Beginn der Konjunkturerholung verschiebt sich

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Bis zum Wochenende schienen Anleger die Coronakrise abgehakt zu haben und fokussierten sich vielmehr auf die Perspektive eines möglichen Aufschwungs im kommenden Jahr – mit voraussichtlich überdurchschnittlichen Wachstumsraten. Jedoch brachte die Nachricht einer schnellen Verbreitung einer Corona-Mutation in Großbritannien schlagartig die Sorgen zurück.

Tatsächlich verschiebt sich die beginnende Konjunkturerholung auch immer weiter in das kommende Jahr hineinund zumindest die Wintermonate scheinen vielerorts noch durch weitgehende Shutdowns geprägt. Entsprechend bleibt die Geldpolitik ultra-expansiv, was Unternehmen, Banken und Staaten günstigste Refinanzierungsbedingungen sichert.

Es ist davon auszugehen, dass auch die Fiskalpolitik den beginnenden Aufschwung vorerst weiter unterstützen wird, eine wichtige Voraussetzung, um den Spätfolgen der Krise, allen voran den steigenden Insolvenzzahlen, zu begegnen.

Aufgrund der Anhebung der Mehrwertsteuer in Deutschland, der Einführung der CO2-Steuer sowie durch Basiseffekte bei Messung der Preissteigerungen von Energierohstoffen (in 2020 lagen die Tiefstnotierungen für ein Barrel Rohöl der Sorte Brent Mitte April unter 10 US-Dollar) dürfte die Inflation ab dem neuen Jahr sukzessive und ab März deutlicher steigen mit der Folge anziehender Zinsen bei längeren Laufzeiten.

Entsprechend ist derzeit eine eher kurze Laufzeitenallokation im Staatsanleihesegment sinnvoll. Mit zunehmenden Insolvenzzahlen dürften Risikoprämien für Unternehmensanleihen zwischenzeitlich ebenfalls ansteigen, wenngleich die allgemeine Anlagenot angesichts immer tieferer Realzinsen die Nachfrage generell hoch halten wird. Aktien haben in diesem Umfeld weiteres Kurspotenzial, allerdings hat die Wahrscheinlichkeit zwischenzeitlicher Rückschläge aufgrund teilweise ambitionierter Gewinnerwartungen und durch zeitliche Verzögerungen beim anstehenden Konjunkturaufschwung weiter zugenommen.

Sobald sich der Konjunkturhimmel deutlich aufhellt, sind zyklische und exportorientierte Branchen wie Fahrzeug-, Maschinen und Anlagenbau oder Chemie sowie Schwellenländeraktien im Vorteil. Doch auch die Kurse vieler Technologieunternehmen werden durch den Megatrend Digitalisierung weiter unterstützt. In Zeiten strukturell negativer Realzinsen und explodierender Staatsschulden bleiben zudem Edelmetalle und auch Kryptowährungen gefragt.

 

Ein Kommentar von Carsten Mumm
Er ist Chefvolkswirt bei der Privatbank Donner & Reuschel. Das Traditionshaus mit Sitz in Hamburg und München setzt auf qualifizierte und umfassende Beratung für vermögende Privatkunden, Unternehmer, Immobilienkunden und institutionelle Kunden.

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