War am Samstag mit meiner Frau in der Oper. Trotz ausverkauftem Haus, wahrscheinlich wegen des gleichzeitig stattfindenden Fußballspiels Deutschland gegen Ghana, hatte ich bei eBay doch noch zwei der heißbegehrten Karten für die Neuinszenierung von Wolfgang Amadeus Mozarts Don Giovanni erstehen können. Sie wissen schon, Don Giovanni, das ist der mit den vielen Frauen – auf Spanisch: Don Juan. Wir genossen die Oper, das Schauspiel um jenen großen Verführer, der nicht nur seine Frau Donna Elvira betrügt („Treu zu sein wäre grausam gegenüber all den anderen“), sondern auch viele andere Damen ins Unglück stürzt.
Und wieder einmal ist mir die Ambivalenz der Frauen, denen dieser weltberühmte Verführer das Herz bricht, aufgefallen. Einerseits sind die Damen hingerissen von der Attraktivität und dem Nimbus Don Giovannis, fast schon wollen sie seinen Lockungen nachgeben, um sich dann aber doch in letzter Sekunde darauf zu besinnen, was für ein Schuft er doch eigentlich ist. Aber wenn es hart auf hart geht, dann wäre Donna Elvira eben doch bereit, ihrem Mann alle Missetaten zu verzeihen. Weil sie ihn immer noch liebt.
Doch vermittelte zumindest die Frankfurter Inszenierung den Eindruck, dass Giovannis Attraktivität selbst als Bösewicht und Egomane alternativlos ist. Denn die anderen rechtschaffenen jungen Männer und Verlobten von Donna Anna und Zerlina wirken im Vergleich zu Don Juan doch eher bieder und farblos, so dass das Leben an ihrer Seite nicht gerade einem endlosen Feuerwerk der Leidenschaft gleichen dürfte.
Ohne Regret-Aversion
Ja, irgendwo bewunderte auch ich die Figur des Giovanni und auch der Herr zwei Plätze neben mir hatte so ein Strahlen in seinen Augen, dass ich den Eindruck hatte, er wolle auf der Stelle in den Mantel dieses Frauenverführers schlüpfen…
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Ein Beitrag von Joachim Goldberg.
Er beschäftigt sich seit mehr als 30 Jahren mit dem Zusammenspiel von Menschen und Märkten. Bis heute faszinieren ihn die vielen Facetten, Nuancen, Geschichten, Analysen und Hintergründe, die sich in der weißgezackten Linie auf der großen Börsenkurstafel niederschlagen. Aber erst mit der Entdeckung der psychologischen Einflüsse auf die Finanzmärkte meint der studierte Bankfachwirt und frühere Devisenhändler dem, was die Welt der Finanzen antreibt und bewegt, nahe gekommen zu sein. Seitdem setzt er sich intensiv mit der â€Behavioral Finance†genannten verhaltensorientierten Finanzmarktanalyse auseinander.
Joachim Goldberg schreibt regelmäßig auf seinem Blog www.der-goldberg.de.
Bildquelle: markteinblicke.de