K+S: Am Ende des Tunnels keimt Hoffnung

Bildquelle: Pressebild K+S

Stark fallende Kalipreise machten der K+S AG (WKN KSAG88) zuletzt schwer zu schaffen. Allmählich zeichnet sich eine Besserung sowohl bei den Geschäften als auch beim Aktienkurs ab.

Der Agrarwissenschaftler Carl Sprengel machte vor knapp 200 Jahren eine bahnbrechende Entdeckung. Er stellte fest, dass Mineralien neben Sonnenlicht und Wasser für das Wachstum einer Pflanze von zentraler Bedeutung sind. 1828 identifizierte Sprengel zwölf wesentliche Nährstoffe. Dazu zählen Kalium, Magnesium, Stickstoff und Calcium. Mit ihren Wurzeln kann die Pflanze diese aus dem Boden absorbieren. Sprengel gilt als ein Wegbereiter der modernen Landwirtschaft. Schließlich stand die Menschheit schon zur Zeit der Industrialisierung vor der Herausforderung, die wachsende Bevölkerung mit ausreichend Nahrungsmitteln zu versorgen. Bis heute hat diese Frage nichts an Brisanz eingebüßt.

Traditionsreicher DAX®-Konzern
Schon kurz nach Sprengels Entdeckungen entstanden in Deutschland erste Düngemittelfabriken. 1889 wurde in Goslar die Aktiengesellschaft für Bergbau und Tiefbohrung gegründet. Aus dieser ersten Vorläuferin entwickelte sich die heutige K+S (früher Kali und Salz) AG – ein global agierender Konzern, der mehr als 14.000 Menschen beschäftigt und 2013 einen Jahresumsatz von knapp vier Milliarden Euro erwirtschaftete. Mit einem Börsenwert von 4,5 Milliarden Euro zählt die K+S AG zu den 30 Mitgliedern des DAX®. Bis vor knapp einem Jahr schien die Welt des Unternehmens in Ordnung. Doch dann sorgte Konkurrent Uralkali für einen Paukenschlag. Der russische Branchenkrösus trat aus der gemeinsam mit der weißrussischen Belaruskali betriebenen Vertriebsorganisation BPC aus. Damit brach eines von zwei großen Kartellen auseinander. Zusammen mit dem nordamerikanischen Pendant Canpotex dominierte BPC rund 70 Prozent des globalen Düngemittelmarktes. Über stille Absprachen hatten die beiden Bündnisse den Kalipreis auf einem hohen Niveau gehalten. Notfalls nahmen sie dazu einfach große Mengen des Rohstoffs aus dem Markt. Aus dieser Praxis scherte Uralkali aus und kündigte am 30. Juli 2013 an, die eigenen Kapazitäten ohne Rücksicht auf die Preise am Markt anzubieten. „Dieses Datum wird nicht zu Unrecht als schwarzer Dienstag der weltweiten Kali-Industrie bezeichnet“, meint Norbert Steiner, Vorstandschef der K+S AG. Obwohl das deutsche Unternehmen keinem der beiden Kartelle angehört, hatte der Vorstoß von Uralkali dramatische Folgen: Innerhalb weniger Tage brach der Aktienkurs um mehr als 40 Prozent ein. Operativ war die K+S AG plötzlich einem immensen Preisverfall bei Kali- und Magnesiumprodukten ausgesetzt. Im Überseegeschäft erzielten die Kasseler im vergangenen Jahr pro Tonne durchschnittlich 373,3 US-Dollar – knapp 15 Prozent weniger als 2012. Gleichzeitig gab das abgesetzte Volumen um 4,3 Prozent auf 3,29 Millionen Tonnen nach. Zwar konnte das Unternehmen diese Schwäche mit einem steigenden Absatz und relativ stabilen Preisen in Europa nahezu kompensieren. Dennoch musste die Sparte Kali- und Magnesiumprodukte beim Ergebnis vor Zinsen und Steuern (EBIT) 2013 einen Rückgang von 28 Prozent auf 553 Millionen Euro hinnehmen.

