Tesla: Vorsprung uneinholbar?

Bildquelle: Pressefoto Tesla

Trotz der jüngsten Erfolge gibt es immer noch einige Kritiker, die den Elektroautopionier Tesla (WKN: A1CX3T / ISIN: US88160R1014) für eine große Luftnummer halten. Befürworter entgegnen, dass diese die Innovationskraft des Unternehmens und das Genie von Konzernchef Elon Musk gar nicht verstehen würden. Damit bleiben auch in Zukunft kontroverse Diskussionen garantiert.

Elon Musk, Tesla-Chef und Mitgründer des kalifornischen Elektrowagenbauers, eckt gerne an und provoziert, wo es nur geht. Vor allem, wenn er sich selbst zu Unrecht kritisiert sieht. Seinen größten Kritikern zeigt er besonders gerne den Stinkefinger. Und davon gibt es eine ganze Menge. So genannte Short-Seller gehören dazu. Diese wetten auf einen Kursverfall von Aktien, in diesem Fall der Tesla-Anteilsscheine, indem sie sich diese bei Banken oder anderen Finanzmarktteilnehmern leihen und sie anschließend verkaufen.

Wenn der Zeitpunkt gekommen ist, die geliehenen Aktien zurückzugeben, hoffen sie, dass der Kurs in der Zwischenzeit gefallen ist und sie die benötigten Papiere für die Rückgabe an ihre Besitzer zu einem niedrigeren Preis kaufen können. Die Differenz wird als Gewinn eingestrichen.

Eine schlechte Wette?

Seit Jahren gehört die Tesla-Aktie zu den beliebtesten US-Aktien unter Short-Sellern. Allerdings stellte sich zuletzt immer mehr die Frage, ob sich die Tesla-Short-Seller nicht vielleicht doch verrechnet haben. Sie setzen darauf, dass der steile Kursanstieg der Tesla-Aktie nicht nachhaltig ist und die Notierungen irgendwann einbrechen werden. Vor allem, wenn die anderen Automobilkonzerne den Markt eines Tages mit ihren Elektroautos fluten sollten.

So weit ist es jedoch noch lange nicht. Zumal es ja noch zu bedenken gilt, dass Tesla in der Zwischenzeit keine Däumchen drehen wird, sondern ebenfalls kräftig in neue Technologien investieren dürfte. Tesla-Short-Seller gehen jedoch davon aus, dass die Konkurrenz Tesla bald überholen sollte. Darüber hinaus hat die Tesla-Aktie sehr luftige Höhen erreicht. Eine deutliche Korrektur scheint in den Augen der Short-Seller daher überfällig zu sein.

Laut Morningstar-Daten wurden Ende November noch 46,5 Millionen Tesla-Aktien „geshortet“. Insgesamt befanden sich zu diesem Zeitpunkt 759,5 Millionen Anteile in Streubesitz (Gesamtzahl der Aktien nach dem Aktiensplit: 947,9 Millionen), so dass der Anteil der Shorts am Streubesitz bei 6,12 Prozent lag. Gleichzeitig machten die Shorts zu diesem Zeitpunkt eine Marktkapitalisierung von knapp 28,9 Mrd. US-Dollar aus.

Dies machte Tesla wertmäßig zur weltweiten Nummer eins unter den Shorts überhaupt. Gleichzeitig befand sich die Tesla-Aktie auf einem unglaublichen Aufstiegskurs. Innerhalb eines Jahres liegt das Kursplus bei etwa 750 Prozent. Dies dürfte einige Short-Seller dann doch ins Grübeln gebracht haben.

The Big Shorts

Der fantastische Kursanstieg der Tesla-Aktie bot Elon Musk eine perfekte Gelegenheit, bei allen Short-Sellern, den Finger in die Wunde zu legen. Schließlich hatten einige von ihnen im Laufe der Kursrallye der Tesla-Aktie sehr hohe Verluste einfahren müssen. Tesla hatte sich für diese Gelegenheit etwas ganz Besonderes einfallen lassen. So gab es in diesem Sommer auf der Internetseite des Unternehmens rote Satin-Unterhosen zu kaufen.

