zurück zur Edelmetalldeckung ableiten, dennoch ist es ein Warnsignal an die Gelddrucker. Gold und Silber erreichen derweil im Rücken dieser Meldungen neue Hochs.

In Europa wiederum schaut man dieser Tage verstört auf die Euro-Schuldenkrise. Zwar machte die Politik die Anleger über lange Zeit Glauben alles im Griff zu haben. Dass dies nicht der Fall ist, zeigten zuletzt die Rating-Entwicklungen Portugals, aber auch Spaniens. Der erhöhte Rettungsschirm dürfte für das angeschlagene Portugal noch reichen, aber dann? Inzwischen werden bereits aus den unterschiedlichsten Ländern kritische Stimmen laut, dass es doch nicht ewig so weiter gehen könne. Ein Land steht kurz vor der Pleite, die Euro-Länder schieben ein Paar künstlich erzeugte Milliarden über den Tisch und das Domino geht weiter.

Dabei kommt das Thema Inflation in den Blickpunkt zurück. Aus Deutschland wurde für Februar ein Anstieg der Verbraucherpreise von 2,1 Prozent gemeldet. Damit hat man das für die EZB relevante Niveau von unter 2,0 Prozent überschritten. Ob allerdings die Notenbank wirklich – wie bereits angekündigt – die Zinsen im April erhöhen wird, ist angesichts der aktuellen Lage wieder deutlich unsicherer geworden. Schließlich würde diese Entscheidung auf Kosten der Krisenstaaten im Süden gehen. Dennoch ist die Zinswende eigentlich unumgänglich – wenn der Euro nicht ganz als stabile Währung aufgegeben werden soll. Durch die Dollar-Geldschwemme bleibt auch so genügend Inflationsdruck im Markt. Man sieht es derzeit an den Rohstoffpreisen. Besonders beim Ölpreis. Neben den Umbrüchen in Nordafrika und Arabien sorgt vor allem die große Menge an Kapital für steigende Preise.

[ad#Google Adsense XL-rechts]Dies ist auch mit einer der Gründe, warum ich die große Korrektur auf absehbare Zeit nicht erwarte. Es ist schlicht zu viel Geld auf dem Markt, welches angelegt werden muss. Von daher sind Abwärtsbewegungen nur von kurzer Dauer. Das Ganze trifft den kompletten Bereich der Sachwerte vor allem Rohstoffe, insb. auch Gold, vor allem aber auch Aktien. Während die Immobilienpreise immer mehr steigen und dennoch nicht die zu erwartenden Renditen abwerfen, sieht es bei Aktien noch deutlich positiver aus. Gefragt werden dabei vor allem global aufgestellte und gut finanzierte Konzerne sein. Aus Deutschland muss man dabei unweigerlich an BASF, Linde und Siemens denken. Daneben bleiben auch die drei großen deutschen Autobauer gefragt. Egal ob VW, BMW oder Daimler – jeder hat seine spezifischen Vor- und Nachteile. Dennoch gelten sie weltweit als die Top-Hersteller. Weiterhin die Finger weglassen sollte man von Finanztiteln – egal ob Bank oder Versicherer – beide Branchen stehen angesichts der Unsicherheit in Sachen Währung und Staatsanleihen zu sehr unter Druck. Bei den Erst- und Rückversicherern wie Allianz oder Münchener Rück kommen zudem noch Großschadenereignisse wie in Neuseeland oder Japan erschwerend hinzu. Auch in der zweiten Reihe gibt es daneben noch unzählige Hidden Champions. Besonders der Industriesektor bietet hier zahllose Investmentchancen. Und spekulativ ausgerichtete Anleger schauen inzwischen vermehrt auf den Bausektor in Japan. Auch wenn das angesichts der tausenden Toten zynisch ist, die Börse agiert hier ohne Emotionen.