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Salzgeschäft floriert
Im zweiten Geschäftsbereich verbuchte die K+S AG dagegen 2013 einen Gewinnsprung. Operativ verdiente die Salzsparte 118 Millionen Euro und damit 90 Prozent mehr als im Jahr zuvor. Die Steigerung war vor allem auf einen deutlich erhöhten Absatz von Auftausalzen in Europa zurückzuführen. Außerdem bietet die Sparte Speise-, Gewerbe- und Industriesalze an. Die K+S AG taxiert das jährliche Produktionsvolumen auf rund 30 Millionen Tonnen und bezeichnet sich als den weltweit größten Anbieter von Salzprodukten. Der Gesamtkonzern befindet sich nichtsdestotrotz in einer schwierigen Lage. Insgesamt brach das operative Ergebnis im vergangenen Jahr um 18 Prozent auf 656 Millionen Euro ein. Vorerst sieht Norbert Steiner kaum Besserung. „Wenn 2013 herausfordernd war, dann wird 2014 wohl noch herausfordernder“, kommentierte er bei der Bilanzpressekonferenz die Aussichten. Schließlich konnte das Unternehmen in der ersten Hälfte der vergangenen Geschäftsperiode noch relativ hohe Preise durchsetzen. Im laufenden Jahr schlägt die Erosion voll durch. Da im Bergbau generell sehr hohe Fixkosten anfallen, sind die Absatzpreise für die Profitabilität von zentraler Bedeutung. Vor diesem Hintergrund überrascht die Prognose des Managements nicht. Bei einem moderaten Umsatzrückgang rechnet Steiner mit einem deutlich fallenden EBIT. Die Aktionäre bekommen die Probleme nicht nur über die Kurskorrektur zu spüren. Auch bei der Dividende für 2013 mussten sie Abstriche machen. Das Management begründet die Kürzung von mehr als 80 Prozent auch mit den anstehenden Investitionen. Im Mittelpunkt steht das Projekt „Legacy“. In der kanadischen Provinz Saskatchewan möchte die K+S AG im Sommer 2016 ein Kaliwerk in Betrieb nehmen. Dann wäre das Unternehmen nach eigenen Angaben der einzige Produzent mit großen eigenen Produktionsstandorten auf zwei Kontinenten. Nicht zuletzt wegen eines im Vergleich zu den deutschen Abbaustätten höheren Kaliumoxidgehalts verspricht sich der Vorstand von dem Projekt sinkende Kosten und eine steigende Wettbewerbsfähigkeit. Während es sich hier um Zukunftsmusik handelt, hellte sich das Umfeld kurzfristig auf. Anfang des Jahres zeichnete sich laut K+S AG eine Bodenbildung bei den Kalipreisen ab. Ein Eindruck, den Uralkali im April bestätigte. Die Russen erwarten im laufenden Jahr eine globale Kalinachfrage von 56 bis 58 Millionen Tonnen. Das Marktvolumen lag 2013 bei 53 bis 54 Millionen Tonnen. Nach eigenen Angaben ist es Uralkali durch den Austritt aus BPC gelungen, den eigenen Marktanteil auf das frühere Niveau von 23 Prozent zu erhöhen. Nach Ansicht von Martin Rödiger, Aktienanalyst bei Kepler Cheuvreux, ist die Umsatzmaximierung damit nicht mehr vorrangiges Ziel des russischen Unternehmens. „Die eigentliche Priorität gilt der Schaffung von Shareholder-Value“, meint er. In einer Studie vom 11. April 2014 verweist der Experte zudem auf die knappe Versorgung des europäischen Marktes für gekörntes Kali. Einige Anbieter seien bereits ausverkauft. Nicht nur auf dem alten Kontinent, auch in Südostasien erwartet Rödiger steigende Preise. Vor diesem Hintergrund ist er der Meinung, dass der Markt den 2014 im Düngemittelsegment möglichen Gewinn unterschätzt. Kepler Cheuvreux stuft die Aktie nicht zuletzt deswegen mit „Kaufen“ ein und taxiert das Kursziel auf 27 Euro.

Volatilität peppt Konditionen
Möglicherweise schreckt so mancher Anleger wegen der starken Schwankungen vor einem Direktinvestment zurück. Die Aktie der K+S AG zählt zu den DAX®-Mitgliedern mit der höchsten impliziten Volatilität. Dabei handelt es sich um eine Kennzahl für die Häufigkeit und Intensität von Preisschwankungen eines Wertpapiers, welche auf der Grundlage von prognostizierten Preisen errechnet wird. Als Alternative zum Aktienkauf könnten Discount-Zertifikate interessant sein. Bei diesen Produkten spielt die Kursschwankungsbreite eine wichtige Rolle. De facto tritt der Anleger als Verkäufer von impliziter Volatilität auf. Beispielsweise räumt ein Discount-Zertifikat einen Discount (Preisabschlag) auf den Aktienkurs ein. Im Gegenzug nimmt das Zertifikat nur bis zum Höchstbetrag an Kursgewinnen des Basiswertes teil. Notiert die K+S AG am letzten Bewertungstag auf oder über dem Cap (obere Kursgrenze), erhalten Anleger den maximalen Rückzahlungsbetrag. Alternativ liefert der Emittent (Herausgeber des Wertpapiers) je Zertifikat eine Aktie. In diesem Fall rutscht das Investment in den Verlustbereich, sobald die Aktie der K+S AG den Discount aufbraucht und am letzten Bewertungstag unterhalb des beim Kauf des Zertifikats bezahlten Preises notiert. Auf in etwa stabile Kurse ist auch eine Aktienanleihe auf die K+S AG ausgerichtet. Unabhängig von der Wertentwicklung der Aktie, erhält der Anleger hier eine Zinszahlung, bezogen auf den Nennbetrag. Derweil ist die Tilgung an den Kursverlauf der K+S AG gekoppelt. Schließt sie am letzten Bewertungstag auf oder über dem Basispreis, erhalten Anleger den Nennbetrag. Andernfalls ist die Lieferung von Aktien vorgesehen. Der Anleger wäre in diesem Szenario einem Verlustrisiko ausgesetzt.

Ein wichtiger Hinweis zum Schluss: Strukturierte Produkte sind Inhaberschuld¬verschreibungen des Emittenten. Bei Insolvenz, das heißt Überschuldung oder Zahlungsunfähigkeit des Emittenten, kann es zu Verlusten bis hin zum Totalverlust kommen.

Quelle: onemarkets Magazin HypoVereinsbank, Juni 2014.

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