Diese „Short Shorts“ genannten Unterhosen waren schnell vergriffen. Auf ihnen sind ist das goldene Tesla-Logo und die aus den Modellen des Autobauers zusammengesetzte Aufschrift „S3XY“ zu finden. Besonders interessant ist jedoch der Preis einer Unterhose von 69,420 US-Dollar. Dieser ist ein Hinweis darauf, dass Elon Musk im Jahr 2018 über ein Tesla-Delisting zu 420 US-Dollar je Aktie (vor dem 1 zu 5 Aktiensplit) spekuliert hatte, was ihm letztlich viel Ärger mit der Börsenaufsicht SEC einbrachte

Ihm passte es nicht, dass die Tesla-Geschäftsergebnisse ständig seziert wurden und die Kritik an der mangelnden Profitabilität des Unternehmens nicht verstummen wollte. Als nicht-börsennotiertes Unternehmen hätte er sich deutlich besser auf Zukunftsinvestitionen konzentrieren können. Am 7. August 2018 twitterte Musk, Tesla von der Börse nehmen zu wollen. Damit löste er einen wahren Sturm aus.

Mit 420 US-Dollar würde der Preis ebenfalls feststehen. Außerdem sei die Finanzierung gesichert gewesen. Im Nachhinein wissen wir, dass die Finanzierung alles andere als gesichert war und Musk diesen Tweet wohl nur abgesetzt hatte, um die zu diesem Zeitpunkt schwächelnde Tesla-Aktie vor einem weiteren Absturz zu bewahren.

Verärgerte Short-Seller zogen vor Gericht. Sie fühlten sich betrogen, da sie schon damals auf fallende Kurse des Autobauers gewettet hatten. Musks Tweet machte ihnen jedoch einen Strich durch die Rechnung, indem er kurzfristig für deutliche Kursgewinne der Tesla-Aktie sorgte. Schließlich lag der von Musk gehandelte Preis von 420 US-Dollar deutlich über dem damaligen Aktienkurs.

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Der Erfolg gibt Elon Musk recht

Diese Ereignisse riefen die SEC auf den Plan. Die SEC klagte Musk sogar wegen möglichen Wertpapierbetrugs an. Die Behörde warf ihm vor, über Twitter falsche und irreführende Angaben gemacht zu haben. Die Börsenaufsicht drängte sogar darauf, Musk die Tätigkeit als Vorstand, nicht nur bei Tesla, sondern allen in börsennotierten Unternehmen zu verbieten und sprach ihm die Eignung als verantwortungsvoller Unternehmer ab.

Tesla ohne Musk kann man sich gar nicht vorstellen. Diese Möglichkeit wäre jedoch eingetreten, wenn die SEC ihre Maximalforderungen durchgesetzt hätte. Die Sache ging allerdings wesentlich glimpflicher für Musk aus. Er muss sich lediglich seine Tweets zum Unternehmen intern absegnen lassen. Und heute scheint Musk fester im Sattel zu sitzen als jemals zuvor.

Dies ist umso überraschender, da er sich neben der Posse um das mutmaßliche Tesla-Delisting und den Ärger mit der SEC im Laufe der Jahre einige weitere fragwürdige Dinge erlaubt hatte. Im Frühjahr 2018 nahm er die Sorgen einiger Börsianer vor einer Tesla-Pleite auf die Schippe. Auf dem Kurznachrichtendienst Twitter hieß es, dass Tesla „komplett und total pleite“ sei.

Der Aussage sollte ein Bild Nachdruck verleihen, auf dem sich Musk vorgeblich betrunken und unrasiert an ein „Model 3“ gelehnt zeigte. Am Aktienmarkt kam dieser Scherz gar nicht gut an. In einer Internet-Talkshow zog er später an einem Marihuana-Joint, was bei Investoren ebenfalls keinen besonders großen Anklang fand.

