Jahrestag: Vor 135 Jahren fuhr der erste Benz

Carl Benz (im dunklen Anzug) mit seiner Familie auf einem Benz Comfortable mit 2,6 kW (3,5 PS) starkem Motor. © Daimler AG

Vor 135 Jahren begann die Geschichte des Automobils. Carl Benz entwickelte 1885 seinen dreirädrigen Patent-Motorwagen mit einem selbst konstruierten Verbrennungsmotor und meldete ihn Anfang 1886 zum Patent an. Es war das erste Automobil der Welt und mit ihm begann die magische Geschichte des Nummer-1-Fortbewegungsmittels der Menschheit.

Das erste Automobil der Welt

Carl Benz wurde am 25. November 1844 als Sohn eines Lokomotivführers in Karlsruhe geboren. Dem Studium an der Polytechnischen Hochschule in Karlsruhe folgte ein zweijähriges Praktikum. 1871 gründete er mit dem „Mechanikus“ August Ritter seine erste Firma in Mannheim. In dieser Zeit beschäftigte sich Carl Benz intensiv mit dem Zweitaktmotor, für den er mehrere grundlegende Patente erhielt.

Im Jahr 1883 gründet er die „Benz & Co. Rheinische Gasmotoren-Fabrik“. Das junge Unternehmen lief hervorragend und gab Benz die finanzielle Sicherheit, die Entwicklung eines ganzheitlich konzipierten Motorwagens voranzutreiben. 1886 erhielt er auf seinen neu entwickelten „Benz Patent-Motorwagen“ das Patent Nr. 37 435 – die Geburtsurkunde des Automobils.

125 Jahre Innovation: 1886 – Benz Patent-Motorwagen. Die Erfindung des Automobils. ©Daimler AG

Erfindung des Verbrennungsmotors

Daimler folgte im Sommer des gleichen Jahres und setzte eine leistungsstärkere Variante der „Standuhr“ mit 462 Kubikzentimetern Hubraum und 0,8 kW (1,1 PS) in eine Pferdekutsche und schaffte damit das erste vierrädrige Automobil.

Die zündende Idee, die die Entwicklung zum Auto möglich machte, kam von Gottlieb Daimler, der am 2. April 1885 den Einzylindermotor zum Patent anmeldete. Aufgrund seiner äußeren Form erhielt der neuartige Verbrennungsmotor den Spitznamen „Standuhr“. Er war kompakt, leicht und entwickelte als erster schnelllaufender Benzinmotor aus 264 Kubikzentimeter Hubraum 0,37 kW (0,5 PS) bei 700/min. Eine Kurvennutensteuerung steuerte über eine auf der Kurbelwelle angebrachte Scheibe und eine Übertragungsstange das Auslassventil.

Grundlegende Erfindung: der von Gottlieb Daimler und Wilhelm Maybach entwickelte Viertaktmotor mit dem Spitznamen „Standuhr“. Das erste Exemplar läuft erfolgreich im Jahr 1884. © Daimler AG

Der erste Vierzylinder-Benzinmotor der Welt

Im Frühjahr 1890 baute Wilhelm Maybach, der geniale Konstrukteur an der Seite von Gottlieb Daimler, den ersten Vierzylinder-Benzinmotor. Damit erschuf er eine bis heute wichtige Grundform von Verbrennungsmotoren. Der Motor wog 453 Kilogramm, hatte sechs Liter Hubraum und leistete 9 kW (12,3 PS) bei 390/min. Das erste Exemplar wurde am 21. August 1890 als Bootsmotor nach New York ausgeliefert.

Kurz danach folgte ein zweiter und kleinerer Vierzylinder-Bootsmotor mit einem Hubraum von 2,4 Litern. Er entwickelte 4 kW (5,9 PS) bei 620/min. Die Antriebstechnik bekam dadurch eine wichtige Weiterentwicklung, denn dieser Motor wog gerade einmal 153 Kilogramm – und damit lediglich rund ein Zehntel des Gewichts zeitgenössischer Stationärmotoren.

