Konjunktur: Zyklische Branchen kommen wieder

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Die Impfkampagnen bilden den Schlüssel für mögliche Lockerungen der bestehenden Shutdown-Maßnahmen und damit auch für den Start eines breiten, alle Wirtschaftssektoren umfassenden, Aufschwungs. Wir gehen weiterhin davon aus, dass der Aufschwung im Laufe des zweiten Quartals gelingt und – analog zum Vorjahr – auch in Europa ein sehr dynamischer Aufschwung im dritten Quartal stattfinden wird.

Weltweite Corona-Entwicklung im Blick

Wichtig bleibt aber auch der Fokus auf einige große Schwellenländer. Vor allem in Indien steigt die Anzahl der neuen Coronafälle weiterhin, zuletzt auf nahezu 315.000 pro Tag und damit so hoch wie noch in keinem anderen Land. Die Folge sind erheblich überlastete Gesundheitssysteme und ein starker Anstieg der Todesfälle.

Neben negativen wirtschaftlichen Rückwirkungen für die betroffenen Staaten, können aus dieser Entwicklung aber auch neue resistentere Corona-Mutationen entstehen, die wiederum auf anderen Regionen der Welt übergreifen. Daher ist ein zunehmender Impffortschritt auch in den Schwellenländern global von hoher Bedeutung.

Positiver Ausblick

Die neueste Gemeinschaftsdiagnose der führenden deutschen Wirtschaftsforschungsinstitute bestätigt den positiven Ausblick für Deutschland mit einem erwarteten Wachstum in Höhe von 3,7 Prozent in 2021 und 3,9 Prozent in 2022 – bei weiterhin relativ hoher Prognoseunsicherheit.

Die Anzahl der Erwerbstätigen würde nach einem relativ moderaten Einbruch während der Rezession demzufolge Ende 2022 wieder das Vorkrisenniveau erreichen. Trotzdem fällt das Haushaltsminus des Bundes im letzten und im laufenden Jahr mit jeweils etwa 4,5 Prozent moderat aus. So liegt der Preis für den extrem dynamischen Aufschwung in den USA i.S. eines Haushaltssaldos in Höhe von jeweils etwa -15 Prozent in beiden Jahren ungleich höher.

Nicht mehr günstig

Die in den letzten Monaten leicht rückläufige Industrieproduktion in Deutschland dürfte nur ein vorübergehendes Phänomen sein, da die eingehenden Aufträge für die deutsche Industrie erneut anzogen. Die außerordentlich deutliche Konjunkturerholung in den USA wird auch hierzulande für eine anhaltende hohe Exportnachfrage sorgen.

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Die internationalen Aktienmärkte sind, wie die meisten anderen Anlageklassen, nach den vielfach sehr deutlichen Kursgewinnen auch im ersten Quartal 2021 nicht mehr günstig und haben teilweise Bewertungsniveaus wie zuletzt zur Jahrtausendwende erreicht. Allerdings rechtfertigt das wohl noch anhaltend niedrige Zinsniveau zumindest einen Teil der aktuellen Bewertungen.

Zyklische Branchen profitieren

Darüber hinaus sprechen mittelfristig der anstehende globale Konjunkturaufschwung mit vielfach weit überdurchschnittlichen Wachstumsraten, die anhaltende geld- und fiskalpolitische Unterstützung, das leicht inflationäre Umfeld sowie die geopolitischen Entwicklungen im Zuge der Übernahme der neuen US-Administration unter Joe Biden für weitere Kurssteigerungen – auch wenn zwischenzeitliche Korrekturen nicht auszuschließen sind.

Bank-Aktien könnten wieder gesucht werden. Bildquelle: Pixabay / csalow

Profitieren werden vor allem zyklische Branchen, Banken im Zuge steilerer Zinsstrukturkurven und möglicherweise aufzulösender Risikorückstellungen sowie weiterhin ausgewählte Technologieunternehmen. Bei den von der Coronakrise besonders profitierenden Unternehmen werden die Kurspotenziale allerdings durch eine Normalisierung der Umsatz- und Gewinnerwartungen zunächst etwas gebremst.

Was macht der Euro?

Regional besonders interessant sind die Volkswirtschaften Asiens exkl. China, da sie sowohl von künftig stärker auf die Region ausgerichteten Handelsaktivitäten Chinas, den Bestrebungen westlicher Staaten nach einer Reduzierung der Lieferkettenabhängigkeit von China und der sehr jungen und dynamischen Bevölkerung profitieren.

Die Aussichten für den Euro bleiben positiv. Einerseits dürfte keine erhebliche Belastung durch eine deutliche Ausweitung der Zinsdifferenz im Vergleich zum US-Dollarraum entstehen. Zudem ist das Potenzial für positive Wachstumsüberraschungen in Europa höher als in den USA.

Ein Kommentar von Carsten Mumm

Er ist Chefvolkswirt bei der Privatbank Donner & Reuschel. Das Traditionshaus mit Sitz in Hamburg und München setzt auf qualifizierte und umfassende Beratung für vermögende Privatkunden, Unternehmer, Immobilienkunden und institutionelle Kunden.

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