Zumal die Zahl 420, die im Zuge des mutmaßlichen Tesla-Delistings auftauchte, in der Cannabis-Kultur sehr gebräuchlich ist. Unter Investoren konnten bereits einige leise Stimmen vernommen werden, ob denn Tesla nicht doch ohne Musk besser dran wäre. Solche „Lappalien“ können eingefleischte Fans jedoch nicht erschüttern. Und bisher scheint der Erfolg Teslas Musk in allem, was er tut, zu bestätigen.



Visionär Elon Musk

Sein Studium schloss Elon Musk an der University of Pennsylvania in Philadelphia mit einem Bachelor in Physik ab. Außerdem erhielt er einen Bachelor von der renommierten Wharton School, der Business School der University of Pennsylvania, in Volkswirtschaftslehre. Musk wuchs jedoch nicht in den USA auf.

Geboren wurde er in Pretoria, der Hauptstadt von Südafrika. Mit 17 Jahren wanderte er nach Kanada aus, um dem Wehrdienst in Südafrika zu entgehen. Zu dieser Zeit herrschte dort noch das Apartheidsregime. Sein Weg schien frühzeitig vorgezeichnet zu sein. Schon als Kind beschäftigte er sich mit Programmiersprachen.

Mit zwölf Jahren entwickelte er das Videospiel „Blastar“ und verkaufte es für 500 US-Dollar an eine Computerzeitschrift. Später ließ er Modell-Raketen aufsteigen und mischte den Treibstoff selbst. 1995 ging es nach Palo Alto im Silicon Valley. In Kalifornien wollte Musk ursprünglich Physik an der Eliteschmiede Stanford studieren. Dazu kam es nicht. Er verwarf diesen Plan nach nur zwei Tagen an der Uni.

Stattdessen wollte er ein Unternehmen gründen. Gemeinsam mit seinem Bruder Kimbal ruft er Zip2 ins Leben. Die Firma half Zeitungen dabei, Online-Städtereiseführer zu erstellen. Vier Jahre später, im Zuge des Dotcom-Hypes, kaufte der Computerhersteller Compaq Zip2 für die damalige Rekordsumme von 307 Mio. US-Dollar.

Danach revolutionierte Elon Musk die Art und Weise, wie im Internet bezahlt wird. Sein Unternehmen X.com bot ein Onlinebezahlsystem via E-Mail an. Im Jahr 2000 erfolgte die Fusion mit Confinity, einer Firma, die mit PayPal ihr eigenes Onlinebezahlsystem im Angebot hatte. 2002 war PayPal stolze 1,5 Mrd. US-Dollar wert. Gut für Elon Musk, der zu diesem Zeitpunkt mit knapp 12 Prozent größter Anteilseigner war.

Kurz darauf folgt die Gründung von SpaceX. Das Raumfahrtunternehmen sollte zunächst unbemannte Raumflüge organisieren, Satelliten in den Orbit bringen und die Raumstation ISS versorgen. Ende Mai dieses Jahres war es dann so weit: Das Unternehmen beförderte gemeinsam mit der US-Weltraumbehörde Nasa zwei Astronauten mit einer Raumkapsel zur Internationalen Raumstation ISS.

Das Besondere: Erstmals seit neun Jahren erfolgte ein Flug zur ISS von amerikanischem Boden aus. Außerdem beförderte SpaceX zum ersten Mal nicht nur Fracht, sondern auch Astronauten zur ISS. 2023 soll der japanische Unternehmer und Kunstsammler Yusaku Maezawa der erste private Fluggast sein, der mithilfe von SpaceX den Mond umrunden soll. Das Fernziel ist jedoch der Mars.

Bildquelle: Pressefoto SpaceX

Bereits 2022 soll Ausrüstung zum Mars geschickt werden. 2024 soll dann auch eine bemannte Mars-Mission starten. Das Ziel ist es, unseren Nachbarplaneten zu kolonialisieren. Doch das ist längst nicht alles, womit sich Musk beschäftigt. Hyperloop soll das gesamte Transportwesen revolutionieren. Kapseln sollen in Vakuum-Röhren Menschen und Güter extrem schnell und kosteneffizient befördern.

