Lang & Schwarz: Corona-Turbulenzen befeuern das Geschäft

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Die jungen Wurzeln dieses deutschen Nebenwertes reichen zurück bis in das Jahr 1996, in dem die Lang & Schwarz Börsenmakler GmbH von den Gründungsvorständen Thomas Lang und Jörg Schwarz in Düsseldorf ins Leben gerufen wurde. Nachdem sich die Gesellschaft zunächst als Freimakler betätigte, wurde der Geschäftsumfang drei Jahre später, 1999, um den außerbörslichen Aktien-Handel erweitert und die ersten sogenannten „Designated Sponsoring“ (Betreuer)-Mandate übernommen.

Dementsprechend fungierte Lang & Schwarz (WKN: 645932 / ISIN: DE0006459324) seitdem auch als Börsenmakler, der im Xetra-Handelssystem aktiv ist und die für den fortlaufenden Handel notwendige Liquidität der Aktien im Auftrag von Emittenten als spezieller „Market-Maker“ sicherstellt.

Über 15 Millionen Kunden

Heute gehört die Lang & Schwarz AG zu den in Europa führenden Wertpapierhandelsbanken, die derivative Finanzprodukte entwickelt und diese unter eigenem Namen herausgibt. Die eigenen Produkte werden durch die Tochtergesellschaft Lang & Schwarz TradeCenter AG & Co. KG (100-prozentige Konzerngesellschaft) zum Handel unter anderem im außerbörslichen Direkthandel, an der EUWAX (Börse Stuttgart) und an der BX Swiss (Börse Bern) angeboten.

Dabei quotiert Lang & Schwarz TradeCenter über 18.000 derivative Finanzinstrumente der Muttergesellschaft. Basiswerte der Produkte, zu denen unter anderem Zertifikate und Optionsscheine gehören, sind inländische und ausländische Aktien, Indizes, Wechselkurse, Rohstoffe, Zinsentwicklungen oder auch Wikifolio-Zertifikate.

Lang & Schwarz stellt außerdem Handelskurse für etwa 7.500 unterschiedliche Aktien, Fonds, Exchange Traded Products (ETPs) und Anleihen. Eigenen Angaben zufolge werden über die derzeit 20 Partnerbanken von Lang & Schwarz TradeCenter mehr als 15 Millionen Kunden erreicht. Zur Holding, die rund 60 Mitarbeiter beschäftigt, gehört außerdem die 100-prozentige Tochtergesellschaft Lang & Schwarz Broker GmbH, die Dienstleistungen im Bereich der EDV-Hardware- und Software-Bereitstellung im Konzern sowie für externe Kunden erbringt.

Sonderkonjunktur durch die Corona-Börsen-Turbulenzen

Die Corona-Pandemie sorgte im laufenden Jahr für eine hohe Schwankungsfreudigkeit und gestiegene Handelsaktivitäten an den Börsen, die den Wertpapierhandel von Lang & Schwarz regelrecht befeuert haben.

So wurde im dritten Quartal ein Gewinn von 9,5 Mio. Euro verzeichnet, was das dritte Rekordquartalsergebnis in Folge bedeutete. Damit lag der Konzernüberschuss im Zeitraum Januar bis September bei 23,8 Mio. Euro. Im Vorjahreszeitraum wurde ein Verlust von 501.000 Euro verbucht, der allerdings aus einem einmaligen Steueraufwand resultierte.

Den hohen Gewinn erklärte Lang & Schwarz dabei vor allem mit dem Ergebnis aus der Handelstätigkeit, das sich mit 52,7 Mio. Euro gegenüber den ersten drei Quartalen 2019 (13,7 Mio. Euro) fast vervierfacht hat. Zum Gewinn in den ersten drei Quartalen des laufenden Jahres trug außerdem ein Veräußerungsgewinn aus dem Verkauf einer Beteiligung an der Trade Republic Bank GmbH entscheidend mit bei.

