EZB unterstützt reale Anlageklassen, wie Aktien, Immobilien und Edelmetalle weiter

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Die Anhebung des Volumens des PEPP-Programms der EZB um 500 Mrd. auf 1.850 Mrd. Euro und dessen Verlängerung bis mindestens März 2022, sichert noch sehr lange einen großen Teil der Nachfrage nach Staatsanleihen in der Eurozone. Dazu trägt auch die Wiederanlage von Rückzahlungen im Rahmen des PEPP-Programms bis Ende 2023 bei. Durch die weiterhin flexible Nutzung der PEPP-Volumina werden vor allem die besonders stark von der Corona-Pandemie getroffenen Staaten der südlichen Eurozone unterstützt.

Einzig die Erwartungen der Marktteilnehmer, die mit einer weiteren Senkung des Einlagenzinses gerechnet hatten, wurden enttäuscht. Die Wahrscheinlichkeit dafür ist in den letzten Tagen gestiegen, nachdem der Euro im Vergleich zum US-Dollar die Marke von 1,20 deutlich überschritten hatte. Zumindest signalisierte die EZB aber, dass der Wechselkurs wegen seiner möglichen Rückwirkungen auf die Inflation beobachtet und bei Bedarf die Nutzung der geldpolitischen Instrumente angepasst wird, um das Inflationsziel von nahe aber unter zwei Prozent zu erreichen. Damit dürfte den Befürchtungen einer zu stark aufwertenden Gemeinschaftswährung und damit einer Belastung der derzeit für die konjunkturelle Erholung besonders wichtigen Exportnachfrage vorerst genüge getan sein. Entsprechend reagierte der Euro auch nur mit einer leichten Aufwertung. Perspektivisch ist angesichts künftig noch zu erwartender expansiver Schritte der US-Notenbank Fed mit einer weiteren Euro-Aufwertung zu rechnen, allerdings dürfte diese sich im moderaten Rahmen bewegen.

Vor allem der Ausblick auf die erwarteten Inflationsraten bleibt schwach mit 1,0 Prozent in 2021, 1,1 Prozent in 2022 und 1,4 Prozent in 2024. Die mittelfristigen Inflationserwartungen könnten angesichts der im kommenden Jahr anstehenden überdurchschnittlichen konjunkturellen Erholung sowie der anhaltenden Flutung der Volkswirtschaften mit geld- und zumindest in 2021 wohl auch noch mit fiskalpolitischer Liquidität übertroffen werden. Sollten dadurch die Inflationserwartungen steigen, könnte zwar bei längeren Laufzeiten ein gewisser Zinssteigerungsdruck entstehen, der jedoch durch die anhaltenden Wertpapierkäufe gedeckelt werden dürfte. Damit bleibt das strukturelle Niedrigzinsniveau in allen verzinslichen Segmenten vorerst erhalten und unterstützt reale Anlageklassen, wie Aktien, Immobilien und Edelmetalle grundsätzlich weiter. Zwar unterstützt die EZB damit ein von ihr jüngst im Finanzstabilitätsbericht adressiertes Risiko, die Gefahr von Überbewertungen bzw. größeren Korrekturen an den Kapitalmärkten. Offensichtlich überwiegt aber derzeit das Ziel der Stabilisierung der konjunkturellen und damit der Inflationserwartungen in der akuten Krisenphase.

Ein Kommentar von Carsten Mumm
Er ist Chefvolkswirt bei der Privatbank Donner & Reuschel. Das Traditionshaus mit Sitz in Hamburg und München setzt auf qualifizierte und umfassende Beratung für vermögende Privatkunden, Unternehmer, Immobilienkunden und institutionelle Kunden.

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