Das Laufband-Desaster bei Peloton und die Folgen

Bildquelle: Pressefoto Peloton Interactive

Im vergangenen Jahr wurde Peloton Interactive (WKN: A2PR0M / ISIN: US70614W1009) als großer Profiteur der Corona-Pandemie gehandelt. Denn in der Corona-Krise verbringen die Menschen mehr Zeit zu Hause und nutzen dabei auch immer öfters die Trainingsgeräte und Online-Sport-Angebote des US-Unternehmens, um sich auch in den häuslichen vier Wänden fit zu halten.

Das schlug sich auch an der Börse nieder. Der Aktienkurs hatte sich 2020 mehr als verfünffacht (+420 Prozent). Doch nach der beeindruckenden Kurs-Rallye, die im Januar dieses Jahres in einem neuen Rekordhoch bei 140 Euro gipfelte, gingen die Notierungen in den Sinkflug über.

Viele Anleger dürften das zuvor sehr ambitionierte Kursniveau für Gewinnmitnahmen genutzt haben. Auch die Befürchtung, dass sich die hohe Nachfragedynamik von 2020 in den Zeiten nach der Corona-Krise nicht aufrechterhalten lässt, hatte für Verkaufsdruck gesorgt.

Laufbänder sorgen für Hiobsbotschaft

Hinzu kam im März eine regelrechte Hiobsbotschaft. Das rund 4.300 US-Dollar teure Laufband-Modell „Tread+“ war in die Schlagzeilen geraten, als der Tod eines sechsjährigen Kindes publik wurde, das unter den Teppich des Laufbandes gezogen worden war.

Wenige Wochen später berichtete die US-Verbraucherschutzbehörde CPSC von 72 Unfällen, 29 davon bei Kindern, bei denen es unter anderem zu Schürfwunden, Knochenbrüchen und offenen Verletzungen gekommen sei.

Peloton startet großen Produkt-Rückruf

Peloton Interactive stritt noch vor wenigen Wochen die Probleme mit seinen Laufbändern ab, doch nun gab es die Kehrtwende. Insgesamt rund 125.000 Geräte des Modells Tread+ und 1.050 des etwas günstigeren Modells „Tread“ werden vom Unternehmen zurückgerufen.

Peloton und die CPSC riefen die Nutzer dazu auf, die Nutzung beider Geräte sofort einzustellen. Peloton-CEO John Foley entschuldigte sich dafür, dass der Konzern Mitte April zunächst die Warnung der Verbraucherschützer zurückgewiesen hatte. Laut Foley hat Peloton einen Fehler gemacht.

Peloton musste eine große Laufband-Rückrufaktion starten. Es droht zudem eine Klagewelle. (Bildquelle: Pressefoto Peloton Interactive)

Eine Klagewelle droht

Wegen den betroffenen Laufbändern, die in Deutschland nicht vertrieben werden, droht dem Unternehmen jetzt eine Klagewelle. Die ersten Sammelklagen wurden bereits bei US-Gerichten eingereicht. Anwaltskanzleien rufen neben den betroffenen Kunden auch Peloton-Aktionäre auf, sich an den Verfahren zu beteiligen, um Schadenersatz für angeblich wegen der Sicherheitsmängel verbuchte Kursverluste einzuklagen.

Auch wenn die gerichtliche Klärung der Vorwürfe viel Zeit in Anspruch nehmen dürfte, kratzen die jüngsten Entwicklungen jetzt erheblich am Glanz des Vorzeigeunternehmens, das 2012 gegründet und 2013 mit Hilfe einer Finanzierungskampagne auf Kickstarter.com ins Leben gerufen wurde.

Die Bekanntgabe der Laufband-Rückrufaktion sorgte an der Börse dafür, dass sich die vorangegangene Aktien-Talfahrt nochmals beschleunigte. Am Mittwoch brach der Kurs um zwölf Prozent auf 69,47 Euro ein, was den tiefsten Stand seit dem September zurückliegenden Jahres bedeutete (aktuell: 69,00 Euro).

Wieder ein Milliardenumsatz erzielt

Die guten Quartalszahlen, die am 6. Mai bekanntgegeben worden sind, konnten der Aktie zunächst keinen Auftrieb geben. Zwischen Januar und März verzeichnete Peloton einen Umsatz von 1,3 Mrd. US-Dollar, was gegenüber dem ersten Quartal 2020 (525 Mio. US-Dollar) ein beeindruckendes Plus von 148 Prozent bedeutete.

Das war nach dem Weihnachtsquartal der zweite Dreimonatszeitraum in der Firmengeschichte, in dem ein Milliarden-Umsatz verbucht werden konnte. Analysten rechneten nur mit Erlösen von im Schnitt 1,1 Mrd. US-Dollar.

Verluste wesentlich eingegrenzt

Das Ergebnis lag bei minus 0,03 US-Dollar je Aktie (minus 8,6 Mio. US-Dollar; Analysten-Prognose: minus 0,12 US-Dollar), womit der Verlust gegenüber dem Vorjahreszeitraum (Q1 2020: minus 0,20 US-Dollar) wesentlich eingegrenzt werden konnte. Belastend wirkten unter anderem Investitionen von 100 Mio. US-Dollar, die dazu dienten, mit schnelleren Transporten per Flugzeug und Schiff Lieferverzögerungen zu beheben.

Die in New Yorker City ansässige Firma muss nun aber den Rückruf der Laufbänder verkraften. Laut Peloton wird der Umsatz dadurch im laufenden Vierteljahr (April bis Juni) insgesamt um 165 Mio. US-Dollar sinken. Ob diese Zahl tatsächlich realistisch ist?

Nach der Prognose der Rückruf-Folgen für die Erlöse in der Telefonkonferenz drehte die Aktie wieder ins Plus und verzeichnete am Freitagvormittag zeitweise einen Kursgewinn von sechs Prozent (aktuell: 73,20 Euro).

So geht es für die Peloton-Aktie jetzt weiter

Wie es für die Peloton-Aktie in den kommenden Monaten weitergeht, dürfte entscheidend davon abhängen, ob das hohe Umsatzniveau aufrechterhalten oder sogar weiter gesteigert werden kann und wie stark sich das Laufband-Desaster weiter auf die Finanzlage und die Reputation auswirken wird. Vor allem das Thema Sammelklagen sollte man als Anleger hier genau im Auge haben.

Charttechnisch ist Peloton nach dem jüngsten Kurseinbruch schwer angeschlagen. Hier muss sich erst noch ein tragfähiger Kursboden ausbilden. Vorerst zeigen die Trendpfeile hier weiter nach unten.

Anleger, die von der Fortsetzung des Abwärtstrends bei der Peloton-Aktie überzeugt sind, können mit einem Short-Zertifikat (WKN: MA6J4W / ISIN: DE000MA6J4W0) gehebelt von Kursverlusten profitieren. Wer dagegen auf einen Turnaround setzen will, kann zu passenden Long-Zertifikaten greifen (WKN: MA2ARL / ISIN: DE000MA2ARL0).

Bildquelle: Pressefoto Peloton Interactive