Was wir von US-Anlegern (nicht) lernen sollten

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Aus den USA hört man dieser Tage mehr oder minder beunruhigende Zahlen. Die US-Amerikaner kaufen dort vermehrt Aktien auf Pump. Entsprechende Wertpapierkredite sollen sich auf mehr als 800 Mrd. US-Dollar belaufen – Tendenz steigend. Eine Zahl, die wir alarmierend finden.

Gewaltige Wertpapierkredite

Zur besseren Einordnung sollte man zwei Vergleichszahlen kennen: Vor dem Lehman-Crash 2008 lag das Volumen solcher Wertpapierkredite bei rund 360 Mrd. US-Dollar, zu Zeiten der Dotcom-Blase 2000 betrug es lediglich 300 Mrd. US-Dollar. Generell scheint die aktuelle Höhe der Kredite laut diverser US-Broker auch kein Problem zu sein – so lange die Hausse weitergeht.

Auf der anderen Seite finden wir es positiv, wie pragmatisch die US-Anleger mit dem Thema Börse umgehen. Konkret: Einer Umfrage der Investmentbank Jefferies ergab, dass 70 Prozent der Privatanleger auch nach der Corona-Zeit weiterhin oder teilweise gar stärker am Aktienmarkt aktiv sein wollen. So manchen scheint der leichte(re) technologische Zugang (mit Apps) in der Pandemie zur Börse mit teils niedrigen Kosten gefallen zu haben. Wenn das Ganze auch noch im vernünftigen Rahmen geschieht und eben nicht auf Pump, dann ist alles gut.

Was US-Anleger an der Wall Street machen, dient vielen Anlegern weltweit als Vorbild. (Bildquelle: markteinblicke.de)

Keine Aktien auf Pump

Erinnern wir uns nur einmal an die US-Immobilienkrise 2007 und die Blase bei den Subprime-Krediten. Auch damals wurden im großen Stil Häuser auf Kredit gekauft und bei steigenden Immobilienpreisen einfach das Darlehen erhöht. Ähnlich dürfte es auch derzeit bei vielen Wertpapierkrediten laufen. Steigende Kurse führen also zu einer Ausweitung der Kredite. Dieses Kreditwachstum geht so lange gut, bis eine Korrektur der Märke kommt. Dann heißt es „Margin Call“ und die Banken wollen neue Sicherheiten. Das bedeutet:

Wer diese Sicherheiten leisten kann, muss nichts befürchten und kann auf wieder steigende Kurse setzen. Wer dann jedoch keine neuen Sicherheiten hat, muss sein Depot im schlimmsten Fall auflösen. Die Folge: es kommt zu Notverkäufen der Anleger, die Aktien auf Pump gekauft haben. Für diejenigen Anleger, die Aktien auf Pump gekauft haben, dürfte ein solcher Notverkauf jedoch der Ruin sein. Für den Gesamtmarkt sind solche Notverkäufe ebenfalls erst einmal Gift – zugleich hat so mancher in diesen Zeiten den Grundstein für späteren Reichtum gelegt.

Ein Blick in die Geschichte

Wer mahnende Erzählungen dazu lesen will, sollte sich einmal mit den Folgen des Crashs von 1929 beschäftigen. Auch damals gab es schon Wertpapierkredite und schon vor knapp 100 Jahren sorgten Aktienkäufe auf Pump für viele Privatkonkurse und persönliche Tragödien. Von daher sollte kein Anleger – selbst bei einer langandauernden Hausse – mit dem Geld anderer Aktien kaufen. Das heißt:

Schuster, bleib´ bei deinen Leisten

Wer kein Geld zum Anlegen hat, muss seinen Vermögensaufbau auf andere Weise gestalten und eventuell einfach kleinere Brötchen backen. Anleger, die aus reiner Gier, mit zusätzlichem, geliehenen Geld auf steigende Kurse wetten, werden damit auch keinen erfolgreichen Vermögensaufbau vollziehen. Dafür sind Ausdauer und Realismus, was die tatsächlich erzielbaren Renditen angeht, viel entscheidender.

Man kann dieses Verhalten im Übrigen derzeit sehr eindrucksvoll im Bereich der Kryptowährungen beobachten. Wenn ernsthaft zweistelligen Renditen innerhalb von Monaten in Aussicht gestellt werden und das auch noch als Vermögensaufbau verkauft wird, sollte man ganz schnell die Beine in die Hand nehmen. Spekulieren ist das eine, investieren und Geldanlage betreiben das andere.

In diesem Sinne,
weiterhin viel Erfolg bei der Geldanlage

Ihre marktEINBLICKE-Gründer
Christoph A. Scherbaum & Marc O. Schmidt

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