Hensoldt hat kaum einer auf dem Radar

Bildquelle: Pressefoto Hensoldt

Während die Mehrheit der Unternehmen durch die Corona-Krise im vergangenen Jahr kräftig zurückgeschlagen worden oder deshalb sogar in eine existenzielle Schieflage geraten sind, gibt es andere, die ihren Expansionskurs ungeachtet der Krise weiter fortsetzen konnten. Zu diesen glücklichen Auserwählten gehört auch der in Taufkirchen bei München ansässige Rüstungskonzern Hensoldt (WKN: HAG000 / ISIN: DE000HAG0005).

Rekord-Auftragsbestand

Die Erlöse 2020 wurden nach vorläufigen Zahlen auf Jahressicht um 8,3 Prozent auf 1,2 Mrd. Euro gesteigert. Der bereinigte Betriebsgewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) konnte sich dabei trotz kurzfristiger Anlaufeffekte in der Frühphase von Großprojekten im Vergleich zum Vorjahr um 1,7 Prozent auf 219 Mio. Euro verbessern.

Außerdem konnte HENSOLDT mit einem überraschend starken Auftragsbestand aufwarten. Dieser lag 2020 bei 3,4 Mrd. Euro (Vorjahr: 2,2 Mrd. Euro), was einen neuen Rekordwert bedeutete. Laut Finanzchef Axel Salzmann konnte das Unternehmen durch den erfolgreichen Börsengang und die gute Geschäftsentwicklung 2020 die Verschuldung dabei beinahe halbieren.

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Auf Expansions-Kurs

Hensoldt sieht die eigene Wachstumsstrategie der vergangenen Jahre auch 2020 erfolgreich fortgesetzt. So konnte der Konzern mit der inzwischen abgeschlossenen Übernahme der Geschäftseinheiten Air Traffic Management und Defence & Security von Tellumat (PTY) Ltd. die Präsenz auf dem afrikanischen Kontinent stärken. Dieser Schritt erweitert das Technologie-Portfolio, vor allem im Bereich der Radarentwicklung.

Außerdem wurde das Portfolio laut dem SDAX-Unternehmen ebenfalls durch die Akquisition von SAIL LABS, einem führenden Anbieter von KI-basierten Open-Source-Intelligence (OSINT)-Lösungen, um virtuelle Sensoren ausgebaut, womit das Unternehmen einen wichtigen Schritt hin zu einem der führenden Datenanalyse-Häuser im Sicherheits- und Verteidigungssektor in Deutschland mache.

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Um den Wachstumskurs konsequent fortzusetzen, hat Hensoldt 2020 mehr als 500 neue Arbeitsplätze in der Entwicklung und der Produktion geschaffen und rund 30 Mio. Euro in die Erweiterung des deutschen Standorts Ulm investiert.

Starker Ausblick

Was die weitere Geschäftsentwicklung anbelangt, zeigt sich Hensoldt dementsprechend optimistisch. So rechnet der Vorstand auch für das laufende Geschäftsjahr 2021 mit einer anhaltend positiven Geschäftsdynamik und erwartet einen währungs- und portfoliobereinigten Konzernumsatz in der Spanne zwischen 1,4 und 1,6 Mrd. Euro (2020: 1,2 Mrd. Euro). Dabei wird eine bereinigte EBITDA-Marge von etwa 18 Prozent auf Vorjahresniveau angepeilt (2020: 18,2 Prozent). Die Nettoverschuldung soll weiter verringert werden.

Hensoldt blickt auf eine noch junge Erfolgsgeschichte zurück. So ging das Unternehmen aus der Elektroniksparte des Rüstungsgeschäfts des Airbus-Konzerns (WKN: 938914 / ISIN: NL0000235190) hervor. Ende Februar 2017 veräußerte Airbus 74,9 Prozent der Anteile an dieser Geschäftssparte an den US-Finanzinvestor KKR & Co. Inc. (WKN: A2LQV6 / ISIN: US48251W1045). Den restlichen Anteil in Höhe von 25,1 Prozent übernahm Hensoldt 2018 von Airbus.

Marktführer im Verteidigungs- und Sicherheitsbereich

Der Geschäftsfokus von Hensoldt liegt auf der Entwicklung von Sensorlösungen für Verteidigungs- und Sicherheitsanwendungen. Dazu gehören unter anderem Radare, die beispielsweise im Eurofighter und der Fregatte 125 der deutschen Marine eingesetzt werden, Wärmebildgeräte, Restlichtverstärker, Laserentfernungsmesser, militärische und zivile Avionik-Systeme (u.a. Lageerfassungssysteme, militärische Missionscomputer, Flugschreiber) und im Bereich der elektronischen Kampfführung Systeme zur Erfassung und Auswertung von Radar- und Funksignalen sowie Störsysteme („Jammer“), die zum Beispiel dem Schutz von Konvois oder einzelnen Fahrzeugen gegen improvisierte Bomben dienen.

Eigenen Angaben nach gehört das Unternehmen, das über 5.600 Mitarbeiter beschäftigt und neben Deutschland auch über Standorte in Frankreich, Großbritannien und Südafrika verfügt, im Verteidigungs- und Sicherheitsbereich zu den Markt- und Technologieführern in Europa. Außerdem baut Hensoldt das Portfolio im Bereich Cyber kontinuierlich aus und entwickelt neue Produkte zur Bekämpfung eines breiten Spektrums von Bedrohungen auf der Grundlage innovativer Ansätze für Daten-Management, Robotik und Internet-Sicherheit.

Der Börsen-Newcomer

Hensoldt ging im September 2020 an die Börse, wobei der Ausgabepreis der Aktie bei 12,00 Euro lag. Bis Anfang März 2021 konnte sich der Kurs der seit Dezember vergangenen Jahres im Nebenwerteindex SDAX notierten Papiere auf zeitweise rund 14 Euro verbessern. Ein neues Kaufsignal würde es hier geben, wenn der Sprung über das bisherige Jahreshoch vom Januar bei 15,83 Euro gelingt. Das nächste Kursziel wäre dann die runde 20-Euro-Marke.

Wegen der guten Entwicklung im Geschäftsjahr 2020 will der Vorstand dem Aufsichtsrat und der Hauptversammlung am 18. Mai 2021 eine Dividendenausschüttung in Höhe von 20 Prozent des bereinigten Jahresüberschusses für das Jahr 2020 vorschlagen. Das entspricht einer Dividende von 0,13 Euro pro Aktie, womit sich bei der Hensoldt-Aktie aktuell eine Dividendenrendite von 0,9 Prozent errechnet.

Einstieg der Bundesrepublik

Auch die Bundesrepublik Deutschland wird bei Hensoldt künftig zu den Aktionären gehören. Die deutsche Bundesregierung kündigte im Dezember 2020 an, 25,1 Prozent der Hensoldt-Anteile von KKR erwerben zu wollen. Die Bundesregierung begründete den Einstieg mit einer Sperrminorität vor allem mit der Bedeutung von Hensoldt für die Bundeswehr. Laut der entsprechenden Mitteilung ist die Gewährleistung der sicherheits- und verteidigungsindustriellen Schlüsseltechnologien von besonderem nationalen Interesse.

Fazit

Die Geschäfte für den Rüstungskonzern Hensoldt laufen hervorragend, wie der kräftige Umsatzanstieg und ein neuer Rekord-Auftragseingang im Jahr 2020 zeigten. Die SDAX-Aktie gehört deshalb zu den aussichtsreichsten Börsen-Newcomern.

Bildquelle: Pressefoto Hensoldt