OpenAI widmet sich wiederum dem Thema Künstliche Intelligenz (AI). Neuralink untersucht die Möglichkeiten, das menschliche Gehirn mit Maschinen zu vernetzen.

Mit The Boring Company (englisch für „das bohrende Unternehmen“ oder „das langweilige Unternehmen“) fing er wiederum an, Tunnel zu graben, um dem dichten Verkehr von Los Angeles zu entfliehen. Später sollen ganze Tunnelsysteme den Verkehr in vielen Städten entlasten. Diese werden Shuttles beherbergen, die die Menschen von A nach B bringen. Außerdem sind zwischen großen Städten Hyperloops unter der Erde angedacht.

Sein berühmtestes Projekt bleibt jedoch der Elektrowagenbauer Tesla, in den er 2004 investierte und schnell zur prägenden Figur des Unternehmens aufstieg. Im Jahr 2016 übernahm Tesla den von zwei von Musks Cousins gegründeten Spezialisten für Solarstromanlagen, SolarCity. Dieser sollte das Tesla-Angebot abrunden.

Die Idee ist ganz einfach. Während die Solarpanele auf dem Hausdach die Sonnenenergie einfangen und in Strom umwandeln wird diese vom Tesla-Energiespeichersystem Powerwall auch für die Zeit nutzbar gemacht, wenn die Sonne einmal nicht scheint. An das System sind auch SolarCity-Ladestationen für Tesla-Elektroautos angeschlossen.

Auf diese Weise deckt Tesla die gesamte Wertschöpfung ab, wenn es darum geht, Elektrofahrzeuge mithilfe von Ökostrom anzutreiben und die Mobilität in eine emissionsfreie Zukunft zu überführen. Dies ist nur ein Grund, warum Elon Musk von Vielen als Visionär gefeiert wird.



„Kein Ruhm beim Geldverlieren“

Die Kursperformance der Tesla-Aktie zeigt, dass es nicht nur Short-Seller und Kritiker von Tesla sowie Unternehmenschef Elon Musk gibt. Vielmehr sind viele Tesla-Fans davon überzeugt, dass die Kalifornier in der Lage sein werden, im Bereich Elektroautos auch in Zukunft führend zu sein. Der Hype rund um Tesla hat sogar dazu geführt, dass einige überzeugte Short-Seller irgendwann das Handtuch werfen mussten.

Zu den berühmtesten Vertretern gehört Steven Eisman, der einen richtigen Riecher bewiesen und in den Jahren 2007 und 2008 erfolgreich auf einen Absturz des US-Immobilienmarktes gesetzt hatte. Sein Wirken im Vorfeld der damaligen Finanzkrise wurde sogar teilweise in dem Buch „The Big Short“ von Michael Lewis und dem gleichnamigen Film verarbeitet.

Anfang 2020 sagte er in einem Bloomberg-Interview jedoch, dass er seine Tesla-Shortpositionen vor einer ganzen Weile geschlossen habe, nachdem die ersten Tesla-Shorts von ihm im Juli 2018 offengelegt wurden. Zur Begründung hieß es:

„Jeder hat eine Schmerzgrenze. Wenn sich eine Aktie von ihrer Bewertung löst, weil bestimmte dynamische Kurstreiber am Werk sind und kultähnliche Aspekte eine Rolle spielen, muss man es einfach sein lassen.“ Zudem gebe es keinen Ruhm beim Geldverlieren. Während andere Short-Seller am Ball bleiben, hat Tesla natürlich auch sehr viele Anhänger.

Zu den größten „Tesla-Bullen“ gehört Analystin Tasha Keeney von ARK Invest. Der Vermögensverwalter beschäftigt sich vor allem mit sogenannten disruptiven Technologien, die ganze Branchen komplett umkrempeln. Also genau das, was Tesla mit der Automobilindustrie gemacht hat. Keeney ist unter anderem für die Bereiche 3D Druck und Autonomes Fahren zuständig.



