Biontech: Eine (un)nötige Diskussion

(Bildquelle: Pressefoto © BioNTech SE 2020, all rights reserved)

Mit dem Impfstoff BNT162b2 (“Comirnaty®”) haben Biontech (WKN: A2PSR2 / ISIN: US09075V1026) und Pfizer (WKN: 852009 / ISIN: US7170811035) der Menschheit ein wirkungsvolles Instrument im Kampf gegen COVID-19 zur Verfügung gestellt. Neben den Chancen für den US-Pharmariesen und das aufstrebende Biotechnologieunternehmen aus Mainz ist aber auch eine Diskussion um die Verfügbarkeit dieses Mittels entbrannt.

Ist eine Patentaufhebung wirklich der richtige Weg?

Die Diskussion um den Zugang zu Corona-Impfstoffen gewann so richtig an Fahrt, als US-Präsident Joe Biden für eine Lockerung des weltweiten Schutzes von Pharma-Patenten eintrat. Auf diese Weise sollten auch ärmere Länder einen schnelleren und besseren Zugang zu den Corona-Impfstoffen erhalten. Entsprechend unterstützt auch die Weltgesundheitsorganisation (WHO) eine solche Aussetzung von Patenten für Corona-Vakzine.

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Diese Diskussion hatte den Kurs der Biontech-Aktie zeitweise kräftig unter Druck geraten lassen. Für etwas Entlastung sorgte unter anderem der Standpunkt der EU. Diese bekennt sich weiterhin zum Patentschutz. So sagte EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen auf einer Konferenz in Portugal, dass die Patentaufhebung kurz- und mittelfristig nicht eine einzige zusätzliche Dosis bringen würde.

Ähnlich sieht man dies bei Biontech. Unternehmenschef Uğur Şahin sagte gegenüber dem “Spiegel”, dass Patente nicht der begrenzende Faktor für die Produktion oder Versorgung mit ihrem Impfstoff seien. Sie würden kurz- und mittelfristig die weltweite Produktion und Versorgung nicht erhöhen, sagte er weiter. Wichtiger sei es, die Produktionskapazitäten zu erhöhen.

Biontech baut weltweite Präsenz aus

Genau daran arbeitet man bei Biontech auf Hochtouren. Insbesondere in einer neuen Produktionsstätte in Marburg. Dort sollen im ersten Halbjahr 2021 bis zu 250 Millionen Dosen BNT162b2 produziert werden. Mit vollständigem Betrieb können hier laut Unternehmensangaben jährlich sogar bis zu einer Milliarde Dosen des COVID-19-Impfstoffs hergestellt werden.

Schon heute ist Biontechs Marburger Produktionsstätte eine der größten mRNA-Impfstoffproduktionsstätten in Europa und weltweit. Auch außerhalb Europas ist Biontech aktiv. Die globale Präsenz soll durch die Eröffnung eines südostasiatischen Unternehmenssitzes in Singapur ausgebaut werden. Dort entsteht auch eine vollständig integrierte mRNA-Produktionsstätte.

Diese soll regionale und globale Herstellungskapazitäten für Biontechs wachsende Pipeline an mRNA-basierten Impfstoffkandidaten bieten. Neben neuen mRNA-Impfstoffen und -Therapeutika gegen Infektionskrankheiten sind auch entsprechende Mittel gegen Krebs geplant. Der Standort soll 2023 in Betrieb genommen werden.

Das große Potenzial der mRNA-Technologie

Für seinen Corona-Impfstoff erhielt Biontech die erste Zulassung für einen genbasierten Impfstoff überhaupt. Das Unternehmen hat jedoch auch abseits von COVID-19 viel Erfahrung. Beispielsweise sah die Partnerschaft mit Pfizer ursprünglich die Zusammenarbeit an Influenza-Impfstoffen auf Basis der mRNA-Technologie vor. Die Vorteile liegen auf der Hand. Mithilfe von mRNA-Mitteln sollen körpereigene Kräfte so weit gestärkt werden, dass sie Krankheiten bekämpfen.

Die Impfstoffe enthalten die gentechnische Information, den Code des Virus (Virusantigen) und helfen dem Körper selbst dieses Antigen zu produzieren und einen Immunschutz aufzubauen. Wenn der Körper mit dem Virus in Kontakt kommt, erkennt das Immunsystem das spezifische Antigen und kann das Virus und somit die Infektion schnell und gezielt bekämpfen. Es sind patientenspezifische Medikamente und Impfstoffe für allerhand Krankheiten denkbar.

Lohnendes Geschäft

Welche Möglichkeiten sich Biontech mit erfolgreichen Impfstoffen auf mRNA-Basis bieten, zeigte sich im ersten Quartal 2021. Zwischen Januar und März 2021 lagen die konzernweiten Umsatzerlöse bei 2,05 Mrd. Euro, nachdem im Vorjahreszeitraum gerade einmal 27,7 Mio. Euro umgesetzt worden waren. Den raschen Anstieg führte das Management vor allem auf die Steigerung der weltweiten COVID-19 Impfstoff-Versorgung zurück.

Darüber hinaus wurde im Auftaktquartal ein Nettogewinn in Höhe von 1,13 Mrd. Euro eingefahren. Ein Jahr zuvor stand noch ein Verlust in Höhe von 53,4 Mio. Euro zu Buche. Damit ist das Ende der Fahnenstange allerdings noch lange nicht erreicht. Die geschätzten COVID-19-Impfstoffumsätze bei Auslieferung der derzeit unterzeichneten Lieferverträge (ca. 1,8 Milliarden Dosen) liegen laut Unternehmensangaben bei rund 12,4 Mrd. Euro.

FAZIT

Während Biontech und Pfizer inzwischen die vollständige Zulassung ihres Corona-Impfstoffes in den USA anstreben und damit den direkten Zugang zu den Konsumenten, hat die Diskussion um eine Patentaufhebung die Stimmung rund um Biontech an der Börse etwas eingetrübt. Während die Patentaufhebung nicht notwendiger Weise kommen muss, ist Biontech zudem nicht ausschließlich auf COVID-19 beschränkt, so dass dem Biotechnologieunternehmen viele Möglichkeiten auf seinem Weg zu einem eigenständigen, voll integrierten Pharmakonzern offen stehen.

Anleger, die von der Stärke der BioNTech-Aktie überzeugt sind, können mit einem Mini-Future Long (WKN: MC9ZPZ / ISIN: DE000MC9ZPZ4) sogar gehebelt von Kurssteigerungen profitieren.

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