Palfinger stolpert ins neue Jahr, aber …

Bildquelle: Pressefoto PALFINGER AG

Unternehmen sehen sich immer stärker der Bedrohung von Cyber-Angriffen ausgesetzt. Welche erheblichen Schäden durch Internet-Angriffe verursacht werden können, zeigte sich zuletzt am Beispiel Palfinger (WKN: 919964 / ISIN: AT0000758305).

Cyber-Angriff mit erheblichen Folgen

Der österreichische Kranhersteller wurde Ende Januar Opfer einer Cyber-Attacke. Ein Hacker-Angriff legte die meisten Werke des in Bergheim im österreichischen Bundesland Salzburg ansässigen Kranherstellers für rund zwei Wochen lahm. Fast alle Standorte weltweit waren davon betroffen. Als Reaktion schaltete das Unternehmen sämtliche IT-Systeme kontrolliert ab.

Wie der „ORF“ Mitte März berichtete, entschied sich Palfinger im Anschluss dazu, ein Lösegeld zu bezahlen, mit der die Cyber-Attacke aus dem Darknet beendet werden konnte.
Wie viel der Konzern dafür zahlte, wurde nicht bekanntgegeben. Zumindest einen Teil der Kosten will Palfinger über eine Versicherung erstattet bekommen. Laut Palfinger ermitteln Europol und Interpol, aber eine konkrete Spur konnte bislang noch nicht verfolgt werden.

Produktionsrückstand bis Ende Juni aufgeholt

Wie hoch die mit der Attacke verbundenen Kosten und die Umsatzeinbußen ausgefallen sind, kann Palfinger noch nicht beziffern. Ende Februar erklärte der Konzern, dass der Produktionsrückstand mit Samstagsarbeit, Mehrarbeit und einer Anpassung des Schichtmodells wieder aufgeholt werden soll, um den Umsatzausfall möglichst gering zu halten. Das dürfte aber nicht mehr im ersten Quartal gelingen, sondern könnte bis Ende Juni dauern.

Wegen des Cyber-Angriffs soll die Betriebsergebnis-Marge voraussichtlich im ersten Quartal 2021 unter dem Vorjahresquartal liegen, der Umsatz wird Palfinger zufolge aber höher als im Vorjahr ausfallen. Das neue Jahr 2021 ist damit für Palfinger nicht gut gestartet, nachdem bereits das Vorjahr 2020 eine Herausforderung war.

Corona-Rückschlag

So verringerten sich die Erlöse 2020 auf Jahressicht um 12,5 Prozent auf 1,53 Mrd. Euro, der Konzerngewinn brach um 35,7 Prozent auf 62,9 Mio. Euro ein. Dass die Einbußen nicht noch stärker ausfielen, war vor allem der guten Absatzentwicklung bei Kränen für die boomende Bauwirtschaft zu verdanken.

Liquiditäts- und Strukturkosten-Senkungsprogramm

Außerdem reagierte Palfinger mit der Umsetzung eines Liquiditäts- und Strukturkosten-Senkungsprogramms. Des Weiteren wurden die Personalkosten in Österreich durch Kurzarbeit und in anderen Ländern durch ähnliche Modelle und Förderprogramme gesenkt. Die Mitarbeiterzahl ging im Jahr 2020 auf Jahressicht um rund 300 auf 10.800 zurück.
Für das laufende Jahr gibt sich Palfinger-Vorstandchef Andreas Klauser optimistisch. Der CEO erwartet für das erste Halbjahr ein positives Marktumfeld und volle Auftragsbücher, auch wenn das hohe Marktrisiko wegen der Corona-Pandemie bestehen bleibe.

Vorkrisenniveau soll 2021 wieder erreicht werden

Beim Umsatz soll 2021 wieder das Vorkrisenniveau erreicht werden. Der Umsatz dürfte demnach bei über 1,7 Mrd. Euro und die EBIT-Marge bei acht Prozent liegen. Außerdem wird ein historisch hohes Investitionsvolumen von 100 Mio. Euro eingeplant.