 

Die großen Autohersteller haben in den letzten Monaten eine Vielzahl neuer vollelektrisch fahrender Modelle oder Plug-In-Hybride angekündigt. Dies ist auch eine Antwort auf die Marktmacht, die sich Tesla in den vergangenen Jahren im Bereich Elektromobilität erkämpfen konnte. Entsprechend groß die Nachfrage nach Batterien und den dafür benötigten Basismaterialien wie Lithium sein.

Zumal die Nachfrage nach Batterie- und Speicherlösungen nicht nur dank des erwarteten Booms im Bereich Elektromobilität in den kommenden Jahren befeuert werden sollte. Auch der zunehmende Ausbau der Erneuerbaren Energien sorgt dafür, dass immer bessere Speicherlösungen benötigt werden. Bei tragbaren elektronischen Geräten und Elektroautos gelten Lithium-Ionen-Akkus derzeit als die beste Lösung.

Entsprechend könnten sich Unternehmen, die sich mit der Lithiumförderung und -verarbeitung beschäftigen wie der US-Spezialchemiekonzern Albemarle, in Zukunft über gute Geschäfte freuen. Auch Batterieproduzenten wie der chinesische Elektroautobauer und Batterieproduzent BYD sollten von den Marktentwicklungen im Bereich Elektromobilität und Speichertechnologien profitieren.

Neben Tesla sind sie zwei weitere Vertreter des Solactive Battery Energy Storage Performance-Index. Dieser bildet die Entwicklung von vielversprechenden Unternehmen ab, die sich mit der Batterieproduktion oder der Lithiumförderung und -verarbeitung beschäftigen, ab. Anleger partizipieren mittels eines entsprechenden Partizipationszertifikats von Vontobel (WKN: VL53BE / ISIN: DE000VL53BE7) nahezu eins zu eins an potenziellen Kursgewinnen.

Open End Partizipationszertifikat auf den Solactive Battery Energy Storage Performance-Index
WKN VL53BE
ISIN DE000VL53BE7
Emissionstag 4. Dezember 2017
Produkttyp Partizipationszertifikate
Emittent Vontobel
Sitz Zürich, Schweiz
www zertifikate.vontobel.com/DE/Home


Der größte Fan

Gegenüber dem US-Wirtschaftssender CNBC erklärte Keeney bereits Anfang Oktober 2018 die besonders optimistischen Aussichten für Tesla vor allem mit dem Vorsprung, den sich Tesla gegenüber der Konkurrenz in wichtigen Zukunftsmärkten erarbeitet habe.

So sei Tesla der Konkurrenz zu diesem Zeitpunkt im Bereich Batterientechnologie drei Jahre voraus gewesen, auch im Bereich Hardware für das Autonome Fahren hätte der Vorsprung rund drei Jahre betragen, genauso wie in dem immer wichtiger werdenden Bereich Daten für das Autonome Fahren.

Diesen Vorsprung hätte sich Tesla erarbeitet, weil das Unternehmen zum damaligen Zeitpunkt das einzige Unternehmen gewesen sei, das entsprechende Daten aus den Autos seiner Kunden herausgelesen habe. Zwei Jahre später hat sich an der positiven Einschätzung wenig verändert. Sie ist vielmehr noch optimistischer geworden.

Von anderen wird als Kritikpunkt häufig der Umstand angeführt, dass immer mehr große Automobilkonzerne Elektrofahrzeuge und autonom fahrende Autos entwickeln würden. Die zunehmende Konkurrenz sei laut Einschätzung bei ARK Invest jedoch nichts Schlechtes für Tesla. Vielmehr würde auf diese Weise der gesamte Bereich aufgewertet werden.

Als besonders interessant sieht Keeney die Möglichkeit für Tesla an, einen eigenen Ride-Hailing-Dienst wie UBER oder Lyft speziell mit Tesla-Autos zu starten. Ursprünglich wollte Tesla schon in diesem Jahr sogenannte „Robotaxis“ auf die Straßen bringen. Diese könnten dem Besitzer eines Teslas Geld einbringen, wenn dieser sein Fahrzeug gerade nicht benötigt. Und dies ist sehr viel Zeit.

