SAP: Was kommt nach dem erneuten Schock?

Nemetsche
(Bildquelle: Pressefoto © Norbert Steinhauser/SAP SE)

Die Corona-Pandemie setzt SAP (WKN: 716460 / ISIN: DE0007164600) noch stärker zu als bislang befürchtet wurde. Da die Nachfrage wegen neuer Beschränkungen zuletzt verhaltener ausfiel als gedacht, rechnet der Vorstand nun mit weniger Umsatz in diesem Jahr. Auch der operative Gewinn dürfte nicht mehr so hoch ausfallen wie zuletzt geplant.

Prognose erneut gekappt

Der wertvollste DAX-Konzern kappt wegen der Corona-Krise damit bereits zum zweiten Mal im laufenden Jahr die Prognose für 2020 und kann nun auch die mittelfristigen Ziele nicht mehr halten. Das Software-Unternehmen prognostiziert für 2020 nun ein währungsbereinigtes Betriebsergebnis zwischen 8,1 und 8,5 Mrd. Euro (Vorjahr: 8,2 Mrd. Euro). Bisher wurde ein Betriebsgewinn zwischen 8,1 und 8,7 Mrd. Euro in Aussicht gestellt.

Schwache Nachfrage

Beim Umsatz wird nun mit einer Spanne zwischen 27,2 und 27,8 Mrd. Euro gerechnet statt der zuvor erwarteten 27,8 bis 28,5 Mrd. Euro (2019: 27,6 Mrd. Euro). Die nach unten revidierte Prognose begründete SAP damit, dass sich die Nachfrage weniger gut als erwartet entwickelt hat. Inzwischen geht SAP davon aus, dass sich die Corona-Pandemie voraussichtlich mindestens bis zur ersten Jahreshälfte 2021 negativ auswirken wird.

Besserung ab 2023

Außerdem wird als Folge des beschleunigten Umstiegs in die Cloud erwartet, dass die Software-Lizenzumsätze in den nächsten Jahren gegenüber dem Niveau von 2020 rückläufig sein werden. Deshalb dürfte der Umsatzwachstum verhalten ausfallen und das Betriebsergebnis dürfte in den nächsten zwei Jahren auch stagnieren oder etwas geringer sein, wie in der entsprechenden Unternehmensmeldung erklärt wurde. Ab dem Jahr 2023 wird aber wieder mit einem beschleunigten Wachstum der Umsatzerlöse und einem zweistelligen Wachstum beim Betriebsergebnis gerechnet.

Umsatzrückgang

Auch in den Geschäftszahlen zum dritten Quartal zeigte sich, wie stark SAP von der Corona-Krise getroffen wurde. So gingen die Umsatzerlöse auf Jahressicht um vier Prozent auf 6,5 Mrd. Euro zurück. Beim Nettogewinn wurde dagegen ein Plus von 31 Prozent auf 1,7 Mrd. Euro verbucht. Dafür sorgten vor allem Bewertungseffekte bei der Beteiligungstochter Sapphire Ventures, die vorwiegend Kapital in Start-Ups investiert.

Stärkerer Fokus auf die Cloud

SAP zeigte sich zuversichtlich, weiterhin ein Wachstumsunternehmen zu bleiben. Mit Investitionen in Höhe eines mittleren dreistelligen Millionenbetrages will das Unternehmen in den kommenden beiden Jahren noch stärker auf das Wachstum mit Software über das Internet setzen. Nun sollen vor allem bestehende Kunden der SAP-Kernsoftware zur Unternehmenssteuerung hin zu Cloud-Angeboten bewegt werden.

Wie SAP am Sonntagabend mitteilte, wird der schnellere Umstieg auf Kunden auf solche Programme das bisher in Aussicht gestellte Wachstum der bereinigten operativen Marge (bereinigtes EBIT) auf rund 34 Prozent bis zum Jahr 2023 voraussichtlich deutlich hemmen. Den Strategiewechsel hin zu mehr Wachstumsinvestitionen verteidigte der SAP-Vorstandschef Christian Klein aber als notwendigen Schritt.

Wendepunkt

„Aufgrund der Corona-Krise befinden sich unsere Kunden an einem Wendepunkt. Für Unternehmen ist der Umstieg in die Cloud, verbunden mit einer echten Neuausrichtung ihres Geschäfts, unerlässlich geworden. Denn nur so können sie widerstandsfähiger werden und die Voraussetzungen dafür schaffen, dass sie gestärkt aus der Krise hervorgehen können. Gemeinsam mit unseren Kunden und Partnern werden wir Innovationen entwickeln und Unternehmen neue Möglichkeiten für die Abwicklung von Geschäftsprozessen in einer digitalen Welt bieten. Die SAP wird ihr Wachstum in der Cloud auf über 22 Mrd. Euro im Jahr 2025 steigern und den Anteil der besser planbaren Umsätze auf etwa 85 Prozent ausbauen“, erklärte Klein.

SAP-Aktie unter Beschuss

Der nach unten revidierte Geschäftsausblick sorgte bei der SAP-Aktie am Montag zwischenzeitlich für einen scharfen Kurseinbruch von über 20 Prozent. Doch die langfristige Börsenhistorie von SAP zeigt, dass sich vorübergehende Korrekturen immer wieder als günstige Einstiegsgelegenheiten erwiesen haben, woraufhin die Aktie neue Kurs-Rallyes startete.

Die Chance zum günstigen Einstieg?

Allein in den vergangenen zehn Jahren verzeichnete die SAP-Aktie deshalb trotz des jüngsten Kurseinbruchs einen Kursgewinn von im Schnitt elf Prozent pro Jahr und gehört damit zu den erfolgreichsten Titeln im DAX. Gut möglich ist deshalb, dass die SAP-Aktie auch diesmal gestärkt aus den aktuellen Kurs-Turbulenzen hervorgeht.

Anleger, die auf eine Fortsetzung des langfristigen Aufwärtstrends bei SAP überzeugt sind, können mit einem Hebelprodukt (WKN: MF0YK8 / ISIN: DE000MF0YK80) überproportional von Kurssteigerungen profitieren. Skeptiker haben Gelegenheit, mit einem entsprechenden Short-Produkt (WKN: MA26HL / ISIN: DE000MA26HL7) auf fallende Kurse der SAP-Aktie zu setzen.

Bildquelle: Pressefoto © Norbert Steinhauser/SAP SE