Vorsicht! Silber im Visier der Spekulanten

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Silber ist der kleine, oft verschmähte Bruder von Gold. Manche sehen in dem Edelmeall auch das Gold der Arbeiterklasse. Die Gründe dafür sind schnell gefunden: Silber ist weitaus verbreiteter auf der Welt und dadurch deutlich billiger. Zudem hat es nicht den Nimbus des exklusiven Wertspeichers wie Gold. In der Folge war Silber bereits in der Vergangenheit des Öfteren Ziel von Spekulanten. So auch jetzt wieder.

Wallstreetbets mit neuem Ziel

Über Wallstreetbets hatten wir bereits kurz vergangene Woche berichtet (Gamestop: Bärendienst für die Aktienkultur). Der gewaltige Shortsqueeze rund um Gamestop (WKN: A0HGDX / ISIN: US36467W1099) und die zum Teil hilflose Reaktion der Billigbroker hat das Thema medial breit hochgekochen lassen.

Diese Öffentlichkeit nutzt Wallstreetbets offenbar nun, um mit der Silber-Attacke noch mehr Aufmerksamkeit zu erzielen und auf die Schwachpunkte der Wall Street hinzuweisen. Dazu bedient man sich der verfügbaren “Waffen”, sprich gezielter Attacken, die das Internet und Billigbroker a la Robinhood und Trade Republic ermöglichen. Natürlich nimmt man gleichzeitig noch die daraus erzielbaren Gewinne mit Freuden mit.

Im Visier befinden sich erneut nun Shortseller, nun jene, die bei Silber aktiv sind und aufgrund der Aufwärtsbewegung der letzten Zeit bereits unter Druck geraten sind und nun weiter werden. Überraschend dürfte dabei die Tatsache sein, dass dort weitaus weniger Shorties unterwegs sind, als man aus historischen Daten vermuten könnte. Das liegt auch an der langfristigen Langeweile des Anlagegutes Silber an sich und der Relevanz von Silber als Industriemetall.

Ebenso überraschenderweise ist die Silberhausse längst nicht nur auf die Börsen beschränkt, sondern betrifft bereits genauso die Preise für Silbermünzen und Silberbarren. Ein Grund genauer hinzu sehen. Beginnen wir mit der Markttechnik.

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Ein Blick auf die Charttechnik

Nachdem der Silber-Kurs im März 2020 auf 11,60 US-Dollar je Feinunze zurückgeschlagen wurde, gingen die Notierungen in den Steigflug über und legten bis zum August vergangenen Jahres um knapp 160 Prozent auf 29,86 US-Dollar zu. Es folgten bis zum September 2020 ein Rücksetzer auf 21,66 US-Dollar und eine neue Aufholbewegung, im Zuge der es für den Silberkurs bis Anfang Februar dieses Jahres auf zeitweise 30,05 US-Dollar je Feinunze nach oben ging (aktuell: 29,51 US-Dollar).

Mit dem zwischenzeitlichen Ausbruch über die 30er-Marke wurde der höchste Kursstand seit dem Jahr 2013 erreicht, was ein starkes Kaufsignal bedeutet. Auch der große Abstand zur 200-Tage-Linie (22,80 US-Dollar) zeigt, dass die Trendpfeile für das Edelmetall derzeit klar aufwärts zeigen.

Das nächste Etappenziel stellt sich damit jetzt auf die nächste runde Marke bei 40 US-Dollar. Oberhalb würden dann wieder das Rekordhoch von 2011 bei 49,82 US-Dollar und die knapp darüber liegende 50er-Marke ins Visier rücken, womit sich hier eine mittelfristige Gewinnperspektive von rund 70 Prozent errechnet.

Stampede bei Silber-Bullen

Kurstechnisch waren die Voraussetzungen für die Silber-Bullen also bereits bestens. Nun kommt Wallstreetbets dazu und treibt noch vielmehr Privatanleger in den Edelmetallmarkt. Die Folge:

Die Silber-Bären werden durch die Kursentwicklung panisch und greifen ebenfalls zu und verstärken den Aufwärtstrend weiter. Dafür sprechen vor allem die unerwartet großen Käufe von physischem Silber. Der aktuelle Hype kennt keine Grenzen, wie ein Blick auf die Silberaktien verrät.

Kaufdruck bei Silberproduzenten

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Infolge der Kursexplosion bei Silber geht es natürlich auch bei den direkten Profiteuren eines gestiegenen Silberpreisen nach oben. Zu den größten Silberproduzenten der Welt gehört beispielsweise Fresnillo (WKN: A0MVZE / ISIN: GB00B2QPKJ12), ein in Großbritannien und Mexiko ansässiger Konzern, der Silber und Gold aus Blei- und Zinkkonzentraten in Mexiko mit den Minen Fresnillo, Saucito, Cienega, Herradura, Soledad-Dipolos und Noche Buena produziert.

Ähnlich sieht die Lage bei Pan American Silver (WKN: 876617 / ISIN: CA6979001089) aus. Die Kanadier haben Minenprojekte in Mexiko, Peru, Bolivien und Argentinien. Zu Beginn dieser Woche können beide Aktie ungewöhnlich stark zulegen. Auch hier dürfte der ein oder andere Spekulant aktiv sein.

Vorsicht vor der Herde

Investments in Edelmetalle haben ihre Berechtigung. Doch die aktuellen Entwicklungen rund um Silber sind nicht mehr durch fundamentale Nachrichten gerechtfertigt. Es ist nur ein weiteres Spiel von Spekulanten. Wallstreetbets scheint sich sicher zu sein, nach Gamestop nun auch die Silber-Shorties klein zu kriegen und den Gesamtmarkt nach oben zu ziehen.

Der Unterschied zu kleinen US-Titeln ist jedoch der Gegner. Mit dem globalen Silbermarkt – hinter dem durch Umwege weite Teile des Kapitalmarkts stecken – legt man sich nicht mal eben so an. Daran sind schon ganz andere gescheitert.

Von daher sollten Privatanleger unbedingt die Finger von Silber, aber auch Silberaktien lassen. So schnell wie die Preise aktuell nach oben gingen, kann es auch wieder nach unten fallen. Der Herdentrieb an der Börse ist noch nie ein guter Grund für Investments gewesen. Es sei denn, man war der erste und steigt aus, wenn die Masse auf den Zug aufspringt. Aber in der Position befinden sich wohl die wenigsten.

In diesem Sinne,
weiterhin viel Erfolg bei der Geldanlage

Ihre marktEINBLICKE-Gründer
Christoph A. Scherbaum & Marc O. Schmidt

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