Ein Automobil verbringt steht im Schnitt 95 Prozent seiner Lebensdauer still. Die Fahrzeuge würden autonom zu ihrem Einsatzort fahren und Menschen von A nach B befördern. Als Zwischenschritt dahin könnte Tesla laut Keeney einen eigenen Ride-Hailing-Dienst starten.

Zumal Tesla gegenüber UBER und Lyft mit Kostenvorteilen aufwarten könne und sich die Menschen gerade jetzt in Zeiten von Corona nach Beförderungsmöglichkeiten abseits der öffentlichen Verkehrsmittel sehnen würden.

Auf Apples Spuren

Die positive Einschätzung bei den Tesla-Bullen beruht unter anderem darauf, dass es sich bei Tesla nicht einfach nur um einen traditionellen Automobilkonzern handelt. Wenn also Elon Musk Mal wieder verkünden muss, dass Tesla ein Produktions- oder Absatzziel im Automobilbereich nicht wie vorgesehen erreichen konnte, sollte man dem nicht allzu viel Beachtung schenken.

In den Augen der Tesla-Bullen handelt es sich bei Tesla eher um ein innovatives Technologieunternehmen, das mit allerhand disruptiven Technologien ganze Branchen umkrempelt. In diesem Fall die Bereiche Elektromobilität, das autonome Fahren und mit den „Robotaxis“ irgendwann das gesamte Transportwesen.

Entsprechend vergleichen viele Tesla eher mit großen US-Technologiekonzernen wie Apple, Amazon, der Google-Muttergesellschaft Alphabet, Facebook oder Microsoft und weniger mit traditionellen Automobilkonzernen wie Toyota, Daimler, BMW, Volkswagen, Renault & Co. Offenbar hat man bei Tesla ähnliche Vergleiche angestellt.

Der Elektrowagenbauer wollte es Apple nachmachen. Nachdem der iPhone-Konzern mitten in der Corona-Krise sein bestes Juni-Quartal der Geschichte präsentiert hatte, schoss der Kurs der Apple-Aktie in die Höhe und der Börsenwert des gesamten Konzerns in Richtung 2-Billionen-US-Dollar-Marke.

Der steile Kursanstieg veranlasste das Apple-Management rund um CEO Tim Cook dazu, einen Aktiensplit im Verhältnis 1 zu 4 durchzuführen. Mit Wirkung zum 31. August 2020 wurde ein Aktiensplit im Verhältnis 1 zu 4 durchgeführt.

Bereits am 24. August 2020 wurden Apple-Anteilseignern für jede Aktie zusätzlich drei Papiere in ihre Depots gebucht. Auf diese Weise soll die Apple-Aktie optisch günstig und damit weiterhin für eine breite Masse von Anlegern attraktiv bleiben.

Bei Tesla war man der Ansicht, dass auch der in die Höhe geschossene Aktienkurs der Tesla-Aktie optisch etwas günstiger aussehen sollte. Daher hat der Elektrowagenbauer seinerseits einen Aktiensplit im Verhältnis 1 zu 5 durchgeführt.

Solche Aktiensplits waren vor allem zum Ende der 1990er-Jahre im Zuge der Dotcom-Blase sehr beliebt. Seitdem sind sie etwas aus der Mode geraten, wobei Apple zuletzt mit seinen Splits hervorragend gefahren ist. In den vergangenen Jahren sind börsengehandelte Indexfonds (Exchange Traded Funds, ETFs) wie Pilze aus dem Boden geschossen.

Ihnen und institutionellen Investoren ist es nicht besonders wichtig, ob eine Aktie mehr als 1.000 US-Dollar kostet. Die Beteiligungen institutioneller Investoren bewegen sich ohnehin im Millionen- oder Milliardenbereich, so dass der Preis einer einzigen Aktie unerheblich ist.

