Amazon, Zalando & Co in der Verpackungspflicht

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In Zeiten, in denen die Menschen aufgrund von Corona-bedingten Lockdowns zu Hause bleiben müssen, werden Online-Händler und Essenslieferdienste noch wichtiger, um die Menschen mit allem Notwendigen zu versorgen. Allerdings tragen sie auf diese Weise auch dazu bei, dass das wachsende Problem mit dem Verpackungsabfall verstärkt wird. Mehr Recycling und eine Kreislaufwirtschaft sind die Lösung, bei der auch die langjährigen Börsenlieblinge Amazon, Zalando und Hersteller von Verpackungen wie International Paper oder Smurfit Kappa mitziehen müssen.

„Zukunftsorientierte Maßnahmen werden neue Geschäfts- und Beschäftigungsmöglichkeiten schaffen, den europäischen Verbrauchern neue Rechte verleihen, Innovation und Digitalisierung nutzen und ebenso wie die Natur dafür sorgen, dass nichts verschwendet wird“, erklärt Virginijus Sinkevičius, der für Umwelt, Meere und Fischerei zuständige EU-Kommissar. Es liegt auch an den Kunden und Unternehmen selbst den Verpackungsabfall zu reduzieren und innovative Lösungen zu entwickeln.

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Amazon und das Frustration-Free Packaging-Programme

Ein Beispiel ist der US-E-Commerce-Riese Amazon. Bei Amazon (WKN: 906866 / ISIN: US0231351067) stellt man zu allererst die Vorteile des Online-Handels gegenüber herkömmlichen Einzelhandelsgeschäften in Bezug auf Verpackungen heraus. Demnach würden online gekaufte Produkte keine aufwendig gestaltete Umverpackung benötigen, die die Aufmerksamkeit der Kunden auf das Produkt im Regal lenken soll.

Zu den konkreten Maßnahmen zählt das Frustration-Free Packaging-Programme (FFP). Dieses soll Hersteller dazu anregen, ihre Produkte in einfach zu öffnenden und vollständig recycelbaren Verpackungen anzubieten, die ohne zusätzlichen Amazon-Versandkarton an die Kunden geliefert werden können.

Zudem wurde 2019 eine vollständig recycelbare gepolsterte Papierversandtasche eingeführt, die das versandte Produkt gut schützt, aber gleichzeitig beim Transport weniger Raum einnimmt. Wichtig sind auch Partnerschaften in der Verpackungsbranche sowie die Zusammenarbeit mit Herstellern und Top-Marken, um ihre Verpackungen neu zu konzipieren und so den Abfall im E-Commerce zu reduzieren.

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Bei Zalando laufen verschiedene Testprojekte

Auch beim deutschen Online-Modehändler Zalando (WKN: ZAL111 / ISIN: DE000ZAL1111) wird das Thema Kreislaufwirtschaft großgeschrieben. Es geht dabei jedoch um einen großen Spagat zwischen umweltschonenden und nachhaltigen Verpackungsmaterialien auf der einen Seite sowie dem Wunsch des Kunden, dass die bestellten Produkte sicher und unbeschädigt bei ihm ankommen.

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Bis 2023 will Zalando Verpackungen so entwerfen, dass Abfall minimiert wird und Materialien weiterverwendet werden können. Auf Einwegplastik soll vollständig verzichtet werden. Hierzu laufen verschiedene Testprojekte. So erhielten in einer ersten Testphase im Oktober 2019 rund 20.000 Kunden in Finnland, Norwegen, Schweden und Dänemark ihre Bestellung in einer wiederverwendbaren Versandtasche von Zalandos Pilot-Partner RePack. Die wiederverwendbaren Beutel sind aus langlebigen recycelten Materialien hergestellt und können für den Versand und die Rücksendung immer wieder verwendet werden.

Allerdings verweist Zalando auch auf einige bereits eingefahrene Erfolge. 2019 verbrauchte der Konzern mehr als 44.000 Tonnen Verpackungsmaterial. 91 Prozent davon kamen aus erneuerbaren Quellen. Vielleicht ein Grund, warum Kunden, denen Nachhaltigkeit wichtig ist, rund um die Feiertage mit ihren Bestellungen Zalando vertrauen dürften. Ähnlich wie es Anleger bereits seit Jahren tun und der Zalando-Aktie dank des rasanten Unternehmenswachstums einen steilen Anstieg bescheren.

