Amazon nimmt Milliardenmarkt ins Visier: Neuer Gegenwind für Shop Apotheke Europe, Zur Rose & Co.

Bildquelle: Pressefoto Amazon

Der weltweit führende Online-Versandhändler Amazon (WKN: 906866 / ISIN: US0231351067) will den Expansionskurs konsequent fortsetzen und will dazu jetzt mit einem eigenen Medikamentenhandel die Gesundheitsbranche aufmischen. Am Dienstag hat der US-Konzern den Start einer eigenen Online-Apotheke in den USA angekündigt.

Amazon will Online-Apotheken das Fürchten lehren

Mit dem neuen Versandangebot „Amazon Pharmacy“ für verschreibungspflichtige Medikamente will Amazon schon bald den etablierten Online-Apotheken das Fürchten lehren. Das von Jeff Bezos geführte Unternehmen bietet beim Kauf von Medikamenten über die Website oder die App dazu auch Preisvergleiche an.
Außerdem können Kunden zwischen einer Zuzahlungsoption für Versicherte und einem für Prime-Mitglieder rabattierten Angebot wählen, wenn die Medikamente privat ohne Versicherung bezahlt werden sollen. Amazon kündigte zudem an, dass keine Medikamente versendet werden sollen, die missbraucht werden könnten, einschließlich vieler Opioide.

Übernahme von PillPack

Die Nachricht zum Start der eigenen Online-Apotheke kommt nicht ganz überraschend. Bereits im Jahr 2018 hatte Amazon die Online-Apotheke PillPack übernommen und sich in den vergangenen zwei Jahren mehr staatliche Lizenzen für den Versand von ärztlichen Verordnungen in den Vereinigten Staaten gesichert.

Schnell wachsender Milliardenmarkt

Mit dem Angebot stößt Amazon genau in einen Milliardenmarkt, der dank der Corona-Krise derzeit noch schneller wächst als ohnehin vorhergesagt wurde. Und die Chancen stehen bestens, dass der Internet-Gigant es auch diesmal schafft, einen großen Achtungserfolg zu erzielen. Denn wo immer Amazon bisher in einen neuen Markt eingetreten ist, gelang es, durch geschickte Kombination von Angeboten und der intelligenten Auswertung von Kundendaten schnell große Marktanteile zu erobern.

Der Umsatz der Anbieter für verschreibungspflichtige Medikamente dürfte Schätzungen zufolge bei über 900 Mrd. US-Dollar jährlich liegen, Tendenz steigend. Wenn Amazon es schafft, nur einen Bruchteil dieses Megamarktes zu gewinnen, könnte sich das Unternehmen damit ein neues Geschäftsstandbein aufbauen.

Amazon-Aktie im Aufwärtstrend

Für die Aktie von Amazon eröffnet sich damit weiteres starkes Gewinnpotenzial. Dank des wegen der Pandemie boomenden Online-Handels legten die Papiere zwischen Januar und September zeitweise um über 80 Prozent zu, womit am 2. September ein neues Rekordhoch bei 2.993 Euro markiert wurde. Nach dem Höhenflug folgte eine Konsolidierung, im Zuge der die Aktie bis Mitte November wieder in den Bereich der 2.600er-Marke zurücksetzte. Der übergeordnete Aufwärtstrend ist hier aber weiter intakt. Die wieder niedrigeren Kurse könnten sich deshalb als günstige Einstiegsgelegenheit erweisen.

Konkurrenten unter Druck

Wie ernst Anleger den Vorstoß von Amazon im Gesundheitsbereich nehmen, zeigte sich beispielsweise an den jüngsten scharfen Kurseinbrüchen am Dienstag bei den amerikanischen Pharmazieketten Walgreens (WKN: A12HJF / ISIN: US9314271084), CVS Health (WKN: 859034 / ISIN: US1266501006) und Rite Aid (WKN: A2PHDV / ISIN: US7677548726).

Auch in Europa war von der Sorge etwas zu spüren. Die Aktie von Shop Apotheke Europe (WKN: A2AR94 / ISIN: NL0012044747) gab am Dienstag kräftig nach, um vorübergehend zwölf Prozent, konnte sich im Anschluss aber stabilisieren. Die DocMorris-Mutter Zur Rose (WKN: A0Q6J0 / ISIN: CH0042615283) musste ebenfalls Kursverluste verzeichnen. Dennoch ist die Lage in Europa eine andere. Rabattschlachten für verschreibungspflichtige Medikamente wird es zumindest in Deutschland nicht geben. Online-Apotheken dürfen nach einem Gesetzesbeschluss des Bundestags Rabatte nicht mehr weitergeben. Daher ist zumindest der deutsche Markt deutlich weniger für Amazon attraktiv.

Shop Apotheke Europe mit kräftigem Aufholpotenzial

Trotz des jüngsten Kurseinbruchs zeigen die Kurspfeile für die niederländische Online-Apotheke aber weiterhin nach oben, denn die Aktie (aktuell: 129,40 Euro) notiert nach wie vor deutlich über der 200-Tage-Linie (106 Euro) und damit im Aufwärtstrend. Sobald die Aktie wieder den Vorwärtsgang einlegt, stellt sich das nächste Kursziel auf das Rekordhoch vom Oktober bei 168,60 Euro. Das würde ein Aufholpotenzial von aktuell rund 30 Prozent bedeuten.

Die Chancen für eine neue Kurs-Rallye bei Shop Apotheke Europe stehen trotz des neuen Konkurrenten Amazon gut, denn operativ ist der Konzern weiterhin auf Kurs. Das zeigte sich zuletzt an den Geschäftszahlen zum dritten Quartal. Hier wurde ein kräftiges Umsatzplus von 40 Prozent verzeichnet, da es dem Unternehmen gelang, immer mehr Kunden zu gewinnen. Dieser Trend dürfte sich vorerst weiter fortsetzen.

Anleger, die von der anhaltenden Stärke der Apotheken-Aktie Shop Apotheke Europe überzeugt sind, können mit einem Mini-Future Long (WKN: MC9FQR / ISIN: DE000MC9FQR1) gehebelt von Kurssteigerungen profitieren.

Ebenfalls aussichtsreich ist ein Investment in das Strategie-Zertifikat auf den E-Commerce-Index (WKN: VA6U9B / ISIN: DE000VA6U9B9). Dieser Index bildet die Wertentwicklung von 28 Aktien aus der boomenden Online-Handelsbranche ab. Dazu zählen neben Amazon beispielsweise auch die Aktien von Delivery Hero, FedEx und Zalando.

Bildquelle: markteinblicke.de