Allerdings zeigte sich insbesondere in Zeiten der Corona-Krise, dass auch Privatanleger rege Aktien handeln. Ausdruck davon war der Aufstieg der gebührenfreien US-Trading-App „Robin Hood“. Möglicherweise ein Grund, warum man bei Tesla darauf bedacht war, die Aktie auch für Kleinanaleger handelbar zu halten. Zumal gerade Tesla zusätzlich das unter jungen und technikaffinen Menschen umweltfreundliche Technologien bedient. Der Kurssprung der letzten Monate zeigt, dass dieser Schritt goldrichtig war.

Bildquelle: markteinblicke.de

Neu im S&P 500

Am 1. Juli dieses Jahres wurde die Börsen- und Automobilwelt ein weiteres Mal aufgerüttelt. Der Tesla-Aktienkurs war derart angestiegen, so dass der Konzern an der Börse erstmals eine höhere Marktkapitalisierung aufwies als der japanische Autohersteller Toyota. Damit war Tesla zum wertvollsten Automobilkonzern der Welt aufgestiegen. Wie ungewöhnlich dieser Umstand anmutet, zeigt ein Blick auf die Produktions- und Absatzstatistiken der beiden Unternehmen.

Genauso wie die gesamte Autobranche litt auch Toyota im ersten Halbjahr dieses Jahres unter den wirtschaftlichen Folgen des Coronavirus und staatlichen Lockdown-Maßnahmen. Zwischen Januar und Juni 2020 verkauften die Japaner weltweit 3,77 Millionen Autos der Kernmarke Toyota (ausgenommen Daihatsu und Hino), 21,2 Prozent weniger als noch im ersten Halbjahr des Vorjahres.

In der gleichen Zeit liefen mit 3,31 Millionen Fahrzeugen rund 28,6 Prozent weniger Autos vom Band als im Vorjahr. Tesla produzierte dagegen zwischen Januar und Juni 2020 gerade einmal 184.944 Autos, während 179.387 Fahrzeuge an Kunden ausgeliefert werden konnten.

Es ist jedoch nicht nur Teslas geringe Größe im Vergleich zu Branchenkonkurrenten im Hinblick auf das Hauptgeschäft – das Verkaufen von Autos – das Kritiker bemängeln. Im zweiten Quartal 2020 gelang Tesla Historisches.

Erstmals in der Unternehmensgeschichte konnte das Unternehmen vier Quartale in Folge mit einem Gewinn abschließen. Im dritten Quartal 2019 lag das Plus bei 143 Mio. US-Dollar, im Schlussquartal des Vorjahres bei 105 Mio. US-Dollar, im ersten Quartal 2020 bei 16 Mio. US-Dollar und im Juni-Quartal 2020 bei 104 Mio. US-Dollar.

Alles wahrlich keine sehr beeindruckenden Kennzahlen, jedoch qualifizierten sie Tesla für eine Aufnahme in den S&P 500-Index. Neben der Tatsache, dass Tesla gerade so profitabel arbeitet wird an einigen Stellen die Art und Weise, wie Tesla dies bewerkstelligt, kritisiert.

Die Sache mit den ZEVs

Sogenannte regulatory credits wie die zero-emission vehicle (ZEV) credits sind zu einem wichtigen Gewinnbringer Teslas geworden. Kalifornien und einige andere US-Bundesstaaten schreiben Autoherstellern beim Verkauf einen bestimmten Anteil von reinen Elektro- oder Plug-In-Hybid-Fahrzeugen vor.

Andernfalls dürften sie überhaupt keine Autos in diesen Bundesstaaten verkaufen. Da insbesondere in den USA weiterhin sehr viele SUVs und Pick-up-Trucks verkauft werden und die Hersteller erst damit beginnen, Elektroauto-Modelle aufzulegen befinden sie sich in einer Zwickmühle.

Tesla bekommt dagegen sehr viele Emissionspunkte oder -Zertifikate. Schließlich zählen all seine Fahrzeuge zu den ZEVs. Da Tesla diese Zertifikate nicht benötigt, verkauft der Konzern sie an die Konkurrenz. Im zweiten Quartal 2020 nahm Tesla mit den sogenannten regulatory credits 428 Mio. US-Dollar ein.