International Paper: Nachhaltigkeit ist gefragt

Nicht nur die Online-Händler und ihre Kunden stehen in der Pflicht, sondern auch die Hersteller von Verpackungsmaterialien. Dazu gehört allen voran International Paper (WKN: 851413 / ISIN: US4601461035). Das in Memphis im US-Bundesstaat Tennessee beheimatete Unternehmen zählt zu den weltweit führenden Herstellern von faserbasierten Verpackungen, Zellstoff und Papier. Dabei werden erneuerbare Ressourcen wie Holz in wiederverwertbare Produkte verwandelt. Mit den mehr als 50.000 Mitarbeitern, rund 34.000 in den USA, werden mehr als 25.000 Kunden in rund 150 Ländern bedient.

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Neben Verpackungsprodukten, die Waren schützen, den weltweiten Handel ermöglichen und die Sicherheit der Verbraucher gewährleisten sollen, hat International Paper unter anderem Zellstoff für Windeln, Tissue und andere Körperpflegeprodukte sowie Papier im Angebot. Knapp 70 Prozent der konzernweiten Umsatzerlöse werden jedoch mit Verpackungsmaterialien erzielt.

Im Geschäftsjahr 2019 lagen konzernweiten Erlöse bei insgesamt 22,4 Mrd. US-Dollar. Zudem ist Nachhaltigkeit ein großes Thema. Der Konzern hat es sich auf die Fahnen geschrieben, zu den erfolgreichsten, nachhaltigsten und verantwortungsvollsten Unternehmen der Welt zu gehören. Dies ist gewissermaßen überlebenswichtig. Schließlich hängt das gesamte Geschäft bei International Paper von der Nachhaltigkeit der Wälder ab.

Smurfit Kappa: Neue Verpackungslösungen

In Europa hat sich Smurfit Kappa (WKN: A0MLCS / ISIN: IE00B1RR8406) in den vergangenen Jahren zum führenden Anbieter bei der Produktion von Verpackungen aus Wellpappe, Wellpappenrohpapier und Bag-in-Box-Verpackungen entwickelt. Weltweit sind die Iren hinter International Paper die Nummer zwei bei Verpackungen aus Wellpappe und Wellpappenrohpapier. Mit seinen rund 46.000 Mitarbeitern ist Smurfit Kappa in 35 Ländern tätig. Dabei werden etwa 65.000 Kunden beliefert.

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Jedes Jahr kommt der Konzern auf eine Produktion von 10,5 Milliarden m2 an Verpackungen und 7,6 Millionen Tonnen Papier. Es werden etwa 6,5 Millionen Tonnen Papier pro Jahr recycelt. Damit die Produktion auch weiterhin reibungslos verläuft, kann man auf 68.000 Hektar Waldfläche zurückgreifen. 2019 lagen die konzernweiten Umsatzerlöse bei mehr als 9 Mrd. Euro. Diese sollen in Zukunft weiter zulegen.

Smurfit Kappa sieht sich sehr gut aufgestellt, um von wichtigen Trends wie den im Bereich E-Commerce benötigten Verpackungslösungen zu profitieren. Zumal man die immer stärker gefragten nachhaltigen, recyclebaren, biologisch abbaubaren und aus erneuerbaren Quellen hergestellten Produkte im Angebot hat.

Fazit

Der wachsende Berg an Verpackungsabfall stellt ein zunehmendes Problem dar. Allerdings bietet er auch Chancen. Vor allem denjenigen Unternehmen, die auf Nachhaltigkeit und eine Kreislaufwirtschaft setzen. Schließlich wächst auch das Bewusstsein bei Investoren für Themen wie Umweltschutz oder Nachhaltigkeit. Dies hat man in den Bereichen Öl, Gas und Erneuerbare Energien gesehen. Längst hat sich die Erkenntnis durchgesetzt, dass verantwortungsbewusstes Handeln nicht auf Kosten von Rendite gehen muss.

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