Erster Vierzylinder-Benzinmotor, ein Bootsmotor. Das erste Exemplar liefert die Daimler-Motoren-Gesellschaft am 21. August 1890 nach New York aus. Konstruiert hat ihn Wilhelm Maybach. © Daimler AG

Aber auch in den technischen Details waren die Daimler Vierzylindermotoren wegweisend. So ersetzte Maybach beispielsweise Daimlers Kurvennutensteuerung durch eine Nockenwelle, die hängende Auslassventile betätigte. Das war eine wesentliche Voraussetzung für die effiziente Gaswechselsteuerung bei einem Reihenmotor. Für eine effektive Kühlung umgaben Wassermäntel die Zylinder der Motoren. Eine bedeutende Innovation war auch die vierfach gekröpfte Kurbelwelle, ebenfalls eine bis heute verwendete Grundform.

Mercedes 35 PS – der Urtyp des Personenwagens

Die grundlegend neue und bis heute aktuelle Architektur des Automobils definierte Anfang 1901 der Mercedes 35 PS. Dieser Meilenstein der Automobilgeschichte etablierte erstmals eine eigenständige Fahrzeugform und gilt noch heute als Meisterstück technischer Raffinesse und Schönheit.

Charakteristische Merkmale sind die lang gestreckte Form, der tief im Rahmen eingebaute Motor und der organisch in die Front integrierte Kühler, der als Bienenwabenkühler zum markenprägenden Erkennungszeichen wurde. Damit geht der 35 PS, zugleich das erste Fahrzeug mit dem Markennamen Mercedes, als das erste moderne Automobil und Wegbereiter neuer Konzepte in die Geschichte ein und markiert den endgültigen Abschied vom branchenweit vorherrschenden Kutschenstil.

125 Jahre Innovation: 1900 – Mercedes 35 PS. Das erste moderne Automobil. © Daimler AG

Vierventil-Reihenmotor im Benz 100 PS „Prinz-Heinrich-Wagen“

Im Jahr 1910 kam von der konkurrierenden Benz & Cie. ein weiterer technischer Meilenstein. Die für die Prinz-Heinrich-Fahrt konstruierten Tourenwagen nutzten die innovative Vierventiltechnik: Ihr Vierzylinder-Reihenmotor hatte pro Brennraum zwei Einlass- und zwei Auslassventile. Aus 7,3 Litern Hubraum entwickelte er 74 kW (100 PS) bei 2.050/min, und eine kleinere Variante mit 5,7-Liter-Motor mobilisierte 59 kW (80 PS). Zwei untenliegende Nockenwellen betätigten über Stößel und Kipphebel die schräg im Brennraum hängenden Ventile. Konzipiert wurde dieser außergewöhnliche Motor, der mit seinem Vierventil-Hochleistungsaggregat vollkommen neue Maßstäbe setzte, unter der Leitung von Dr. Hans Nibel.

Benz 100 PS Prinz-Heinrich-Wagen aus dem Jahr 1910. © Daimler AG

Die Vierventiltechnik wurde vier Jahre später auch von der Daimler-Motoren-Gesellschaft aufgegriffen: Dort setzte Paul Daimler die fortschrittliche Technik beim erfolgreichen Grand-Prix-Rennwagen von 1914 ein. Bis heute sind Vierventil-Vierzylindermotoren eine der wichtigsten Bauarten für Verbrennungsmotoren.

Wer die Geschichte des Automobils live auf neun Ebenen und mit mehr als 1.500 Exponaten erlebt möchte, sollte nach der Corona-Pandemie einmal das Mercedes-Benz-Museum in Stuttgart besuchen. Hier steht auch das patentierte Auto der Welt.

Wer ans Anleger derweil mehr Informationen zur Daimler AG haben möchte, liest hier weiter.

Bildquelle: © Daimler AG