Diese machten damit rund 7 Prozent an den gesamten Umsatzerlösen des Konzerns von 6,04 Mrd. US-Dollar aus. Zum Vergleich: Der operative Gewinn lag bei 327 Mio. US-Dollar, während der Nettogewinn 104 Mio. US-Dollar betragen hatte.

Nicht nur in den USA schließt Tesla solche Deals ab. In der EU hat der Konzern mit Fiat Chrysler ein Abkommen geschlossen, der Fiat Chrysler dabei hilft, die CO2-Vorgaben in der EU zu erfüllen. Kurzfristig rechnet Tesla sogar mit steigenden Einnahmen aus dem Verkauf solcher Zertifikate.

Im Rahmen der Telefonkonferenz zu den 2020er-Halbjahreszahlen hatte Tesla-CFO Zachary Kirkhorn für das laufende Geschäftsjahr eine Verdopplung der Einnahmen aus den regulatory credits gegenüber 2019 auf über 1 Mrd. US-Dollar in Aussicht gestellt.

Mit der Zeit sollen diese jedoch zurückgehen. Zwar werden die CO2-Bestimmungen immer strenger, andere Autohersteller bringen jedoch immer mehr eigene elektrisch angetriebene Autos auf den Markt. Darüber hinaus gibt es andere aufstrebende Hersteller von reinen Elektroautos, die Tesla auch in diesem Bereich Konkurrenz machen und ihre eigenen Zertifikate verkaufen möchten. Dies würde die Preise für diese Zertifikate drücken.

Wenn es nach Elon Musk geht, sind hohe Gewinne ohnehin nicht so wichtig. Er verfolgt höhere Ziele. Ihm geht es um nichts weniger als die Revolution der gesamten Automobilindustrie und eine Mobilität ganz ohne CO2-Emissionen.

Ähnlich ambitionierte Ziele verfolgt er mit seinen anderen Projekten wie SpaceX (Besiedelung des Mars), Hyperloop (schneller Transport von Menschen und Gütern durch Vakuum-Röhren), OpenAI (Künstliche Intelligenz), Neuralink (Vernetzung des menschlichen Gehirns mit Maschinen) oder The Boring Company (Verkehrstunnel zur Entlastung des dichten Stadtverkehrs).

Ihm reicht es aus, wenn Tesla einen kleinen Gewinn einfährt und nicht pleite geht, damit ihn Investoren in Ruhe die vielen Investitionen in Zukunftstechnologien verfolgen lassen können.

FAZIT

Eine nüchterne Analyse von Tesla bleibt schwierig. Die Bewertung der Aktie hat sich seit geraumer Zeit von sämtlichen an der Börse bekannten Bewertungskriterien verabschiedet. Insbesondere, wenn man versucht, Tesla mit traditionellen Automobilkonzernen zu vergleichen.

Nicht umsonst führt der ehemalige Tesla-Short-Seller Steven Eisman kultähnliche Aspekte an, wenn es um eine Erklärung für die steile Kursrallye der Tesla-Aktie geht. Die Fronten zwischen Fans und Kritikern bleiben verhärtet.

Eine goldene Mitte scheint es nicht zu geben. Entsprechend fallen auch die Kursbewegungen der Tesla-Aktie weiterhin sehr radikal aus. Für auf Sicherheit bedachte Anleger dürfte der Zug abgefahren und ein Einstieg zu spät sein. Die Bewertung der Tesla-Aktie zeigt, welch enorme Fallhöhe inzwischen erreicht worden ist.

Die positiven Wachstumsaussichten in Bereichen wie Elektromobilität oder autonomes Fahren könnten bereits vollständig eingepreist sein, so dass eine Fortsetzung der Rallye alles andere als einfach werden dürfte. Wenn man jedoch diesen Schritt geht und Tesla tatsächlich eher bei Amazon, Apple oder Facebook verortet als bei Toyota, Daimler, BMW, VW & Co, dann zeigt die Vergangenheit, dass für die Tesla-Aktie immer noch einiges an Luft nach oben vorhanden ist.



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Tesla, Paypal, SpaceX
Wie Elon Musk die Welt verändert – Die Biografie
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