Neues Rekordergebnis im vierten Quartal erwartet

Die erfolgreiche Geschäftsentwicklung setzte sich auch im vierten Quartal weiter fort. Wie Lang & Schwarz am 7. Dezember bekanntgab, wird für den Zeitraum Oktober bis Dezember 2020 ein erneutes Rekordergebnis aus der Handelstätigkeit erwartet. Laut der Unternehmensmitteilung lag das Ergebnis der Handelstätigkeit zum 7. Dezember und damit nach 75 Prozent der Handelstage des laufenden vierten Quartals bereits über dem Ergebnis des zweiten Quartals 2020, in dem das bislang beste Ergebnis der Handelstätigkeit der Unternehmensgeschichte erzielt wurde.

Wegen der anhaltenden Unsicherheiten aufgrund der Corona-Pandemie hat Lang & Schwarz keine Einschätzung zum weiteren Geschäftsverlauf abgegeben. Wie das Unternehmen aber bereits Mitte November erklärte, wird erwartet, dass das Rekordergebnis für das Geschäftsjahr 2020 mit dem vierten Quartal nochmals weiter ausgebaut wird.

Steile Kletterpartie

An der Börse verzeichnete Lang & Schwarz im laufenden Jahr eine steile Kletterpartie. Nachdem die Aktie im März ein Fünfjahrestief bei elf Euro markierte, haben sich die Notierungen in den folgenden knapp neun Monaten mehr als versechsfacht und erreichten am 9. Dezember ein neues Rekordhoch bei 68 Euro.

Es folgten ein Rücksetzer bis auf 58 Euro und eine neue Aufholbewegung bis zwischenzeitlich in den Bereich der 63er-Marke. Damit steht hier das Allzeithoch bei 68 Euro im Fokus. Gelingt der Ausbruch nach oben, stellt sich das nächste Kursziel auf die runde 100er-Marke. Bis hierhin eröffnet sich aktuell ein mittelfristiges Gewinnpotenzial von knapp 60 Prozent.

Nach dem steilen Höhenflug der zurückliegenden Monate ist kurzfristig aber ein deutlicher Kursrücksetzer möglich. Diesen könnten risikobereite Anleger zum wieder günstigeren Einstieg nutzen.

Trotz heftiger Rückschläge hat die Aktie langfristig überzeugt

Dass es bei der im Marktsegment „Basic Board“ notierten Aktie zwischenzeitlich immer wieder zu heftigeren Rückschlägen kommen kann, zeigten die Jahre 2007/2008, 2012 und 2018/2019. Trotz der teils heftigen Korrekturen konnte die Lang & Schwarz-Aktie langfristig überzeugen, denn seit dem Börsengang im Jahr 2006 stehen bei der Aktie Kursgewinne von im Schnitt 16 Prozent jährlich zu Buche.

Üppige Dividendenrenditen in den Vorjahren

Im laufenden Jahr gab es keine Dividendenausschüttung für das abgeschlossene Geschäftsjahr 2019. Im entsprechenden Geschäftsbericht wurde dies mit dem Blick auf eine solide Kapitalausstattung für den Wachstumskurs im TradeCenter erklärt. Wegen der hervorragenden Geschäftsentwicklung könnte sich das im kommenden Jahr 2021 aber wieder ändern, denn Lang & Schwarz zeichnete sich in den zurückliegenden Jahren als verlässlicher und großzügiger Dividendenzahler aus. So lag die Dividendenrendite hier beispielsweise in den Jahren 2017 bis 2019 in einer Spanne zwischen fünf und sechs Prozent. Eine Info dazu, ob im nächsten Jahr wieder die bisherige Dividendenpolitik fortgesetzt wird, gibt es aber vom Unternehmen bislang nicht.

Fazit

Die Corona-Krise hat Lang & Schwarz eine Sonderkonjunktur beschert. Das bisherige Rekordergebnis im laufenden Jahr dürfte aller Voraussicht nach durch das vierte Quartal nochmals ausgebaut werden. An der Börse kletterte die Aktie der Wertpapierhandelsbank im laufenden Dezember auf ein neues Rekordhoch. Nach dem steilen Anstieg der vergangenen Monate könnte es kurzfristig einen deutlicheren Kursrücksetzer geben. Mittelfristig eröffnet sich hier aber weiteres kräftiges Gewinnpotenzial.

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