Auch was die weitere Geschäftsentwicklung anbelangt, gibt sich der Palfinger-Vorstand zuversichtlich. So liegen die Finanzziele für 2024 bei einem Umsatz von zwei Mrd. Euro, der über organisches Wachstum erreicht werden soll, und bei einer durchschnittlichen EBIT-Marge von zehn Prozent.

Starke langfristige Geschäftsentwicklung

Mit Blick auf die langfristige Geschäftsentwicklung von Palfinger ist dieser positive Ausblick leicht nachvollziehbar, denn mit Ausnahme des Corona-Jahres 2020 wurden die Erlöse hier schon seit vielen Jahren kontinuierlich gesteigert, was zeigt, wie groß die Nachfrage nach den Produkten ist. Das Angebot des Unternehmens, dessen Ursprung in einer von Richard Palfinger 1932 gegründeten Reparatur- und Schlosserwerkstatt liegt, umfasst eine Vielzahl von hydraulischen Hebe- und Ladevorrichtungen.

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Der Kranen-Weltmarktführer

Bekannt ist Palfinger vor allem für die auf Lkw montierten Krane mit Knickarm. Mit diesem Produkt ist Palfinger mit rund 150 Modellen und einem Marktanteil von mehr als 30 Prozent die weltweite Nummer eins. Als multinationale Unternehmensgruppe verfügt Palfinger über 38 Fertigungs- und Montagestandorte in Europa, den GUS-Ländern (Gemeinschaft unabhängiger Staaten), Nord- und Südamerika sowie Asien. Dazu kommen über 5.000 Vertriebs- und Servicestützpunkte auf allen Kontinenten.

Über 95 Prozent der Produkte werden in mehr als 130 Länder exportiert. Neben den auf Lkws montierten Knickarm-Kranen ist Palfinger auch bei Forst- und Recyclingkranen im On- und Offroad-Bereich und bei Hooklifts (Hakenlifte) der weltweit führende Hersteller.

Produkte wie der Mitnahmestapler und Ladebordwände oder LKW-montierte Hubarbeitsbühnen erweitern seit Jahren Schritt für Schritt das Produktangebot. Mit High-Tech-Eisenbahn-Anwendungen und Brückeninspektionsgeräten ist Palfinger europäischer Technologie- und Marktführer in diesem Bereich. Palfinger Marine ist der global führende Hersteller von maßgeschneiderten Deckausrüster- und Handling-Lösungen für die maritime Industrie.

Hier liegen die nächsten Kursziele

An der Börse wurde die Aktie von Palfinger (Dividendenrendite: 1,4 Prozent) im März 2020 im Zuge des Corona-Börsen-Crashs auf 15 Euro zurückgeschlagen, konnte sich bis Mitte März 2021 aber zeitweise mehr als verdoppeln (aktuell: 31,70 Euro). Die Aktie notiert damit wieder im großen Abstand über der 200-Tage-Linie (25 Euro), was den übergeordneten Aufwärtstrend bedeutet. Die nächsten Kursziele sind hier das 2017er-Jahreshoch bei 42,39 Euro und das knapp darüber liegende 2007er-Allzeithoch bei 42,90 Euro.

Fazit

Nachdem Palfinger im vergangenen Jahr durch die Corona-Krise zurückgeworfen worden ist, folgte Anfang 2021 durch einen Cyber-Angriff ein erneuter Tiefschlag. Trotzdem soll im laufenden Jahr wieder das Umsatz-Vorkrisen-Niveau erreicht werden. Auch der mittelfristige Ausblick ist positiv. Damit bestehen gute Chancen, dass die Palfinger-Aktie die Kurs-Rallye der vergangenen Monate weiter fortsetzen wird. Bis zu den vorangegangenen Tops eröffnet sich weiteres, kräftiges Gewinnpotenzial.

Bildquelle: Pressefoto PALFINGER AG